Zehn Uhr! Bei der "Brise aus Syrien beginnen die Nachrichten". Während eine Sprecherin die letzten Anschläge und Opferzahlen aus Syrien vermeldet, sucht Redakteur Abdullah bereits nach Neuigkeiten für die nächste Stunde. Arabische, englische und französische Nachrichten erscheinen auf seinem Computerbildschirm.
"Es gibt unzählige Seiten, die Meldungen aus Syrien bringen. Aber nur einige sind verlässlich, einige andere übertreiben oder verfälschen, davon halten wir uns fern. Ich sammle die Nachrichten, ordne sie nach Relevanz und fordere gegebenenfalls zusätzliches Material von unseren Reportern in Aleppo an."
Aleppo, das ist der Ort, an den sich das Programm der "Brise aus Syrien" richtet. Doch Abdullah und die fünf anderen jungen Radiojournalisten, die an den Computern um ihn herum arbeiten, sitzen eine knappe Autostunde von Aleppo entfernt. Nicht etwa in Syrien, sondern in der Türkei!
"Vor ungefähr sieben Monaten erlebte ich in Aleppo, wie alle Verbindungen gekappt und der Strom abgeschaltet wurde."
Erinnert sich Reem, Die Gründerin der "Brise aus Syrien". Eigentlich gehört sie zu einer Generation von Syrern, die mit Internet und iPhone aufgewachsen sind. Doch das ist lange her.
"Ich hörte draußen die Bombenexplosionen, aber ich wusste nicht, was los ist. Wie viele andere Leute auch habe ich schließlich ein batteriebetriebenes Radio eingeschaltet."
Doch alles, was die Studentin zwischen Bombenlärm und Sirenengeheul hören konnte, waren die fremden Stimmen türkischer Moderatoren, die bis nach Aleppo hineinstrahlten. Da kam ihr die Idee: ein syrisches Radio aus dem sicheren Nachbarland! Nach wenigen Wochen Vorbereitungszeit ging die "Brise aus Syrien" Anfang 2013 vom türkischen Gaziantep aus auf Sendung.
"Am Anfang hatten wir Probleme Spender zu finden. Wegen der Konflikte in Syrien will dieser Tage jeder zuerst wissen: Auf welcher Seite steht ihr, seid ihr für oder gegen das Regime?"
Doch genau dieses Schubladendenken will das junge Journalistenteam nicht weiter bedienen. In den täglichen Diskussionsrunden mit Namen wie "Das Verbotene" oder "Revolutionen weltweit" kommen selbst alawitische Assad-Anhänger zu Wort. In ihren Kommentaren kritisieren die Journalisten nicht nur die Regierung, sondern auch die Fehler der Freien Syrischen Armee und anderer oppositioneller Gruppen. Ungewohnt ausgewogen ist das Programm, findet selbst Gründerin Reem.
"Unter der Regierung Assad standen die Medien immer unter der Kontrolle des Informationsministeriums, das hat zu einer ganz bestimmten Berichterstattung geführt.
Wir versuchen mit unserem Programm ein neues Medienkonzept anzubieten, ohne Einmischung. Unser Ziel ist es einfach nur, Bewusstsein und Aufmerksamkeit zu schaffen, indem wir Nachrichten und Informationen liefern."
Das allerdings sorgt für Verwirrung: Immer wieder gibt es Beschwerden per E-Mail und Facebook von Hörern, die das Programm für zu ausgewogen halten – nicht revolutionär genug.
Solche Kritik versucht man hier als Kompliment zu sehen, erklärt Reem, während sie durch das fast leere Radiostudio im Süden der Türkei führt: Ein paar Laptops, Kabel, eine provisorische Sprecherkabine. Die Journalisten der "Brise aus Syrien" arbeiten in ständiger Gefahr. Ihre echten Namen kennen nur sie selbst – ihr Radiosender könnte jederzeit umziehen.
"Das alles hier ist natürlich nur provisorisch, solange, wie die Situation in Syrien so ist, wie sie ist. Aber inhaltlich ist es ein erster Ausblick darauf, wie wir die Zukunft der syrischen Medien sehen. Was im Moment in unserer Heimat passiert, ist ein alles umfassender Wandel. Und da ist es nur natürlich, dass sich auch die Medien verändern müssen."
"Es gibt unzählige Seiten, die Meldungen aus Syrien bringen. Aber nur einige sind verlässlich, einige andere übertreiben oder verfälschen, davon halten wir uns fern. Ich sammle die Nachrichten, ordne sie nach Relevanz und fordere gegebenenfalls zusätzliches Material von unseren Reportern in Aleppo an."
Aleppo, das ist der Ort, an den sich das Programm der "Brise aus Syrien" richtet. Doch Abdullah und die fünf anderen jungen Radiojournalisten, die an den Computern um ihn herum arbeiten, sitzen eine knappe Autostunde von Aleppo entfernt. Nicht etwa in Syrien, sondern in der Türkei!
"Vor ungefähr sieben Monaten erlebte ich in Aleppo, wie alle Verbindungen gekappt und der Strom abgeschaltet wurde."
Erinnert sich Reem, Die Gründerin der "Brise aus Syrien". Eigentlich gehört sie zu einer Generation von Syrern, die mit Internet und iPhone aufgewachsen sind. Doch das ist lange her.
"Ich hörte draußen die Bombenexplosionen, aber ich wusste nicht, was los ist. Wie viele andere Leute auch habe ich schließlich ein batteriebetriebenes Radio eingeschaltet."
Doch alles, was die Studentin zwischen Bombenlärm und Sirenengeheul hören konnte, waren die fremden Stimmen türkischer Moderatoren, die bis nach Aleppo hineinstrahlten. Da kam ihr die Idee: ein syrisches Radio aus dem sicheren Nachbarland! Nach wenigen Wochen Vorbereitungszeit ging die "Brise aus Syrien" Anfang 2013 vom türkischen Gaziantep aus auf Sendung.
"Am Anfang hatten wir Probleme Spender zu finden. Wegen der Konflikte in Syrien will dieser Tage jeder zuerst wissen: Auf welcher Seite steht ihr, seid ihr für oder gegen das Regime?"
Doch genau dieses Schubladendenken will das junge Journalistenteam nicht weiter bedienen. In den täglichen Diskussionsrunden mit Namen wie "Das Verbotene" oder "Revolutionen weltweit" kommen selbst alawitische Assad-Anhänger zu Wort. In ihren Kommentaren kritisieren die Journalisten nicht nur die Regierung, sondern auch die Fehler der Freien Syrischen Armee und anderer oppositioneller Gruppen. Ungewohnt ausgewogen ist das Programm, findet selbst Gründerin Reem.
"Unter der Regierung Assad standen die Medien immer unter der Kontrolle des Informationsministeriums, das hat zu einer ganz bestimmten Berichterstattung geführt.
Wir versuchen mit unserem Programm ein neues Medienkonzept anzubieten, ohne Einmischung. Unser Ziel ist es einfach nur, Bewusstsein und Aufmerksamkeit zu schaffen, indem wir Nachrichten und Informationen liefern."
Das allerdings sorgt für Verwirrung: Immer wieder gibt es Beschwerden per E-Mail und Facebook von Hörern, die das Programm für zu ausgewogen halten – nicht revolutionär genug.
Solche Kritik versucht man hier als Kompliment zu sehen, erklärt Reem, während sie durch das fast leere Radiostudio im Süden der Türkei führt: Ein paar Laptops, Kabel, eine provisorische Sprecherkabine. Die Journalisten der "Brise aus Syrien" arbeiten in ständiger Gefahr. Ihre echten Namen kennen nur sie selbst – ihr Radiosender könnte jederzeit umziehen.
"Das alles hier ist natürlich nur provisorisch, solange, wie die Situation in Syrien so ist, wie sie ist. Aber inhaltlich ist es ein erster Ausblick darauf, wie wir die Zukunft der syrischen Medien sehen. Was im Moment in unserer Heimat passiert, ist ein alles umfassender Wandel. Und da ist es nur natürlich, dass sich auch die Medien verändern müssen."