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Ungeahnte Vorräte

Geologie. - Experten gehen davon aus, dass die Erdgasvorräte noch rund 70 Jahre reichen. Allerdings hat die Reichweite in der Vergangenheit nie abgenommen, weil die geförderten Mengen durch neu entdeckte Vorräte ausgeglichen wurden. Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich haben jetzt in "Nature" erläutert, dass im Erdinneren vermutlich noch weitaus größere Mengen an Erdgas schlummern als bislang vermutet.

    Texas ist der Öl- und Gasstaat der USA, doch in seinem Untergrund könnte weitaus mehr Erdgas schlummern als bislang gedacht. Darauf ist eine Forschergruppe der ETH Zürich und des amerikanischen Ölmultis Chevron gestoßen. Sie fanden Gasvorkommen, die unvorstellbare 280 Millionen Jahre alt sind. Bislang gingen die Explorateure davon aus, dass Erdgas spätestens nach 60 bis 70 Millionen Jahren aus dem Boden entwichen ist, und hatten daher gar nicht in älteren Gesteinen gesucht.

    Über einen Umweg gelang es den Wissenschaftlern um Chris Ballentine, das Gasvorkommen im Valverde zu datieren. Sie fanden in dem Vorkommen Kohlendioxid, das mit Helium-3, einem seltenen Isotop, vermischt war. Helium-3 entsteht tief im Erdinneren und gerät nur durch Vulkanausbrüche an die Oberfläche. "Untersucht man die Geschichte des Magmatismus in dieser Region, dann ist das Kohlendioxid in der Lagerstätte 300 Millionen Jahre alt", erklärt Ballentine. Weitere Untersuchungen zeigten dann, dass das Erdgas nur wenig jünger ist. Die Wissenschaftler glauben, dass es vor rund 280 Millionen Jahren entstand, als Südamerika mit Nordamerika kollidierte und das riesige Beckensystem des US-Südens entstand. In ihm sind die größten Erdöl- und Erdgasvorräte des amerikanischen Festlands gespeichert. Wenn sich die Entdeckung bestätigen lässt, könnten sehr viel ältere Gesteine als mögliche Reservoirs für fossile Brennstoffe in Frage kommen. Allerdings ist es noch zu früh, um darüber genaueres zu sagen. "Wir wissen noch gar nicht, wie in aller Welt das Gas so lange Zeiträume überdauern konnte", so Ballentine.

    [Quelle: Dagmar Röhrlich]