Die britische Umweltministerin Margaret Beckett mag ausgesprochen schnell sprechen. Doch ihre Botschaft - wenn man ihr denn folgen kann - ist klar: dass die Klimaerwärmung ernste Folgen haben werde, sei mittlerweile unausweichlich, meinte die Ministerin kürzlich auf einer internationalen Fachtagung im englischen Exeter. Sie wünsche sich, so Beckett weiter, dass die Wissenschaft uns sagen könne, wie diese Folgen genau aussehen. Und: ab wann es wirklich gefährlich wird. Eine Antwort auf diese Frage könne die Klimaforschung gar nicht geben, sagt jedoch der Inder Rajendra Pachauri. Klar sei, dass es große regionale Unterschiede geben werde, so der Vorsitzende des IPCC, des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaveränderungen der Vereinten Nationen:
Für die Wissenschaft ist es unmöglich zu sagen, was ein gefährlicher Klimawandel ist. Denn das beinhaltet immer eine politische Bewertung. Es gibt kleine Inselstaaten im Pazifik, die das Gefühl haben, die kritische Schwelle der Erderwärmung ist bereits überschritten. Also: Ist der Klimawandel erst gefährlich, wenn sich Folgen für Europa und Nordamerika zeigen? Oder schon dann, wenn ein kleiner Inselstaat durch den ansteigenden Meeresspiegel in Gefahr gerät? Das muss die Politik klären.
Europa ist beim Klimaschutz bisher stets Vorreiter. Und so hat sich die Europäische Union auch zuerst Gedanken darüber gemacht, bis zu welchem Grad eine Erwärmung tolerierbar sein könnte, verglichen mit der Welt-Mitteltemperatur zu Beginn des Industriezeitalters. Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:
Der Zielpunkt ist gegenwärtig die Vermeidung einer Temperaturerwärmung um mehr als zwei Grad Celsius.
0,7 Grad Celsius sind es heute schon, im Weltmittel. Die zwei Grad plus seien keine magische Grenze, sagt Schellnhuber. Doch sie böten eine gewisse Sicherheit, dass die Klimaerwärmung nicht ganz aus dem Lot gerate. Zum Beispiel durch bestimmte systemimmanente Prozesse, wie Richard Betts sie nennt, Klima-Modellierer beim britischen Wetterdienst:
Wir könnten zu einem Punkt kommen, an dem der Eisschild Grönlands abschmilzt. Er ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeit und kühlt sich selbst - dadurch, dass die Schneedecke das Sonnenlicht reflektiert. Beginnt das Eis abzutauen, dann lässt auch der Kühleffekt nach, und der Schmelzprozess könnte am Ende unumkehrbar werden.
Nach den Klimamodellen lässt sich das große Tauen vermeiden, wenn die Zwei-Grad-Plus-Schwelle nicht überschritten wird. Dann stiege auch der Meeresspiegel nicht so stark an. Doch inzwischen mehren sich Zweifel, ob die zwei Grad plus wirklich noch verkraftbar sind. Bedenken äußern vor allem Ökologen wie Rik Leemans, Professor für Umweltwissenschaften an der Universität Wageningen. Der Niederländer hat zuletzt alle Studien gesichtet, die sich mit dem Einfluss der Klimaerwärmung auf Ökosysteme beschäftigen. In Exeter sprach Leemans von eklatanten Veränderungen, zum Beispiel im Ozean. Es gebe Planktonarten in der Nordsee, die binnen weniger Jahre 1000 Kilometer nordwärts gewandert seien. Im ursprünglichen Verbreitungsgebiet breche das Nahrungsnetz zusammen ...
Wetterextreme nehmen zu, der Winter ist vielerorts milder geworden, der Sommer trockener. Aus allen Teilen der Welt haben wir inzwischen Studien, die zeigen, dass Ökosysteme auf diesen Wandel reagieren, und zwar empfindlicher, als wir dachten. Wir müssen erkennen, dass die Computermodelle, die wir benutzen, die Folgen für Fauna und Flora unterschätzen.
Aus ökologischer Sicht seien zwei Grad plus deshalb schon zu viel, die kritische Temperaturschwelle müsse man eher bei anderthalb Grad vermuten, so Leemans. Eine solche Erwärmung allerdings gilt im Prinzip als nicht mehr vermeidbar. Nach den Prognosen des IPCC wird sich die Erde bis 2100 im Mittel um mindestens 1,4 Grad Celsius aufgeheizt haben - wenn nicht gar um viel mehr.
Für die Wissenschaft ist es unmöglich zu sagen, was ein gefährlicher Klimawandel ist. Denn das beinhaltet immer eine politische Bewertung. Es gibt kleine Inselstaaten im Pazifik, die das Gefühl haben, die kritische Schwelle der Erderwärmung ist bereits überschritten. Also: Ist der Klimawandel erst gefährlich, wenn sich Folgen für Europa und Nordamerika zeigen? Oder schon dann, wenn ein kleiner Inselstaat durch den ansteigenden Meeresspiegel in Gefahr gerät? Das muss die Politik klären.
Europa ist beim Klimaschutz bisher stets Vorreiter. Und so hat sich die Europäische Union auch zuerst Gedanken darüber gemacht, bis zu welchem Grad eine Erwärmung tolerierbar sein könnte, verglichen mit der Welt-Mitteltemperatur zu Beginn des Industriezeitalters. Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:
Der Zielpunkt ist gegenwärtig die Vermeidung einer Temperaturerwärmung um mehr als zwei Grad Celsius.
0,7 Grad Celsius sind es heute schon, im Weltmittel. Die zwei Grad plus seien keine magische Grenze, sagt Schellnhuber. Doch sie böten eine gewisse Sicherheit, dass die Klimaerwärmung nicht ganz aus dem Lot gerate. Zum Beispiel durch bestimmte systemimmanente Prozesse, wie Richard Betts sie nennt, Klima-Modellierer beim britischen Wetterdienst:
Wir könnten zu einem Punkt kommen, an dem der Eisschild Grönlands abschmilzt. Er ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeit und kühlt sich selbst - dadurch, dass die Schneedecke das Sonnenlicht reflektiert. Beginnt das Eis abzutauen, dann lässt auch der Kühleffekt nach, und der Schmelzprozess könnte am Ende unumkehrbar werden.
Nach den Klimamodellen lässt sich das große Tauen vermeiden, wenn die Zwei-Grad-Plus-Schwelle nicht überschritten wird. Dann stiege auch der Meeresspiegel nicht so stark an. Doch inzwischen mehren sich Zweifel, ob die zwei Grad plus wirklich noch verkraftbar sind. Bedenken äußern vor allem Ökologen wie Rik Leemans, Professor für Umweltwissenschaften an der Universität Wageningen. Der Niederländer hat zuletzt alle Studien gesichtet, die sich mit dem Einfluss der Klimaerwärmung auf Ökosysteme beschäftigen. In Exeter sprach Leemans von eklatanten Veränderungen, zum Beispiel im Ozean. Es gebe Planktonarten in der Nordsee, die binnen weniger Jahre 1000 Kilometer nordwärts gewandert seien. Im ursprünglichen Verbreitungsgebiet breche das Nahrungsnetz zusammen ...
Wetterextreme nehmen zu, der Winter ist vielerorts milder geworden, der Sommer trockener. Aus allen Teilen der Welt haben wir inzwischen Studien, die zeigen, dass Ökosysteme auf diesen Wandel reagieren, und zwar empfindlicher, als wir dachten. Wir müssen erkennen, dass die Computermodelle, die wir benutzen, die Folgen für Fauna und Flora unterschätzen.
Aus ökologischer Sicht seien zwei Grad plus deshalb schon zu viel, die kritische Temperaturschwelle müsse man eher bei anderthalb Grad vermuten, so Leemans. Eine solche Erwärmung allerdings gilt im Prinzip als nicht mehr vermeidbar. Nach den Prognosen des IPCC wird sich die Erde bis 2100 im Mittel um mindestens 1,4 Grad Celsius aufgeheizt haben - wenn nicht gar um viel mehr.