Tore werden aufgeschlossen. Gittertore, hinter denen die Studierenden wohnen - gezwungen sind zu wohnen. Im römischen Gefängnis Rebibbia am Stadtrand sind rund 2500 Männer in Haft, Männer zwischen 25 und 35 Jahren. 199 von ihnen haben Abitur, das entspricht in etwa dem Schnitt in italienischen Gefängnissen: Sie hätten das Zeug zur höheren Bildung. Genau das ermöglicht jetzt das italienische Bildungsministerium: Seit einigen Monaten studieren 35 Insassen von Rebibbia. Medizin, Philosophie oder Jura - wie Piero Marcigno:
" Es handelt sich bei uns sicherlich um ein seltsames Völkchen, das studieren will, aber wissen Sie, ich habe hier mein Abitur nachgemacht, mit sehr guten Noten, und jetzt will auch Jura studieren. Ich muss noch sechs Jahren absitzen und danach will ich einen Job haben, für den ich qualifiziert sein will. "
Piero Marcigno wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil er im Streit seinen Bruder getötet hatte. Eine Tat, die er heute bereut und die ihn dazu führte, sein Leben neu in die Hand zu nehmen.
Der heute 33-Jährige ist kein Einzelfall und deshalb entwickelte das Bildungsministerium ein Projekt, das studierwilligen Häftlingen die Möglichkeit gibt, ein Universitätsdiplom zu erlangen. Ein ehrgeiziges Projekt, das von der Idee ausgeht, wonach die Haftzeit auch eine Zeit der Aus- und Weiterbildung sein kann. Eine Form der Resozialisierung ist das, die in Italien bislang unbekannt war, erklärt Valeria Zuccarini, die im Bildungsministerium bei der Realisierung des Projekts "Gefängnis-Uni " mitgearbeitet hat:
" Uns geht es um eine Form der Reintegration in die Gesellschaft und darum, jene Häftlinge, die sich durch ihre Intelligenz und Lernbereitschaft auszeichnen, gezielt zu fördern. Eine Umfrage in großen italienischen Haftanstalten ergab, dass rund zwölf Prozent aller einsitzenden Abiturienten den Wunsch äußerten zu studieren. Ein Wunsch, der bisher bei uns in Italien nicht befriedigt werden konnte. "
Die Gefängnisinsassen studieren per Fernstudium. Während das Bildungsministerium bei den staatlichen Hochschulen radikal sparen will, fördert es das Knast-Studium erheblich: mit zirka 15 Millionen Euro jährlich. Ein Projekt, zu dem sich jetzt das Bildungsministerium entschieden hat, um den seit Jahren vorgetragenen Forderungen jener Organisationen entgegenzukommen, die sich für eine höhere Weiterbildung hinter Gefängnismauern einsetzen. Mit den Finanzmitteln sind in den Gefängnissen Konferenzräume eingerichtet worden, in denen die Studierenden zu bestimmten Uhrzeiten die einzelnen Vorlesungen mitverfolgen können. Alles läuft ab wie bei einem normalen Fernstudium, wie es mehrere italienische Universitäten anbieten. Im Unterschied zu den gewöhnlichen Fernstudenten haben die Gefängnisinsassen allerdings keine Möglichkeiten, mit ihren Dozenten in unregelmäßigen Abständen zusammenzutreffen. Valeria Zuccarini:
" Zunächst dachten wir daran, die studierenden Häftlinge in nahe gelegene Hochschule zu fahren, doch diese Idee wurde vom Justizministerium als zu arbeitsaufwendig und riskant abgelehnt. So werden zu allen schriftlichen und mündlichen Prüfungen Hochschullehrer hinter die Knastmauern geladen. Die einzelnen Prüfungen werden dann, und auch das ist einfach zu organisieren, in den Aufenthaltsräumen der Gefängnisinsassen abgehalten. "
Bis jetzt können die Häftlinge sechs Fächer studieren: Medizin, Jura, Politische Wissenschaften, Psychologie, Sozialpädagogik und Kunstgeschichte. Sollte sich das Projekt als erfolgreich erweisen, soll das Studienangebot auf zehn Fachbereiche ausgeweitet werden. Die Studierenden werden vom Bildungsministerium mit Computern und der entsprechenden Literatur ausgestattet - zum Vorzugspreis oder, wenn Studierende keine Finanzmittel haben, auch kostenlos. Die Computer können allerdings nur zu bestimmten Uhrzeiten und in Gegenwart von Gefängnispersonal benutzt werden, denn einige Gefangene dürfen mit bestimmten Personen keine Kontakte aufnehmen. Wie im Fall jener Studienanwärter, die wegen mafioser Delikte hinter Gittern sitzen und deren Aufenthaltsorte geheim bleiben müssen.
Piero Marcigno im römischen Rebibbia-Gefängnis kann sich - zumindest im Netz - frei bewegen. Doch kann er Internet-Bibliotheken nicht rund um die Uhr konsultieren und wann es ihm gefällt. Aber das stört den jungen Mann nicht besonders. Er ist schon froh, dass er überhaupt studieren kann:
" Hier haben wir es mit einem besonderen Ambiente zu tun und das schafft Probleme, aber die werden dadurch gelöst, dass man uns sehr entgegen kommt. Mir wurde sogar in Aussicht gestellt, dass ich zum Ende meines Fernstudiums und meiner Haftzeit außerhalb des Gefängnisses in einer Anwaltskanzlei in der Nähe ein Praktikum ablegen kann. "
" Es handelt sich bei uns sicherlich um ein seltsames Völkchen, das studieren will, aber wissen Sie, ich habe hier mein Abitur nachgemacht, mit sehr guten Noten, und jetzt will auch Jura studieren. Ich muss noch sechs Jahren absitzen und danach will ich einen Job haben, für den ich qualifiziert sein will. "
Piero Marcigno wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil er im Streit seinen Bruder getötet hatte. Eine Tat, die er heute bereut und die ihn dazu führte, sein Leben neu in die Hand zu nehmen.
Der heute 33-Jährige ist kein Einzelfall und deshalb entwickelte das Bildungsministerium ein Projekt, das studierwilligen Häftlingen die Möglichkeit gibt, ein Universitätsdiplom zu erlangen. Ein ehrgeiziges Projekt, das von der Idee ausgeht, wonach die Haftzeit auch eine Zeit der Aus- und Weiterbildung sein kann. Eine Form der Resozialisierung ist das, die in Italien bislang unbekannt war, erklärt Valeria Zuccarini, die im Bildungsministerium bei der Realisierung des Projekts "Gefängnis-Uni " mitgearbeitet hat:
" Uns geht es um eine Form der Reintegration in die Gesellschaft und darum, jene Häftlinge, die sich durch ihre Intelligenz und Lernbereitschaft auszeichnen, gezielt zu fördern. Eine Umfrage in großen italienischen Haftanstalten ergab, dass rund zwölf Prozent aller einsitzenden Abiturienten den Wunsch äußerten zu studieren. Ein Wunsch, der bisher bei uns in Italien nicht befriedigt werden konnte. "
Die Gefängnisinsassen studieren per Fernstudium. Während das Bildungsministerium bei den staatlichen Hochschulen radikal sparen will, fördert es das Knast-Studium erheblich: mit zirka 15 Millionen Euro jährlich. Ein Projekt, zu dem sich jetzt das Bildungsministerium entschieden hat, um den seit Jahren vorgetragenen Forderungen jener Organisationen entgegenzukommen, die sich für eine höhere Weiterbildung hinter Gefängnismauern einsetzen. Mit den Finanzmitteln sind in den Gefängnissen Konferenzräume eingerichtet worden, in denen die Studierenden zu bestimmten Uhrzeiten die einzelnen Vorlesungen mitverfolgen können. Alles läuft ab wie bei einem normalen Fernstudium, wie es mehrere italienische Universitäten anbieten. Im Unterschied zu den gewöhnlichen Fernstudenten haben die Gefängnisinsassen allerdings keine Möglichkeiten, mit ihren Dozenten in unregelmäßigen Abständen zusammenzutreffen. Valeria Zuccarini:
" Zunächst dachten wir daran, die studierenden Häftlinge in nahe gelegene Hochschule zu fahren, doch diese Idee wurde vom Justizministerium als zu arbeitsaufwendig und riskant abgelehnt. So werden zu allen schriftlichen und mündlichen Prüfungen Hochschullehrer hinter die Knastmauern geladen. Die einzelnen Prüfungen werden dann, und auch das ist einfach zu organisieren, in den Aufenthaltsräumen der Gefängnisinsassen abgehalten. "
Bis jetzt können die Häftlinge sechs Fächer studieren: Medizin, Jura, Politische Wissenschaften, Psychologie, Sozialpädagogik und Kunstgeschichte. Sollte sich das Projekt als erfolgreich erweisen, soll das Studienangebot auf zehn Fachbereiche ausgeweitet werden. Die Studierenden werden vom Bildungsministerium mit Computern und der entsprechenden Literatur ausgestattet - zum Vorzugspreis oder, wenn Studierende keine Finanzmittel haben, auch kostenlos. Die Computer können allerdings nur zu bestimmten Uhrzeiten und in Gegenwart von Gefängnispersonal benutzt werden, denn einige Gefangene dürfen mit bestimmten Personen keine Kontakte aufnehmen. Wie im Fall jener Studienanwärter, die wegen mafioser Delikte hinter Gittern sitzen und deren Aufenthaltsorte geheim bleiben müssen.
Piero Marcigno im römischen Rebibbia-Gefängnis kann sich - zumindest im Netz - frei bewegen. Doch kann er Internet-Bibliotheken nicht rund um die Uhr konsultieren und wann es ihm gefällt. Aber das stört den jungen Mann nicht besonders. Er ist schon froh, dass er überhaupt studieren kann:
" Hier haben wir es mit einem besonderen Ambiente zu tun und das schafft Probleme, aber die werden dadurch gelöst, dass man uns sehr entgegen kommt. Mir wurde sogar in Aussicht gestellt, dass ich zum Ende meines Fernstudiums und meiner Haftzeit außerhalb des Gefängnisses in einer Anwaltskanzlei in der Nähe ein Praktikum ablegen kann. "