Montag, 20. Mai 2024

Vorstoß in Rafah
UNO beklagt Unterbrechung von Hilfslieferungen in Gazastreifen - Israel widerspricht

Aus dem Gazastreifen gibt es widersprüchliche Angaben über die Versorgung mit Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung. Die UNO kritisiert, beim Vorstoß der israelischen Armee auf die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten seien zwei wichtige Grenzübergänge geschlossen worden. Dadurch sei die Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten unterbrochen.

11.05.2024
    Rauch steigt in Rafah auf, nachdem Israel am 7. Mai Luftangriffe auf die Stadt geflogen hat
    Israelische Kampfjets führen am 7. Mai Luftangriffe auf die Stadt Rafah aus. Militärisch seien nach allgemeiner Erwartung die Außenbezirke das erste Ziel, zudem der Grenzübergang zu Ägypten, sagt SWP-Experte Peter Lintl. (picture alliance / Anadolu / Abed Rahim Khatib)
    UNO-Generalsekretär Guterres forderte Israel auf, die Grenzübergänge umgehend wieder zu öffnen und "jede Eskalation zu stoppen". "Die Dinge entwickeln sich in die falsche Richtung", sagte Guterres in New York. "Ich bin beunruhigt und erschüttert über die erneute militärische Aktivität der israelischen Streitkräfte in Rafah", fügte er mit Blick auf Militäreinsätze in der Stadt im Süden des Gazastreifens hinzu.

    Baerbock: Menschen in Rafah können sich nicht in Luft auflösen

    Auch Bundesaußenministerin Baerbock wiederholte ihre Warnung vor einer Offensive der israelischen Armee in Rafah im südlichen Gazastreifen. Eine Million Menschen könnten sich nicht in Luft auflösen, erklärte Baerbock auf X. Sie bräuchten Schutz und dringend weiter humanitäre Hilfe. Dafür müssten die Grenzübergänge Rafah und Kerem Shalom unverzüglich wieder geöffnet werden.

    Israel: Lassen Hilfsgüter durch

    Ein Sprecher der israelischen Regierung erklärte, Hilfsgüter würden nach wie vor in den Gazastreifen durchgelassen. Fälle von Hungersnot würden lediglich - so wörtlich - von der Terrororganisation Hamas "orchestriert".
    Nach Berichten der Nachrichtenagentur AFP wurde Rafah in der Nacht aus der Luft angegriffen. Dabei seien nach Krankenhausangaben mehr als 20 Menschen getötet worden.

    EU und Deutschland besorgt über Israels Vorrücken

    Die Bundesregierung und die EU haben sich besorgt über das Vorrücken der israelischen Armee auf Rafah geäußert. Der deutsche Entwicklungs-Staatssekretär Flasbarth sagte bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel, Israel müsse das Völkerrecht auch in dieser Kriegssituation respektieren. Der EU-Außenbeauftragte Borrell bedauerte, dass der israelische Regierungschef Netanjahu die Aufrufe der USA und der EU missachtet habe, Rafah nicht anzugreifen. Es seien erneut viele zivile Opfer zu befürchten.
    Gestern hatte die Armee die Menschen im Osten von Rafah aufgerufen, das Gebiet zu verlassen und anschließend zahlreiche Luftangriffe geflogen. Die US-Regierung erklärte, sie gehe nicht davon aus, dass dies bereits die lange angekündigte Großoffensive des israelischen Militärs gegen Rafah darstelle.
    Diese Nachricht wurde am 07.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.