Es funktioniert ähnlich wie eine Infektion. Eine winzige Wunde genügt, schon bekommt der Erreger seine Chance. "Wunden", die den tropischen Regenwald krank machen, sind ebenfalls winzig: Eine Straße, die in den Regenwald geschlagen wird, genügt. Mit ihr kommen Farmer, Holzfäller und Siedler ins Gebiet und im Gefolge Pflanzenarten, die im Regenwald nichts zu suchen haben. Prof. Ingo Kowarik vom Institut für Ökologie der Technischen Universität Berlin:
Man hat früher immer gedacht, dass Urwälder resistent gegen das Eindringen fremder Arten sind. Inzwischen weiß man, dass das grundsätzlich möglich ist, ganz einfach, es hängt davon ab, ob natürliche Störungen Nischen öffnen, etwa Stürme oder Erdrutsche, vor allem aber auch die menschliche Nutzung. Wenn Sie die Situation haben, dass in der Nähe von Urwäldern viele Arten ausgebracht worden sind, dann gibt es eben auch Invasionsprozesse in die Urwälder hinein. Das ist möglich auch in natürlichen Systemen, wenn Tornados etwa Lücken schaffen oder wenn Menschen Tiere reinbringen, zum Beispiel Schweine, die dann diese Samen auch verbreiten, bei der Guave ist das ja auch der Fall.
So ist die "Guave" wegen ihrer vitaminreichen Früchte in allen tropischen Regionen angepflanzt worden. Und längst hat der sechs Meter hohe Baum aus Brasilien auch die Urwälder Asiens und Afrikas okkupiert. Was gebietsfremde Pflanzen in tropischen Regenwäldern anrichten können, zeigt die Insel Hawaii. Dort starben 1976 - vermutlich aus klimatischen Gründen - viele Eisenholzbäume einfach ab. Die dominierende Holzart konnte dann aber - aus eigener Kraft - nicht mehr die Lücken füllen, weil gebietsfremde Bäume schneller waren, darunter die brasilianische Guave und "Kahili ginger" aus dem Himalaya. Dr. Hans-Jürgen Böhmer vom Lehrstuhl für Landschaftsökologie der TU München hat sich auf Hawaii umgeschaut.
Die Eisenholzbäume werden ja 400 bis 600 Jahre alt. Das heißt, die stehen da erst mal. Wenn die unterwandert werden von Kahili ginger oder von diesem Guavenbaum, passiert erst mal noch nichts. Es ist nur so, dass deren Regeneration ausbleibt. Sie haben dann keine Jungbäume mehr. Wenn man es langfristig betrachtet, kann man für 100 oder 200 Jahre in die Zukunft, falls da nicht wieder etwas anderes passiert, prognostizieren, dass es keine Eisenholzbäume mehr geben wird, ganz einfach deshalb, weil sie sich nicht regenerieren können in diesen dichten Beständen der Invasoren.
Dabei gibt es die gebietsfremden Pflanzen schon seit mehr als 100 Jahren auf Hawaii, allerdings ohne den Regenwald zu schädigen. Erst das mysteriöse Baumsterben öffnete Tür und Tor für die grünen Invasoren. Eine besondere Bedrohung - so der Botaniker - geht auch von den Touristen aus:
Grundsätzlich ist natürlich erst mal der Mensch der entscheidende Faktor, der diese gebietsfremden, invasiven Arten dorthin bringt, wo sie Schäden anrichten. Wir beobachten, dass die Arten sich schneller ausbreiten, wo viele Menschen sind. Also wo Straßen gebaut werden - zum Beispiel im Nationalpark in Hawaii - dort ist es ein absoluter Brennpunkt des Problems, weil einfach Tausende von Besuchern jede Woche dort auftauchen und gewollt oder ungewollt alles mögliche mitbringen, das heißt, dort ist ein echter Hotspot an gebietsfremden, invasiven Arten.
Bittere Bilanz bisher: Rund 4600 gebietsfremde Pflanzenarten wurden bisher auf die Insel Hawaii eingeschleppt, die jetzt mit einheimischen Pflanzen konkurrieren. 270 hawaiianische Arten gelten mittlerweile als bedroht, 97 sind bereits ausgestorben. Mit dem Verschwinden einheimischer Pflanzen im tropischen Bergregenwald Hawaiis finden auch viele Tiere keine Nahrung mehr. Zum Beispiel Vögel, die von den Blüten des Eisenholzbaumes leben. Dringender Appell der Botaniker in Braunschweig: Lasst die tropischen Regenwälder intakt. Wir brauchen sie für die Stabilität unseres Klimas, als unerschöpfliche Gen-Ressource, als pflanzlichen Medizinschrank für die Menschheit.
Man hat früher immer gedacht, dass Urwälder resistent gegen das Eindringen fremder Arten sind. Inzwischen weiß man, dass das grundsätzlich möglich ist, ganz einfach, es hängt davon ab, ob natürliche Störungen Nischen öffnen, etwa Stürme oder Erdrutsche, vor allem aber auch die menschliche Nutzung. Wenn Sie die Situation haben, dass in der Nähe von Urwäldern viele Arten ausgebracht worden sind, dann gibt es eben auch Invasionsprozesse in die Urwälder hinein. Das ist möglich auch in natürlichen Systemen, wenn Tornados etwa Lücken schaffen oder wenn Menschen Tiere reinbringen, zum Beispiel Schweine, die dann diese Samen auch verbreiten, bei der Guave ist das ja auch der Fall.
So ist die "Guave" wegen ihrer vitaminreichen Früchte in allen tropischen Regionen angepflanzt worden. Und längst hat der sechs Meter hohe Baum aus Brasilien auch die Urwälder Asiens und Afrikas okkupiert. Was gebietsfremde Pflanzen in tropischen Regenwäldern anrichten können, zeigt die Insel Hawaii. Dort starben 1976 - vermutlich aus klimatischen Gründen - viele Eisenholzbäume einfach ab. Die dominierende Holzart konnte dann aber - aus eigener Kraft - nicht mehr die Lücken füllen, weil gebietsfremde Bäume schneller waren, darunter die brasilianische Guave und "Kahili ginger" aus dem Himalaya. Dr. Hans-Jürgen Böhmer vom Lehrstuhl für Landschaftsökologie der TU München hat sich auf Hawaii umgeschaut.
Die Eisenholzbäume werden ja 400 bis 600 Jahre alt. Das heißt, die stehen da erst mal. Wenn die unterwandert werden von Kahili ginger oder von diesem Guavenbaum, passiert erst mal noch nichts. Es ist nur so, dass deren Regeneration ausbleibt. Sie haben dann keine Jungbäume mehr. Wenn man es langfristig betrachtet, kann man für 100 oder 200 Jahre in die Zukunft, falls da nicht wieder etwas anderes passiert, prognostizieren, dass es keine Eisenholzbäume mehr geben wird, ganz einfach deshalb, weil sie sich nicht regenerieren können in diesen dichten Beständen der Invasoren.
Dabei gibt es die gebietsfremden Pflanzen schon seit mehr als 100 Jahren auf Hawaii, allerdings ohne den Regenwald zu schädigen. Erst das mysteriöse Baumsterben öffnete Tür und Tor für die grünen Invasoren. Eine besondere Bedrohung - so der Botaniker - geht auch von den Touristen aus:
Grundsätzlich ist natürlich erst mal der Mensch der entscheidende Faktor, der diese gebietsfremden, invasiven Arten dorthin bringt, wo sie Schäden anrichten. Wir beobachten, dass die Arten sich schneller ausbreiten, wo viele Menschen sind. Also wo Straßen gebaut werden - zum Beispiel im Nationalpark in Hawaii - dort ist es ein absoluter Brennpunkt des Problems, weil einfach Tausende von Besuchern jede Woche dort auftauchen und gewollt oder ungewollt alles mögliche mitbringen, das heißt, dort ist ein echter Hotspot an gebietsfremden, invasiven Arten.
Bittere Bilanz bisher: Rund 4600 gebietsfremde Pflanzenarten wurden bisher auf die Insel Hawaii eingeschleppt, die jetzt mit einheimischen Pflanzen konkurrieren. 270 hawaiianische Arten gelten mittlerweile als bedroht, 97 sind bereits ausgestorben. Mit dem Verschwinden einheimischer Pflanzen im tropischen Bergregenwald Hawaiis finden auch viele Tiere keine Nahrung mehr. Zum Beispiel Vögel, die von den Blüten des Eisenholzbaumes leben. Dringender Appell der Botaniker in Braunschweig: Lasst die tropischen Regenwälder intakt. Wir brauchen sie für die Stabilität unseres Klimas, als unerschöpfliche Gen-Ressource, als pflanzlichen Medizinschrank für die Menschheit.