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UniSolar vor dem Aus?

Die Idee ist einfach: Studierende investieren jeweils 200 Euro in eine Solaranlage auf ihrer Universität und erhalten binnen zehn Jahren ihr Geld mit vier Prozent Zinsen zurück. Das Projekt UniSolar in Leipzig war vor drei Jahren das erste solche Projekt - doch dabei ist es fast auch geblieben.

Von Jens Falkowski |
    UniSolar Panel
    UniSolar Panel (Jens Falkowski)
    Etwas ratlos sitzen fünf Aktive von UniSolar im Wohnzimmer einer Altbauwohnung im Leipziger Süden. Sie diskutieren über die Zukunft ihres Projektes. Hier sitzen mittlerweile zwei Generationen am Tisch. Die erste hat das Pilotprojekt realisiert und UniSolar ins Leben gerufen und die zweite sucht derzeit nach neuen Standorten um das Projekt zu erhalten. Einer der jungen ist Enrico Fischer. Er macht sich Sorgen um die Zukunft von UniSolar.

    "Schon schwierig, denn wir haben momentan nicht wirklich Dächer. Wir sind jetzt auch in der jungen Generation so drei bis vier Mann. Hätten wir ein konkretes Projekt, wo wir sagen könnten, daran arbeiten wir, könnten wir auch mal ein paar neue Mitglieder gewinnen. Weil wir haben jetzt das Problem, dass wir nicht wissen was wir sagen sollen, was wir gerade machen. Neue Dächer zu finden ist momentan schwierig, weil sich die Rektoren gern mal querstellen und die Dächer selbst nutzen wollen, es aber im Endeffekt nicht machen."

    Leipzig scheint auf den ersten Blick für eine studentische Initiative besonders geeignet zu sein. Schließlich gibt es hier zehn Hochschulen. Doch die meisten Dachflächen sind entweder nicht geeignet oder die Hochschulen wollen selbst mit Sonnenenergie Geld verdienen. So ist es für Enrico Fischer und seine Mitstreiter besonders schwierig, neue Flächen zu finden. Neben dem Denkmalschutz muss er auch mit der sächsischen Bau- und Immobiliengesellschaft verhandeln, der die meisten Hochschulgebäude gehören.

    "Ich und ein weiterer Kommilitone beschäftigen uns damit, dass wir an einem neuen Dach arbeiten. Dass wir eine Denkmalschutzgenehmigung bekommen, dass wir darauf überhaupt eine Fotovoltaikanlage bauen können. Da müssen wir den Betreiber, der die spätere Anlage betreiben soll, mal ein bisschen Druck machen, dass er sich mit der sächsischen Immobiliengesellschaft in Verbindung setzt, damit sie sich absprechen können, inwiefern sie die Denkmalschutzgenehmigung klären. Sprich: einfach nur, dass sich die zwei zusammensetzen und mal aushandeln, wie sie es später mal machen wollen."

    Eine wichtige Ursache für den Standortmangel entsteht auf den Dächern des neuen Campusgeländes in der Leipziger Innenstadt. Hier oben nämlich baut die Universität Leipzig selbst eine Solaranlage. Seit vergangenem Jahr räumt das sächsische Hochschulgesetz den Hochschulen ein, Geld mit regenerativen Energien zu verdienen. Auf dem Campusneubau am Augustusplatz finden deshalb ab dem diesem Frühjahr 180 Solarpanel Platz, die zehn Haushalte versorgen können. Für Titus Werner, Leiter des Dezernates Planung und Technik, erfüllen diese Anlagen zwei Funktionen:

    "Erste Funktion ist, dass wir als Universität in die Lage versetzt werden, die neue Entwicklungen der regenerativen Energien und der alternativen Energien einzugehen, dort Erfahrungen zu sammeln, vor allem auch im Betrieb der Anlage. Natürlich spielt auch ein gewisser finanzieller Aspekt mit hinein. Wir erwarten, dass, wenn die Anlage installiert worden ist, in etwa ein fünfstelliger Betrag an Einspeisevergütung der Universität zur Verfügung steht."

    Der vermutlich fünfstellige Betrag soll Forschung und Lehre zugutekommen. Für die Universität ist es, nach Angaben Werners, am einfachsten, wenn sie die Anlage selbst betreiben kann. Die Investitionssumme kommt dabei als Förderung vom Land Sachsen. Eine direkte Zusammenarbeit mit UniSolar hält Titus Werner nicht für möglich, da die Universität die studentischen Darlehen und Anlagen nicht verwalten könne. Dafür bräuchte es Partner, wie das Studentenwerk. Laut Werner gibt es aber keine weiteren Dächer der Universität, die für eine Solaranlage geeignet wären. Damit wäre auch ein weitere Anlage von UniSolar auf einem Dach der Universität Leipzig nicht möglich. Ferdinand Dürr, einer der Gründer von UniSolar, ärgert es dass die Universität auf einen Imagegewinn durch eine studentische Solaranlage verzichtet. Er macht sich, ebenso wie auch andere Mitglieder von UniSolar, Gedanken, wie es auch außerhalb von Leipzig weitergehen könnte. Wegen dem Mangel an Dachflächen und Aufgaben will sich Ferdinand Dürr mit seinen Erfahrungen stärker in den Aufbau des bundesweiten UniSolar-Netzwerkes einbringen.

    "So ist es in der Vergangenheit auf jeden Fall gewesen, dass wir gesagt haben - wir möchten versuchen, die Erfolgsgeschichte UniSolar zu exportieren. Wenn es hier nicht weitergeht, dann schauen wir halt, ob es an anderen Hochschulen geht und wenn nicht in Leipzig – für die Ökologie ist es kein Unterschied, ob die Anlage in Leipzig steht oder in Trier oder Hannover."

    Bundesweit haben die verschiedenen UniSolar-Initiativen bereits großen Zuspruch, so stehen unter anderem bereits studentische Anlagen in Karlsruhe, Kassel und Berlin auf dem Unidach.