Archiv


Uni Erfurt - nun mit katholischer Fakultät

Die Uni Erfurt hat seit dieser Woche die erste und einzige katholische Fakultät in den neuen Bundessländern. Nach jahrelanger Verhandlung haben der Vatikan und das Land Thüringen den entsprechenden Vertrag unterzeichnet, demzufolge die schon bestehende katholische Fakultät in die Uni integriert wird. Gestern und heute tagte nun der Thüringer Landtag und bestätigte den Vertrag. Wenn auch mit Schmerzen, denn ungeachtet der staatlichen Finanzierung hat in Personalentscheidungen die Kirche das letzte Wort.

    Von Ulrike Greim

    Es war der strittigste Punkt in der jahrelangen Verhandlung zwischen dem Freistaat Thüringen und dem Heiligen Stuhl in Rom. Die katholische Kirche behält sich das Recht vor, einen Professor abzulehnen - zum Beispiel, weil er katholischer Priester war und geheiratet hat oder wenn seine Lehrmeinung von der offiziellen Linie abweicht. Lehnt sie ihn ab, so muss ihn das Land trotzdem weiter beschäftigen. 'Hohes arbeitsrechtliches Risiko', meint die Opposition im Thüringer Landtag und verweigerte die Zustimmung. Doch da die CDU die Mehrheit hält, war dem Vertrag der Segen des Parlamentes sicher. Die katholisch-theologische Fakultät Erfurt, 12 Professoren und 217 Studierende, wird Teil der Universität. Der Nuntius, Erzbischof Giovanni Lajolo, sagt, das Gütesiegel der Kirche sei grundlegend:

    Selbstverständlich. Weil das eben eine Garantie ist, dass der Professor wirklich katholisch ist und nicht hinduistisch und dass seine Theologie eine katholische ist, die mit den Prinzipien der katholischen Kirche übereinstimmt, und nicht eine andere Sache.

    Aber 'andere Sachen' wollen die 12 katholischen Professoren auch nicht lehren, immerhin hat die katholische Fakultät einen ausgezeichneten Ruf. Der Präsident der Uni Erfurt, Wolfgang Bergsdorf, jedenfalls freut sich, neben den drei anderen Fakultäten nun ein qualifiziertes viertes Standbein zu bekommen.

    Die Professuren der katholischen Fakultät sind außerordentlich hochkarätig besetzt. Die Universität Erfurt erlangt mit der Integration der katholisch-theologischen Fakultät eine intellektuelle, aber auch eine spirituelle Bereicherung.

    Die Fakultät hat Geschichte. Sie war die erste und einzige akademische katholisch-theologische Ausbildungsstätte der DDR, dann der neuen Länder. Viele Pfarrer sind in Erfurt geschult worden, einer ist jetzt Bischof in Erfurt. Eberhard Tiefensee, Rektor der Fakultät sagt, es werde Zeit, einen kleinen Schritt unter dem schützenden Dach der Kirche heraus zu tun, und frischen Wind zu atmen. Außerdem werde nun eine Gründungsidee Realität.

    Wir sind deshalb froh, weil das eigentlich das erfüllt, was sich die Gründungsväter unserer Hochschule vor 50 Jahren gewünscht haben, aber was zu DDR-Zeiten nicht realisierbar war: dass die Theologie dorthin kommt, wo sie hingehört, nämlich an eine Universität. Und dass das jetzt nach 50 Jahren, und gerade im 50. Jahr funktioniert, das ist eine große Freude.

    Auch Ministerpräsident Bernhard Vogel ist froh, nicht nur, weil er gestandener Katholik ist, sondern auch weil er sich Impulse für die Thüringer Wissenschaft erhofft. Und christliche Werte für die Studenten.

    Der Staat kann nach unserer Vorstellung nicht selbst Werte schaffen und vermitteln, aber er kann dafür sorgen, dass sie vermittelt werden. Das haben wir mit der Gründung der ganzen Universität gewollt, aber speziell natürlich auch mit der Wissenschaft der Theologie.

    Links zum Thema

    Katholische Theologie an der Uni Erfurt