Ukraine
UNICEF: Bevölkerung von Charkiw lebt "Alltag im Ausnahmezustand"

Bei den jüngsten russischen Angriffen auf die Stadt Charkiw im Osten der Ukraine sind Berichten zufolge mehr als 20 Menschen verletzt worden. Das bestätigte auch der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Schneider, der sich zurzeit in der Stadt aufhält.

    Feuer und Rauch steigen aus einem Wohngebiet von Charkiw auf.
    Charkiw sieht sich russischen Angriffen ausgesetzt. (Anatolii Lysianskyi / AP / dpa / Anatolii Lysianskyi)
    ”Die Bevölkerung von Charkiw lebt einen Alltag im Ausnahmezustand”, sagte Schneider im Deutschlandfunk. Mehr als ein Drittel aller Menschen leide an einer dauerhaften psychologischen Belastung. Viele Kinder und Jugendliche seien nach fast vier Jahren Krieg traumatisiert. Das äußere sich in Form von verzögerter Entwicklung, Sprachstörungen und Zukunftsangst, berichtete Schneider aus der nur wenige Kilometer von der Front entfernten Stadt. UNICEF setze sich unter anderem dafür ein, dass Kindergärten in Schutzräumen eingerichtet werden, um Kindern wenigstens für einige Stunden am Tag geschützt miteinander spielen und bei Bedarf auch psychologisch betreut werden können.

    Charkiw in der Nacht angegriffen

    Charkiw liegt nur etwa 35 Kilometer von der russischen Grenze entfernt und wird besonders oft beschossen. Bei einem Angriff in der Nacht zu Mittwoch wurden mehrere Gebäude beschädigt und Brände ausgelöst. Ein neunstöckiges Wohnhaus sei nach einem Treffer evakuiert worden, teilten die Behörden mit.
    Die ukrainische Armee griff nach eigenen Angaben militärische Einrichtungen in Russland mit amerikanischen Kurzstrecken-Raketen an. Welche Ziele genau ins Visier genommen wurden, blieb zunächst offen. Bei den verwendeten Systemen handelte es sich laut dem Generalstab in Kiew um ballistische ATACMS-Raketen, die der Ukraine von den USA geliefert wurden. Ihre Reichweite beträgt je nach Modell zwischen rund 160 und 300 Kilometern.
    Diese Nachricht wurde am 19.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.