Flüchtlinge
UNHCR Deutschland warnt vor Folgen ungleicher Finanzierung humanitärer Krisen wegen Ukraine-Krieg

Das UNO-Flüchtlingshilfswerk hat angesichts des Ukraine-Kriegs erneut eine ungleiche Finanzierung von humanitären Krisen problematisiert.

    Das Logo des UNHCR ist auf einem Wimpel zu sehen.
    "Europa ist aber von einem Krisengürtel umgeben. Das wird oft vergessen. Die Sahelzone, der Sudan, der Mittlere Osten und eben die Ukraine." (IMAGO/NurPhoto/IMAGO/Jakub Porzycki)
    Die Hilfe für die Ukraine sei wichtig, sagte die Deutschlandchefin des UNHCR, Thote, dem Nachrichtenportal T-online. Es handele sich allerdings um die weltweit noch am besten finanzierte humanitäre Operation. Europa sei jedoch von einem Krisengürtel umgeben, was oft vergessen werde: die Sahelzone, der Mittlere Osten und die Ukraine. Überall gebe es Vertreibung. Mit rund zwölf Millionen Vertriebenen sei indes der Sudan die größte Vertreibungskrise der Welt. Thote forderte, den Sicherheitsbegriff deshalb zu erweitern. Nachbarschaft greife nicht mehr nur für das unmittelbare Umfeld. Die Distanzen nach Europa seien letztlich nicht so groß, wie sie zunächst erschienen.
    Mit Blick auf den Sudan führte Thote aus, in mehr als 20 Jahren beim UNHCR habe sie eine so harte Situation noch nicht erlebt. Allein der Tschad habe 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Manche seien bis zu eintausend Kilometer gelaufen, fast alle auf dem Weg ausgeraubt, einigen sogar ihre Schuhe genommen worden. Viele erzählten von getöteten Familienmitgliedern und verschleppten Menschen, vor allem Männern und Jungen. Angesichts weltweit gekürzter humanitärer Hilfe sei es dem UNHCR mitunter nicht einmal mehr möglich, das Nötigste wie Trinkwasser und Zelte zu bieten. Mehr als 200.000 Menschen lebten in selbstgebauten Hütten aus Stöcken und Plastikplanen, und das bei dem Wassermangel in der Wüstenregion.
    Es sei ungemein wichtig, die Länder rund um den Sudan angemessen zu unterstützen, meinte Thote. Europa dürfe sich nicht nur auf sich selbst, also auf das Ende der Flüchtlingsbewegungen, konzentrieren, appellierte sie.
    Diese Nachricht wurde am 22.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.