Der Kameramann des russischen Fernsehens filmt gerade die Trauergemeinde, da passiert es. Menschen brechen zusammen, bleiben liegen, schreien, stöhnen. Obwohl als Augenzeugin selbst noch unter Schock, beginnt die Journalistin kurz danach ihre Reportage: Kaum hätten die Menschen den Friedhof betreten, spricht sie in die Kamera, habe es direkt am Eingangstor eine Detonation gegeben, offenbar eine ferngezündete Bombe. Verwundete, vielleicht Tote. Die Menschen seien verstört, verwirrt.
Schauplatz: die nordkaukasische Republik Inguschetien. Eine russischstämmige Lehrerin und ihr minderjähriger Sohn waren einige Tage zuvor ermordet worden, viele Nachbarn und Freunde hatten sie jetzt auf ihrem letzten Weg begleiten wollen.
Geknallt habe es, schwarzer Rauch sei aufgestiegen, eine alte Frau habe es schwer erwischt. Eine andere Frau habe er gesehen mit einem völlig blutüberströmten Gesicht, auch das sei eine Lehrerin, weiß der junge Mann. Fünf bis sechs Schwerverletzte will er gezählt haben.
"Schrecklich ist das", schluchzt die schwarz gekleidete alte Frau. Einen Menschen normal zu beerdigen, nicht einmal das sei heutzutage noch möglich. Mit Beginn des Sommers, haben sich insgesamt die Anschläge in Inguschetien gehäuft. In erster Linie gelten die Angriffe den Ordnungskräften und den Truppen des russischen Innenministeriums, die Moskau dort vor kurzem um 2500 Mann verstärkt hat.
Für Mahmud Sakalov, den früheren Vorsitzenden der inguschetischen Volksversammlung, ist das keine Überraschung. Nichts gelernt habe Moskau aus seinem früheren Vorgehen ein paar Kilometer weiter im Osten sowie den Konsequenzen daraus. Sakalov im Moskauer Sender "Echo Moskvy":
"Das ist das Echo auf jene Ereignisse, die sich in unserer Nachbarrepublik, in Tschetschenien abgespielt haben","
ist Sakalov überzeugt. Anderthalb Jahrzehnte Krieg seien das gewesen, geführt mit modernsten Waffen.
Der inguschetische Präsident Murat Svjasikov, gelernter Geheimdienst-General und loyaler Gefolgsmann von Russlands Präsident Putin, wiegelt ab. Die Sicherheitslage in seiner Republik sei stabil. Alles andere sei Verleumdung. Wahr ist aber auch: Das politische Zentrum in Moskau ist angesichts der bevorstehenden russischen Parlamentswahlen Anfang Dezember zunehmend nervös. Alles was auch nur entfernt die selbst verkündete Stabilität im Land in Frage stellen könnte, wird mit Argusaugen beobachtet. Geradezu demonstrativ wirken derzeit Reportagen im staatlich kontrollierten Fernsehen mit angeblichen Fahndungserfolgen. Doch auch das Miteinander der Klein- und Kleinstvölker im Kaukasus wird beschworen. Hier wird fast schon im Sowjetstil an den sogenannten internationalen Widerstand in Daghestan erinnert, wo vor genau acht Jahren der zweite Tschetschenienkrieg seinen Ausgang nahm, nachdem Terroristen-Anführer Schamil Bassaev in der dortigen Bergregion eine islamistische Republik ausgerufen hatte. Der daghestanische General Schamil Aslanov wird präsentiert und zählt auf, wer sich damals alles freiwillig auf Seiten Moskaus in der Brigade zum Kampf gegen Bassaev zusammengefunden hatte:
""Bei uns mitgemacht haben 170 Garginzer, 54 Avaren, 39 Lesginen,27 Lakten, 20 Kumyken - mit völlig verschiedenen Berufen: Abgeordnete waren darunter, Wissenschaftler, Schuldirektoren, Sportler, Afghanistan-Veteranen, Habilitierte, Promovierte, alle waren dabei."
Dennoch: Daghestan, Tschetschenien, Inguschetien - inzwischen will auch Wassilij Lichatschov, der Vertreter Inguschetiens im russischen Oberhaus, dem Föderationsrat differenzieren:
"Inguschetien ist zu einer Art Truppenübungsplatz für terroristische und verfassungsfeindliche Aktivitäten geworden. Aber die Ordnungskräfte beherrschen die Situation. Doch es stimmt auch: Im Nordkaukasus ist die Situation schwierig - in politischer, wirtschaftlicher. sozialer und psychologischer Hinsicht."
Schauplatz: die nordkaukasische Republik Inguschetien. Eine russischstämmige Lehrerin und ihr minderjähriger Sohn waren einige Tage zuvor ermordet worden, viele Nachbarn und Freunde hatten sie jetzt auf ihrem letzten Weg begleiten wollen.
Geknallt habe es, schwarzer Rauch sei aufgestiegen, eine alte Frau habe es schwer erwischt. Eine andere Frau habe er gesehen mit einem völlig blutüberströmten Gesicht, auch das sei eine Lehrerin, weiß der junge Mann. Fünf bis sechs Schwerverletzte will er gezählt haben.
"Schrecklich ist das", schluchzt die schwarz gekleidete alte Frau. Einen Menschen normal zu beerdigen, nicht einmal das sei heutzutage noch möglich. Mit Beginn des Sommers, haben sich insgesamt die Anschläge in Inguschetien gehäuft. In erster Linie gelten die Angriffe den Ordnungskräften und den Truppen des russischen Innenministeriums, die Moskau dort vor kurzem um 2500 Mann verstärkt hat.
Für Mahmud Sakalov, den früheren Vorsitzenden der inguschetischen Volksversammlung, ist das keine Überraschung. Nichts gelernt habe Moskau aus seinem früheren Vorgehen ein paar Kilometer weiter im Osten sowie den Konsequenzen daraus. Sakalov im Moskauer Sender "Echo Moskvy":
"Das ist das Echo auf jene Ereignisse, die sich in unserer Nachbarrepublik, in Tschetschenien abgespielt haben","
ist Sakalov überzeugt. Anderthalb Jahrzehnte Krieg seien das gewesen, geführt mit modernsten Waffen.
Der inguschetische Präsident Murat Svjasikov, gelernter Geheimdienst-General und loyaler Gefolgsmann von Russlands Präsident Putin, wiegelt ab. Die Sicherheitslage in seiner Republik sei stabil. Alles andere sei Verleumdung. Wahr ist aber auch: Das politische Zentrum in Moskau ist angesichts der bevorstehenden russischen Parlamentswahlen Anfang Dezember zunehmend nervös. Alles was auch nur entfernt die selbst verkündete Stabilität im Land in Frage stellen könnte, wird mit Argusaugen beobachtet. Geradezu demonstrativ wirken derzeit Reportagen im staatlich kontrollierten Fernsehen mit angeblichen Fahndungserfolgen. Doch auch das Miteinander der Klein- und Kleinstvölker im Kaukasus wird beschworen. Hier wird fast schon im Sowjetstil an den sogenannten internationalen Widerstand in Daghestan erinnert, wo vor genau acht Jahren der zweite Tschetschenienkrieg seinen Ausgang nahm, nachdem Terroristen-Anführer Schamil Bassaev in der dortigen Bergregion eine islamistische Republik ausgerufen hatte. Der daghestanische General Schamil Aslanov wird präsentiert und zählt auf, wer sich damals alles freiwillig auf Seiten Moskaus in der Brigade zum Kampf gegen Bassaev zusammengefunden hatte:
""Bei uns mitgemacht haben 170 Garginzer, 54 Avaren, 39 Lesginen,27 Lakten, 20 Kumyken - mit völlig verschiedenen Berufen: Abgeordnete waren darunter, Wissenschaftler, Schuldirektoren, Sportler, Afghanistan-Veteranen, Habilitierte, Promovierte, alle waren dabei."
Dennoch: Daghestan, Tschetschenien, Inguschetien - inzwischen will auch Wassilij Lichatschov, der Vertreter Inguschetiens im russischen Oberhaus, dem Föderationsrat differenzieren:
"Inguschetien ist zu einer Art Truppenübungsplatz für terroristische und verfassungsfeindliche Aktivitäten geworden. Aber die Ordnungskräfte beherrschen die Situation. Doch es stimmt auch: Im Nordkaukasus ist die Situation schwierig - in politischer, wirtschaftlicher. sozialer und psychologischer Hinsicht."