Wir haben in allergologischen Experimenten den Euro auf Haut von solchen Patienten geklebt, und haben tatsächlich gesehen, dass in Patienten, die eine bestehende Nickelallergie hatten, der Euro nach Aufkleben auf den Rücken entsprechende allergische Reaktionen auslösen kann.
Autorin: Der Dermatologe Frank Nestle von der Universität Zürich erklärt einige Patientenfotos, auf denen sich deutlich ein roter, kreisrunder Fleck von der weißen Haut abhebt.
Hier kann man dann typischerweise nach Wegnahme sehen, wie es zur Rötung kommt, zu Bläschenbildung kommt und die Patienten beschreiben auch typischerweise Juckreiz, das ist eine typische Ekzemreaktion.
Ursache für diese Reaktion ist keinesfalls nur die Menge Nickel, die der Euro enthält. Was die 1 und 2-Euro-Münzen zum Problem für Nickelallergiker macht, ist die Kombination zweier Metalllegierungen in einem Geldstück. Kupfer und 25 Prozent Nickel in dem weißen Teil. Kupfer, Zink und 5 Prozent Nickel in dem gelben. Markus Speidel, Metallurge an der ETH Zürich, konnte sich über die zweifarbigen Euromünzen nur noch wundern.
Also diese Nickellegierungen setzen viel mehr Nickel frei als reines Nickel.
Euromünzen gehen von Hand zu Hand, wechseln ihren Besitzer an Bankschaltern und an Kassen, werden in Briefmarkenautomaten oder Einkaufswägen gesteckt. Jedes Mal kommen sie mit dem feuchten Schweiß in Kontakt, der unter anderem Kochsalz enthält. Dadurch korrodieren die Geldstücke, was sich nach längerer Zeit an einer braunen Färbung bemerkbar macht. Weil sie im äußeren Ring und in der inneren Pille zwei unterschiedliche Metalllegierungen enthalten, wirken sie im salzigen Schweiß wie ein galvanisches Element oder eine Batterie. Zwischen außen und innen fließt Strom. So werden aus dem gelben Bestandteil mehr Nickelionen freigesetzt, als wenn das Metall allein mit dem Schweiß in Kontakt wäre.
Um diese Vorgänge zu untersuchen, hat der Zürcher Forscher Hannes Speidel die Euromünzen in Schweiß gebadet. In seinem Labor stehen allerlei Apparate und ein kleines Plastikkästchen mit künstlichem Schweiß. Darin liegen sie nun. Auseinandergenommen in Pille und Ring, hängen sechs Euromünzen an winzigen Kabeln und einem Messgerät.
Wenn wir die in Serie schalten, dann kriegen wir da eine kleine Spannung, das ist, weil es frisch angesetzt wurde, erst 120 Millivolt, das sollte sich dann im Laufe der Zeit so gegen zweihundert Millivolt für die sechs Stücke dann einpendeln.
Zwischen dem Ring und der Pille des Euros fließt also Strom. Die Menge der dabei freigesetzten Nickelionen ist so hoch, dass sie den von der EU vorgeschriebenen Normwert für längerdauernden Kontakt mit Nickel um das 240 bis 320-fache überschreitet. Das ist deutlich mehr Nickel, als beispielsweise von der D-Mark oder dem Schweizer Franken freigesetzt wird. Längerdauernd bedeutet aber auch, dass die 1- und 2-Euromünzen über Stunden und Tage hinweg mit der Haut in Kontakt sein müssen. - Ein Kriterium, das allenfalls Piercings, ein Jeansknopf oder eine zum Schmuckstück umgearbeitete Münze erfüllen. Frank Nestle:
Wenn Sie dagegen nur kurzfristig Münzen in die Hand nehmen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das zu einer allergischen Reaktion führt, minimal.
Zwar weisen die aktuellen Forschungsergebnisse darauf hin, dass beim künftigen Neudesign von Münzen auf zweifarbige Geldstücke verzichten werden sollte. Aber sie bedeuten nicht, dass man den Euro aus Angst vor Allergien wie eine heiße Kartoffel fallen lassen muss. Denn das Risiko haben vor allem jene Menschen, die bereits unter einer Nickelallergie leiden. Bei Frauen betrifft das etwa jede fünfte bis sechste.
Nun, für den praktischen Alltag ist es sicher so, dass man Nickelallergikern empfehlen sollte, keine Angst zu haben vor dem Kontakt mit dem Euro, allerdings sollte der verlängerte Kontakt vermieden werden, um ein Beispiel zu nennen, wenn man zum Beispiel Euromünzen in der Hosentasche trägt, enganliegende Kleidung, und hier dauernder Kontakt mit diesen Münzen besteht, dann könnte beim Nickelallergiker entsprechend Ausschläge und Ekzeme auftreten. ...Beim Nicht-Nickelallergiker besteht überhaupt kein Risiko.