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Universität Bonn gründet bundesweit erstes Zentrum für Philosophie

Die Universität Bonn wird heute ein Zentrum für Philosophie einweihen. Die Einrichtung ist bis dato einzigartig in Deutschland. Es soll nicht nur Philosophen im In-und Ausland sowie Institute der verschiedenen Hochschulen miteinander vernetzen, sondern auch der Lehre zugute kommen. Das Ganze ohne einen einzigen Cent vom Land.

Von Susanne Fritz |
    "Ich halte das für sehr sinnvoll, weil man so den Horizont einfach erweitern kann, man kann natürlich viel aktuellere Ergebnisse mitbekommen, die man ansonsten erst vielleicht in Jahren in Büchern lesen würde und ich denke schon, dass die Studenten davon auch Gebrauch machen werden und das auch gerne annehmen. Es weckt halt Interesse und dann kann das sicherlich förderlich sein auch für eine Magisterarbeit."

    Wie die 22-jährige Katharina Dorn hoffen viele Studenten der Bonner Universität, dass sie von dem Zentrum profitieren. Auch die Initiatoren wollen mit der neuen Einrichtung die Lehre bereichern und laden deshalb regelmäßig renommierte Philosophen aus dem In-und Ausland ein. Im Mai wird der ehemalige Staatsminister Julian Nida-Rümelin eine Vorlesung in Bonn halten. Später folgen prominente Philosophen der Universität Stanford und Chicago, aber auch der bedeutende deutsche Philosoph Dieter Henrich. Sie alle sollen die Studenten anregen, sich mit aktueller Forschung auseinanderzusetzen, sagt Wolfram Hogrebe – Philosoph an der Bonner Universität:

    "So ist es zum Beispiel so, dass alle gehalten sind auch ein Kolloquium für die Studenten abzuhalten und auf diese Weise haben sie Gelegenheit und Chancen mit hochkarätigen Leuten ins Gespräch vor allen Dingen zu kommen, die sie sonst vermutlich nicht hätten sprechen können."

    Insofern dient das Zentrum der Qualifizierung der Studenten, sagt Hogrebe. Allerdings heiße das noch nicht, dass die Studenten dadurch auch besser auf ihr künftiges Berufsleben vorbereitet würden. Vielmehr sei die Qualität des Studiums insgesamt ausschlaggebend. Doch die Lehre sei ohnehin nicht der einzige Grund, warum Wolfram Hogrebe jahrelang für eine solche Einrichtung an der Bonner Universität gekämpft habe. Es gehe auch darum, Forscher und philosophische Institute besser miteinander zu vernetzen. Vor allem mit Wissenschaftlern im Ausland gibt es seiner Ansicht nach zu wenig gemeinsame Projekte. Der Bedarf sei jedoch da und so habe das Zentrum schon jetzt die erste Kooperation in die Wege geleitet:

    "Da haben wir sehr konkret gerade mit dem Zentrum für Philosophie in Lissabon ein Abkommen, ein großes Forschungsprojekt über Schelling, an dem die Universitäten Bonn, Heidelberg und Freiburg beteiligt sind, eingetütet. Die Stoßrichtung ist, dass zunehmend Schelling entdeckt wird, also ein zentraler Denker des deutschen Idealismus, der in seiner Weise ein Theoretiker der Rationalität war wie sie für unsere Zeit von besonderer Bedeutung ist."

    Wolfram Hogrebe sieht in dem Zentrum vor allem eine Koordinierungsstelle, die nicht nur international, sondern auch interdisziplinär arbeiten soll. Erste Verbindungen zu verschiedenen Instituten an der Bonner Universität hat er bereits geknüpft. Die Schnittmenge zwischen der Philosophie und anderen Fächern sei groß, meint er:

    "Zum Beispiel arbeiten wir zusammen mit Nikolay Grube, er ist Ethnologe und Maya-Forscher, ja er ist weltweit einer der berühmten Entzifferer der Maya-Schrift und im Grunde ist Ethnologie eine angewandte Form der Erkenntnistheorie. Dasselbe gilt natürlich für Mathematiker, dass sie für unsere Logikprojekte wichtige Gesprächspartner sind, dasselbe gilt für unseren Rechtshistoriker Prof. Schmökel, der das Rückrad für die Entzifferung und das Verständnismachen historischer Prozesse bereitstellt."

    Die genaue Bezeichnung der neuen Bonner Einrichtung lautet "Internationales Zentrum für Philosophie Nordrhein-Westfalen". Die Erlaubnis für diesen Beinamen hat der Landtag im vergangenen Jahr ausdrücklich erteilt. Denn die Politiker wollen mit dem Zentrum das Renommee des Landes als Wissenschaftsstandort fördern. Zusätzliches Geld etwa für die kostspieligen Vorlesungen und Kolloquien gibt es jedoch nicht. In den kommenden Jahren wird deshalb die Hochschule dafür aufkommen. Später muss das Zentrum dann Sponsoren finden. Die ersten Zusagen hat Wolfram Hogrebe bereits erhalten und auch die Studenten sind optimistisch, dass die Einrichtung erfolgreich sein wird:

    "Also ich glaub das hat man auch nicht alle Tage und überall, dass aus aller Welt dann Forschungsergebnisse zusammenkommen...."

    ".....Also das man dann auch mit ausländischen Strömungen der Philosophie in Kontakt kommt. Finde ich eine sehr gute Idee."