"Ja, wie viel Zeit geben wir uns? Ich denke, dass wir zum Durchstarten ein paar Monate brauchen. Und, ja, schauen wir mal, was in einem halben Jahr dabei raus gekommen ist."
Dapd-Geschäftsführer Ulrich Ende im Januar dieses Jahres. Viel versprechend waren seine Pläne damals. Mehr Qualität, bessere Recherche, der Ausbau des Videobereichs – all das stellte er in Aussicht, verbunden mit der Perspektive, die dapd als Vollagentur weiterzuführen. Doch der Traum währte nur kurz – zum Entsetzen der Belegschaft, die so überrascht war von der neuerlichen Insolvenz, dass inzwischen Verschwörungstheorien die Runde machen. Dapd habe absichtlich lahmgelegt werden sollen.
Cornelia Haß, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistenunion in ver.di, hat dagegen eine andere Erklärung:
"Mir wäre nicht klar oder einleuchtend, was da für eine Strategie dahinter stecken sollte, was damit für ein Ziel erreicht werden soll. Ich habe eher den Eindruck, dass aus einer ganz großen Planlosigkeit jetzt die Tatsache entstanden ist, dass der Laden einfach gegen die Wand gefahren ist. Was sicherlich so weder beabsichtigt, noch gewollt gewesen ist."
Indizien gab es allerdings schon seit Monaten. Ein Drittel der Belegschaft war entlassen worden, Großkunden wie die WAZ abgesprungen und die Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Agentur AP konnte nicht weitergeführt werden. Schlechte Voraussetzungen für eine Vollagentur. Auch der Führungsstil Ulrich Endes ließ – bei Gewerkschafterin Cornelia Haß zumindest – Zweifel aufkommen:
"Ich war schon entsetzt darüber, wie Herr Ende mit Zahlen jongliert hat und einen Arbeitsplatzabbau versucht hat, durch prozentuale Berechnungen klein zu reden, der objektiv stattgefunden hat. Und wie alles überhaupt unter so einem Mantel des Wohlbefindens zusammengekuschelt wurde, ohne dass mir klar geworden ist, was er eigentlich mit der Agentur vorhat. Da ist mir schon ein bisschen angst und bange geworden."
Dieser Stil – die Karten nicht offen auf den Tisch zu legen – zieht sich bis heute durch. Noch immer ist nicht vollständig bekannt, wer nun eigentlich die vier Millionen Euro in dapd investieren wollte und – so Ende – jetzt nicht zahlen will. Auch die Begründung Ulrich Endes, "unvorhergesehene Forderungen" aus Kündigungsschutzklagen infolge des vorherigen Insolvenzverfahrens hätten zum Rückzieher der Investoren geführt, ist gelinde gesagt, eine Fehleinschätzung. Cornelia Haß.
"Ich finde diese Argumentation nicht nur fadenscheinig, sondern ausgesprochen zynisch. Als diese Kündigungen ausgesprochen worden sind, hätte allen Beteiligten klar sein müssen, dass das ein rechtlich angreifbares Verfahren ist, das damals gewählt worden ist. Diese Kündigungsschutzklagen sind rechtmäßig. Da versuchen Beschäftigte, ihr gutes Recht einzuklagen."
Auch davon unabhängig machen die Zahlen dapd zu schaffen. Auf acht bis neun Millionen Euro sei der Jahresumsatz geschrumpft, soll Ende seinen Mitarbeitern mitgeteilt haben. Das sei ein Drittel weniger als prognostiziert.
In der Belegschaft hat man inzwischen wenig Hoffnung, dass gerade ein Mann wie Ulrich Ende das Ruder noch rum reißen kann, zumal jedes Vertrauen verspielt ist. Eine Perspektive hat die Agentur ohnehin nur noch als Nischenanbieter im besten Sinne, dafür aber braucht man kreative Köpfe. Timon Saatmann, bis Ende November stellvertretender Chefredakteur bei dapd, sieht genau hier das Problem:
"Da ist niemand für eine strategische Produktentwicklung mehr. Und wenn du dann einmal in die Mühle kommst, dass jetzt die Kunden anfangen zu gehen, du dann wieder Leute entlassen müsstest, dann wird es immer das Eis, auf dem du noch experimentieren und neue Produkte entwickeln kannst. Und das ist für mich die größte Frage: Kann dieser Laden jetzt das Niveau halten und sich dann für die Zukunft aufstellen?"
Cornelia Haß von ver.di jedenfalls, die von Berufs wegen optimistisch sein muss, hofft auf ein Wunder – wie viele der rund 180 dapd-Mitarbeiter auch, deren Gehalt nur noch bis Ende April gesichert ist, dank der Insolvenzgeldzahlung durch die Bundesagentur für Arbeit. Cornelia Haß.
"Außer auf ein Wunder zu hoffen, bleibt glaube ich in diesen zwei Monaten wenig, es sei denn, es gibt konkrete Pläne, von denen wir alle noch nichts wissen. Dann würde ich mir aber wünschen, dass es jetzt allerhöchste Zeit ist, diese Pläne zu veröffentlichen. Weil, jeder Tag, der verstreicht, schreckt natürlich auch potenzielle Kunden ab."
Dapd-Geschäftsführer Ulrich Ende im Januar dieses Jahres. Viel versprechend waren seine Pläne damals. Mehr Qualität, bessere Recherche, der Ausbau des Videobereichs – all das stellte er in Aussicht, verbunden mit der Perspektive, die dapd als Vollagentur weiterzuführen. Doch der Traum währte nur kurz – zum Entsetzen der Belegschaft, die so überrascht war von der neuerlichen Insolvenz, dass inzwischen Verschwörungstheorien die Runde machen. Dapd habe absichtlich lahmgelegt werden sollen.
Cornelia Haß, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistenunion in ver.di, hat dagegen eine andere Erklärung:
"Mir wäre nicht klar oder einleuchtend, was da für eine Strategie dahinter stecken sollte, was damit für ein Ziel erreicht werden soll. Ich habe eher den Eindruck, dass aus einer ganz großen Planlosigkeit jetzt die Tatsache entstanden ist, dass der Laden einfach gegen die Wand gefahren ist. Was sicherlich so weder beabsichtigt, noch gewollt gewesen ist."
Indizien gab es allerdings schon seit Monaten. Ein Drittel der Belegschaft war entlassen worden, Großkunden wie die WAZ abgesprungen und die Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Agentur AP konnte nicht weitergeführt werden. Schlechte Voraussetzungen für eine Vollagentur. Auch der Führungsstil Ulrich Endes ließ – bei Gewerkschafterin Cornelia Haß zumindest – Zweifel aufkommen:
"Ich war schon entsetzt darüber, wie Herr Ende mit Zahlen jongliert hat und einen Arbeitsplatzabbau versucht hat, durch prozentuale Berechnungen klein zu reden, der objektiv stattgefunden hat. Und wie alles überhaupt unter so einem Mantel des Wohlbefindens zusammengekuschelt wurde, ohne dass mir klar geworden ist, was er eigentlich mit der Agentur vorhat. Da ist mir schon ein bisschen angst und bange geworden."
Dieser Stil – die Karten nicht offen auf den Tisch zu legen – zieht sich bis heute durch. Noch immer ist nicht vollständig bekannt, wer nun eigentlich die vier Millionen Euro in dapd investieren wollte und – so Ende – jetzt nicht zahlen will. Auch die Begründung Ulrich Endes, "unvorhergesehene Forderungen" aus Kündigungsschutzklagen infolge des vorherigen Insolvenzverfahrens hätten zum Rückzieher der Investoren geführt, ist gelinde gesagt, eine Fehleinschätzung. Cornelia Haß.
"Ich finde diese Argumentation nicht nur fadenscheinig, sondern ausgesprochen zynisch. Als diese Kündigungen ausgesprochen worden sind, hätte allen Beteiligten klar sein müssen, dass das ein rechtlich angreifbares Verfahren ist, das damals gewählt worden ist. Diese Kündigungsschutzklagen sind rechtmäßig. Da versuchen Beschäftigte, ihr gutes Recht einzuklagen."
Auch davon unabhängig machen die Zahlen dapd zu schaffen. Auf acht bis neun Millionen Euro sei der Jahresumsatz geschrumpft, soll Ende seinen Mitarbeitern mitgeteilt haben. Das sei ein Drittel weniger als prognostiziert.
In der Belegschaft hat man inzwischen wenig Hoffnung, dass gerade ein Mann wie Ulrich Ende das Ruder noch rum reißen kann, zumal jedes Vertrauen verspielt ist. Eine Perspektive hat die Agentur ohnehin nur noch als Nischenanbieter im besten Sinne, dafür aber braucht man kreative Köpfe. Timon Saatmann, bis Ende November stellvertretender Chefredakteur bei dapd, sieht genau hier das Problem:
"Da ist niemand für eine strategische Produktentwicklung mehr. Und wenn du dann einmal in die Mühle kommst, dass jetzt die Kunden anfangen zu gehen, du dann wieder Leute entlassen müsstest, dann wird es immer das Eis, auf dem du noch experimentieren und neue Produkte entwickeln kannst. Und das ist für mich die größte Frage: Kann dieser Laden jetzt das Niveau halten und sich dann für die Zukunft aufstellen?"
Cornelia Haß von ver.di jedenfalls, die von Berufs wegen optimistisch sein muss, hofft auf ein Wunder – wie viele der rund 180 dapd-Mitarbeiter auch, deren Gehalt nur noch bis Ende April gesichert ist, dank der Insolvenzgeldzahlung durch die Bundesagentur für Arbeit. Cornelia Haß.
"Außer auf ein Wunder zu hoffen, bleibt glaube ich in diesen zwei Monaten wenig, es sei denn, es gibt konkrete Pläne, von denen wir alle noch nichts wissen. Dann würde ich mir aber wünschen, dass es jetzt allerhöchste Zeit ist, diese Pläne zu veröffentlichen. Weil, jeder Tag, der verstreicht, schreckt natürlich auch potenzielle Kunden ab."