Karl T. zu Guttenberg: "Thank you, Commissioner, for outlining this very important initiative and thank you for asking me to be part of it."
Es ist noch gar nicht lange her, da schien es, als habe sich Karl-Theodor zu Guttenberg nach der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit aus Bayern und Berlin ins Büßerexil nach Amerika verabschiedet. Nun ist er wieder da, mit neuem Look und neuem Buch. Und dann stellte er sich letzte Woche in Brüssel der verdutzten Presse als Internetberater für die EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes vor.
Karl T. zu Guttenberg: "So, what am I going to do?"
Was also wird seine Aufgabe sein? Im Falle seiner Tätigkeit in Brüssel beantwortete zu Guttenberg die Frage gleich selbst. Für die USA, seine neue Heimat, gestaltet sich die Beantwortung etwas schwieriger – auch wenn er auf der Pressekonferenz mit der Kommissarin seine guten Beziehungen in den Vereinigten Staaten besonders betonte.
Karl T. zu Guttenberg: "I will try to liaise with member and third states' governments, specifically also with the US administration."
Die Spurensuche nach den Aktivitäten des Freiherrn in Amerika beginnt in der Hauptstadt, Washington D. C. Hier arbeitet zu Guttenberg seit September für den renommierten Think Tank "Center for Strategic and International Studies", kurz: CSIS.
Der amerikanische Politikwissenschaftler John Hulsman ist mit dem Institut wohl vertraut:
"CSIS gehört zum politischen Establishment von Washington. Es hat einen sehr guten Ruf, seine Forschungsarbeit ist grundsolide und die akademische Glaubwürdigkeit extrem hoch."
Genau der richtige Ort also für Karl-Theodor zu Guttenberg.
Am 29. September veröffentliche das CSIS eine Pressemitteilung. Zu Guttenberg, heißt es darin, werde dem Institut als "Distinguished Statesman" angehören, als "angesehener Staatsmann". Weiter kündigt das CSIS an:
"Karl-Theodor zu Guttenberg wird ein neues transatlantisches Dialogforum leiten, bei dem Vordenker, Politiker und Diplomaten über Sicherheits- und Wirtschaftsfragen diskutieren und eine strategische Vision für die Wiederbelebung des transatlantischen Verhältnisses entwickeln."
Doch auf die Nachfrage, wie denn der transatlantische Dialog nach immerhin drei Monaten vorankomme, antwortet der CSIS-Sprecher nur widerwillig: Er könne dazu nichts sagen. Nein, der Herr zu Guttenberg sei persönlich eher selten im Institut. Aber im neuen Jahr gebe es dann sicher mehr Informationen.
Politikberater John Hulsman deutet den spärlichen Informationsfluss so:
"So wie eine Sportmannschaft holt sich auch das CSIS aufstrebende Talente an Bord und entscheidet erst später über deren genaue Aufgabe. Das CSIS gibt zu Guttenberg die Freiheit, sein eigenes Programm zu entwickeln. Das ist ein großes Kompliment."
Ein Kompliment ist auch die erlesene Gesellschaft, in der sich zu Guttenberg befindet. Im Kuratorium des CSIS sitzt der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger. Und der einzige Politiker, der vor zu Guttenberg bereits den Titel des "angesehenen Staatsmannes" am CSIS tragen durfte, ist der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud Barak.
Für die Öffentlichkeit sichtbar trat zu Guttenberg bislang nur einmal als Vertreter des CSIS in Erscheinung – und zwar bei jener Sicherheitskonferenz im kanadischen Halifax, die er als Plattform für offene Kritik an europäischen Politikern nutzte:
"Die Krise in Europa ist nicht nur eine Eurokrise und eine Schuldenkrise, sondern auch eine Krise der politischen Führung."
Deutlich präsenter dagegen ist der Freiherr auf dem sozialen Parkett. Zuletzt besuchte das Ehepaar am Tag nach zu Guttenbergs Überraschungsauftritt in Brüssel eine Spendengala im New Yorker Edelrestaurant Cipriani. Besucher berichten von der leuchtend roten Robe, die Gattin Stefanie getragen habe.
John Hulsman findet, dass sich Karl-Theodor zu Guttenberg Zeit lassen solle mit seiner Rückkehr ins politische Rampenlicht in Deutschland.
"Er sollte sich auf die Arbeit konzentrieren, auf all seine guten Ideen. Den Ball flach halten, die Kontakte zum politischen Establishment in Washington pflegen. Dann werden sich die Leute nach einer Weile daran erinnern, wie wertvoll sein Talent wirklich ist."
Zu Guttenbergs Comebackversuch in seiner Heimat hält er dagegen für vorerst - gescheitert:
"Ja, das war zu schnell. Es wirkte zu taktisch, zu opportunistisch."
Außerdem, meint Hulsman, habe zu Guttenberg die Unterschiede zwischen den politischen Kulturen in Deutschland und in den USA offenbar unterschätzt:
"Wir in Amerika lieben verlorene Söhne, wir lieben Sünder, die bereuen. Nehmen Sie doch nur das Beispiel von Bill Clinton. In Amerika bekommt man eine zweite, eine dritte, eine fünfte Chance. In Deutschland dagegen ist die Kultur ganz anders, viel härter, verbissener, nachtragender."
Auch deshalb dürfte Karl-Theodor zu Guttenberg seinen nächsten politischen Schritt dann doch eher in den USA planen. Irgendwann im neuen Jahr.
Es ist noch gar nicht lange her, da schien es, als habe sich Karl-Theodor zu Guttenberg nach der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit aus Bayern und Berlin ins Büßerexil nach Amerika verabschiedet. Nun ist er wieder da, mit neuem Look und neuem Buch. Und dann stellte er sich letzte Woche in Brüssel der verdutzten Presse als Internetberater für die EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes vor.
Karl T. zu Guttenberg: "So, what am I going to do?"
Was also wird seine Aufgabe sein? Im Falle seiner Tätigkeit in Brüssel beantwortete zu Guttenberg die Frage gleich selbst. Für die USA, seine neue Heimat, gestaltet sich die Beantwortung etwas schwieriger – auch wenn er auf der Pressekonferenz mit der Kommissarin seine guten Beziehungen in den Vereinigten Staaten besonders betonte.
Karl T. zu Guttenberg: "I will try to liaise with member and third states' governments, specifically also with the US administration."
Die Spurensuche nach den Aktivitäten des Freiherrn in Amerika beginnt in der Hauptstadt, Washington D. C. Hier arbeitet zu Guttenberg seit September für den renommierten Think Tank "Center for Strategic and International Studies", kurz: CSIS.
Der amerikanische Politikwissenschaftler John Hulsman ist mit dem Institut wohl vertraut:
"CSIS gehört zum politischen Establishment von Washington. Es hat einen sehr guten Ruf, seine Forschungsarbeit ist grundsolide und die akademische Glaubwürdigkeit extrem hoch."
Genau der richtige Ort also für Karl-Theodor zu Guttenberg.
Am 29. September veröffentliche das CSIS eine Pressemitteilung. Zu Guttenberg, heißt es darin, werde dem Institut als "Distinguished Statesman" angehören, als "angesehener Staatsmann". Weiter kündigt das CSIS an:
"Karl-Theodor zu Guttenberg wird ein neues transatlantisches Dialogforum leiten, bei dem Vordenker, Politiker und Diplomaten über Sicherheits- und Wirtschaftsfragen diskutieren und eine strategische Vision für die Wiederbelebung des transatlantischen Verhältnisses entwickeln."
Doch auf die Nachfrage, wie denn der transatlantische Dialog nach immerhin drei Monaten vorankomme, antwortet der CSIS-Sprecher nur widerwillig: Er könne dazu nichts sagen. Nein, der Herr zu Guttenberg sei persönlich eher selten im Institut. Aber im neuen Jahr gebe es dann sicher mehr Informationen.
Politikberater John Hulsman deutet den spärlichen Informationsfluss so:
"So wie eine Sportmannschaft holt sich auch das CSIS aufstrebende Talente an Bord und entscheidet erst später über deren genaue Aufgabe. Das CSIS gibt zu Guttenberg die Freiheit, sein eigenes Programm zu entwickeln. Das ist ein großes Kompliment."
Ein Kompliment ist auch die erlesene Gesellschaft, in der sich zu Guttenberg befindet. Im Kuratorium des CSIS sitzt der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger. Und der einzige Politiker, der vor zu Guttenberg bereits den Titel des "angesehenen Staatsmannes" am CSIS tragen durfte, ist der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud Barak.
Für die Öffentlichkeit sichtbar trat zu Guttenberg bislang nur einmal als Vertreter des CSIS in Erscheinung – und zwar bei jener Sicherheitskonferenz im kanadischen Halifax, die er als Plattform für offene Kritik an europäischen Politikern nutzte:
"Die Krise in Europa ist nicht nur eine Eurokrise und eine Schuldenkrise, sondern auch eine Krise der politischen Führung."
Deutlich präsenter dagegen ist der Freiherr auf dem sozialen Parkett. Zuletzt besuchte das Ehepaar am Tag nach zu Guttenbergs Überraschungsauftritt in Brüssel eine Spendengala im New Yorker Edelrestaurant Cipriani. Besucher berichten von der leuchtend roten Robe, die Gattin Stefanie getragen habe.
John Hulsman findet, dass sich Karl-Theodor zu Guttenberg Zeit lassen solle mit seiner Rückkehr ins politische Rampenlicht in Deutschland.
"Er sollte sich auf die Arbeit konzentrieren, auf all seine guten Ideen. Den Ball flach halten, die Kontakte zum politischen Establishment in Washington pflegen. Dann werden sich die Leute nach einer Weile daran erinnern, wie wertvoll sein Talent wirklich ist."
Zu Guttenbergs Comebackversuch in seiner Heimat hält er dagegen für vorerst - gescheitert:
"Ja, das war zu schnell. Es wirkte zu taktisch, zu opportunistisch."
Außerdem, meint Hulsman, habe zu Guttenberg die Unterschiede zwischen den politischen Kulturen in Deutschland und in den USA offenbar unterschätzt:
"Wir in Amerika lieben verlorene Söhne, wir lieben Sünder, die bereuen. Nehmen Sie doch nur das Beispiel von Bill Clinton. In Amerika bekommt man eine zweite, eine dritte, eine fünfte Chance. In Deutschland dagegen ist die Kultur ganz anders, viel härter, verbissener, nachtragender."
Auch deshalb dürfte Karl-Theodor zu Guttenberg seinen nächsten politischen Schritt dann doch eher in den USA planen. Irgendwann im neuen Jahr.