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Unscheinbares Sternbild tief im Süden
Chemischer Ofen am Horizont

Am Himmel gibt es wunderbare Sternbilder, die auf Jahrtausende alte Mythen zurückgehen, etwa Orion, Stier oder Bootes. Und es gibt sehr moderne Figuren, die erst in den letzten Jahrhunderten den Sprung ans Firmament geschafft haben – zu ihnen gehört Fornax, der chemische Ofen, so die offizielle Bezeichnung.

Von Dirk Lorenzen |
    Gegen 19.30 Uhr steht der Chemische Ofen knapp über dem Südhorizont.
    Gegen 19.30 Uhr steht der Chemische Ofen knapp über dem Südhorizont. (Foto: Stellarium)
    Er zeigt sich in diesen Wochen etwa von 18 bis 22 Uhr tief über dem Südhorizont. Der bessere deutsche Name wäre wohl "Schmelzofen". Allerdings scheint die himmlische Version gerade nicht in Betrieb zu sein, denn von Gluthitze ist im Ofen nichts zu sehen. Die Sterne in dieser Gegend sind äußerst blass.
    Die hellsten haben nur vierte Größe, sind also aus dem Lichtermeer einer Großstadt kaum zu erkennen. Der chemische Ofen ist nur von dunklen Standorten mit freier Sicht nach Süden zu beobachten. Er wurde erst im 18. Jahrhundert von Nicolas Louis de Lacaille an den Himmel gesetzt. Der französische Astronom hatte einige Jahre am Kap der Guten Hoffnung verbracht, etwa 10.000 Sterne des Südhimmels vermessen und 42 Nebelobjekte kartiert.
    Doch für einen Eintrag in die Geschichtsbücher hätte das kaum gereicht. So hat er in seinen Sternatlas einfach 14 neue Himmelsfiguren eingezeichnet. Sie wurden später offiziell anerkannt und haben so ihren Schöpfer vor dem völligen Vergessen bewahrt. Lacaille hat auch so bemerkenswerte Sternbilder wie Oktant, Grabstichel, Pendeluhr und Luftpumpe ersonnen – sie alle gibt es heute noch am Firmament. Das, was Lacaille für einen Ofen hielt, glimmt jetzt gegen 20 Uhr tief im Süden.