"Ich arbeite mit Menschen, die mich interessieren, in Räumen, in denen ich lebe, und die ich kenne”, sagte Lucian Freud einmal. Familie, Freunde, Geliebte waren seine Modelle, und manchmal, wenn er niemand anders hatte, auch er selbst. Seine Porträts halten die intensive Beziehung zwischen Maler und Modell fest, eine Beziehung, die sich über eine lange, gemeinsam hinter der geschlossenen Ateliertür verbrachte Zeit entwickelt, ungeheuer persönlich und privat. Sie zeigen auch seine technische Virtuosität und seine schonungslose Beobachtung – seinem unbestechlichen Auge entging nichts.
Sieben Jahrzehnte mit Besessenheit betriebene Porträtmalerei stellt die Schau in der National Portrait Gallery vor, von den ersten Schritten eines frühreifen Talents in den 40er-Jahren zu den großformatigen Gruppenporträts der 80er-Jahre, nachdem er 1977 in ein größeres Atelier umgezogen war, und den letzten Arbeiten, an denen der weit über 80-Jährige mit nicht nachlassender Energie arbeitete. Ganz besonders schön ein Raum mit Porträts seiner Mutter, deren stetiges Altern er mit großer Anteilnahme verfolgte. Und natürlich die Aktdarstellungen – er nannte sie "Nackte” – Frauen und Männer, liegend, stehend, sitzend, unter ihnen auch die beiden schwergewichtigen Modelle Leigh Bowery und Sue Tilley.
Eine Entscheidung zog eine grundlegende Veränderung seines malerischen Stils nach sich: das 1954 in Paris entstandene Doppelporträt "Hotel-Schlafzimmer”, das seine im Bett liegende damalige Frau Caroline Blackwood und ihn selbst im Gegenlicht am Fenster stehend zeigt, war das letzte Werk, das er im Sitzen malte. Danach malte er im Stehen an der Staffelei, ständig in Bewegung, hüpfend, schlurfend. Fast gleichzeitig vertauschte er den weichen Pinsel aus Zobelhaar mit dem harten aus Rosshaar. Die glatte Oberfläche seiner Bilder, mit dünn aufgetragener Farbe, wurde immer pastoser. Ein Schlüsselwerk auf diesem Weg ist "Lächelnde Frau” von 1958, wo er zum ersten Mal das Gesicht sozusagen als Landschaft begriff. Ganz besonders schön sieht man diese Dreidimensionalität von Haut auf dem Porträt seines Freundes und Kollegen Frank Auerbach von 1975, dessen mächtige Stirn die Leinwand beherrscht.
Freuds Verneigung vor den Alten Meistern scheint immer wieder durch. "Mann im Sessel” von 1985, der Sammler Baron Thyssen, geht auf Diego Velasquez zurück, "Großes Interieur, West 11”, mit fünf Figuren vor einer Zimmerpflanze, variiert ein Gemälde des Franzosen Antoine Watteau, und seine Selbstporträts erinnern stark an die Unerbittlichkeit, mit der Rembrandt sich selbst beobachtete.
Ehe man die Ausstellungsräume betritt, geht es vorbei an einer Auswahl seiner Radierungen. Nicht etwa Nebenprodukte der Ölporträts, sondern Kunstwerke in sich, entstanden während ausgiebiger Sitzungen mit dem Modell, direkt auf die Kupferplatte gezeichnet. Ihre robusten Linien, ihre psychologische Einsicht hinterlassen einen ebenso starken Eindruck wie die Ölbilder.
Der letzte Raum mit den Arbeiten der letzten zehn Jahre zeigt dann einen Maler, dessen Altersstil nichts an Intensität verloren hat. Breite, kraftvolle Pinselstriche, etwa auf dem Gesicht der Köchin Sally Clarke von 2008, in deren Restaurant er jeden Morgen frühstückte. Und bei seinem letzten Werk, "Porträt des Jagdhundes”, das seinen nackten Assistenten David Dawson und dessen Whippet Eli darstellt. Es stand unvollendet auf der Staffelei, als er starb, sein letzter Pinselstrich ein gespitztes Ohr des Tieres. Freud beschreibt sein eigenes Werk, wenn er sagt, was er von einem Gemälde erwartet: nämlich, dass es "erstaunt, verstört, verführt, überzeugt”.
Sieben Jahrzehnte mit Besessenheit betriebene Porträtmalerei stellt die Schau in der National Portrait Gallery vor, von den ersten Schritten eines frühreifen Talents in den 40er-Jahren zu den großformatigen Gruppenporträts der 80er-Jahre, nachdem er 1977 in ein größeres Atelier umgezogen war, und den letzten Arbeiten, an denen der weit über 80-Jährige mit nicht nachlassender Energie arbeitete. Ganz besonders schön ein Raum mit Porträts seiner Mutter, deren stetiges Altern er mit großer Anteilnahme verfolgte. Und natürlich die Aktdarstellungen – er nannte sie "Nackte” – Frauen und Männer, liegend, stehend, sitzend, unter ihnen auch die beiden schwergewichtigen Modelle Leigh Bowery und Sue Tilley.
Eine Entscheidung zog eine grundlegende Veränderung seines malerischen Stils nach sich: das 1954 in Paris entstandene Doppelporträt "Hotel-Schlafzimmer”, das seine im Bett liegende damalige Frau Caroline Blackwood und ihn selbst im Gegenlicht am Fenster stehend zeigt, war das letzte Werk, das er im Sitzen malte. Danach malte er im Stehen an der Staffelei, ständig in Bewegung, hüpfend, schlurfend. Fast gleichzeitig vertauschte er den weichen Pinsel aus Zobelhaar mit dem harten aus Rosshaar. Die glatte Oberfläche seiner Bilder, mit dünn aufgetragener Farbe, wurde immer pastoser. Ein Schlüsselwerk auf diesem Weg ist "Lächelnde Frau” von 1958, wo er zum ersten Mal das Gesicht sozusagen als Landschaft begriff. Ganz besonders schön sieht man diese Dreidimensionalität von Haut auf dem Porträt seines Freundes und Kollegen Frank Auerbach von 1975, dessen mächtige Stirn die Leinwand beherrscht.
Freuds Verneigung vor den Alten Meistern scheint immer wieder durch. "Mann im Sessel” von 1985, der Sammler Baron Thyssen, geht auf Diego Velasquez zurück, "Großes Interieur, West 11”, mit fünf Figuren vor einer Zimmerpflanze, variiert ein Gemälde des Franzosen Antoine Watteau, und seine Selbstporträts erinnern stark an die Unerbittlichkeit, mit der Rembrandt sich selbst beobachtete.
Ehe man die Ausstellungsräume betritt, geht es vorbei an einer Auswahl seiner Radierungen. Nicht etwa Nebenprodukte der Ölporträts, sondern Kunstwerke in sich, entstanden während ausgiebiger Sitzungen mit dem Modell, direkt auf die Kupferplatte gezeichnet. Ihre robusten Linien, ihre psychologische Einsicht hinterlassen einen ebenso starken Eindruck wie die Ölbilder.
Der letzte Raum mit den Arbeiten der letzten zehn Jahre zeigt dann einen Maler, dessen Altersstil nichts an Intensität verloren hat. Breite, kraftvolle Pinselstriche, etwa auf dem Gesicht der Köchin Sally Clarke von 2008, in deren Restaurant er jeden Morgen frühstückte. Und bei seinem letzten Werk, "Porträt des Jagdhundes”, das seinen nackten Assistenten David Dawson und dessen Whippet Eli darstellt. Es stand unvollendet auf der Staffelei, als er starb, sein letzter Pinselstrich ein gespitztes Ohr des Tieres. Freud beschreibt sein eigenes Werk, wenn er sagt, was er von einem Gemälde erwartet: nämlich, dass es "erstaunt, verstört, verführt, überzeugt”.