Dass Frank-Walter Steinmeier in Deutschland unter anderem als ausgesprochener Russland-Versteher gilt, weiß ein russischer - auch politisch versierter - Bürger leider nicht. Das ist durchaus verständlich. Denn unsere Sprache wehrt sich einfach, diese intellektuelle Leistung auf ein Wort zu bringen. "Russlandfreundlich" wäre vielleicht ein treffender Ersatz. Auf jeden Fall wäre er sinngemäß, wollte man im Kontext unserer politischen Gegenwartssprache bleiben.
Auf den Begriff Russlands Freund griffen dann viele Medien in Moskau zu, als sie Steinmeiers Nominierung zum Kanzlerkandidaten der SPD zu deuten suchten. Wenn eben die Welt in unseren Augen schon wieder ihre Farben- und Nuancenvielfalt zu verlieren droht - zugunsten der wesentlich einfacheren Sichtweise von Schwarz und Weiß - dann schlägt die Stunde altbewährter, eindeutiger Schlagworte. Wer Freund und Feind zu unterscheiden weiß, der hat es viel einfacher in unseren schweren Zeiten, nicht wahr?
Der deutsche Außenminister sei in seiner Haltung gegenüber Russland "ausgewogener" als seine Chefin, Frau Merkel, urteilen unsere Kommentatoren und wünschen sich eine Fortsetzung der Schröder-Linie, sollte Herr Steinmeier mit Genossen die Bundestagswahl im nächsten Jahr gewinnen und Kanzler werden.
Dass Gerhard Schröders einstiger Mitstreiter quasi prädestiniert ist, den Stil uneingeschränkter Freundschaft im Umgang mit Moskau nachzuahmen, halten diese Analytiker anscheinend für selbstverständlich. Warum? Ja klar, die unverkennbare Kontinuität auch nach dem Personalwechsel im Kreml von Putin zu Medwedew legt nahe, dass es im Ausland ebenfalls kaum anders zugeht.
Doch das Recht, zu bestimmen, was Russlandfreunden nicht erlaubt ist, behält Moskau immer sich selbst vor. Und generell wird erwartet, dass echte Freunde nicht laut über gewisse Dinge sprechen. Wenn aber doch, dann nur hinter verschlossenen Türen, so wie es sich unter Diplomaten gehört. Begründet wird dies mit dem Hinweis auf die russische Öffentlichkeit, die leider noch unmündig sei, um sich mit bestimmten Dingen auseinanderzusetzen - zumal dann, wenn sie aus dem westlichen Munde an ihre Ohren dringen.
Doch der Katalog von Tabuthemen für den Auslandsgebrauch ist kein Dogma. Was Tabuthema ist oder nicht, bestimmen Russlands Politiker je nach den Prioritäten des Kreml und nach dessen Vorstellung von "konstruktiven" Verhaltensformen. So passte der Tschetschenienkrieg in den 90er Jahren aus Moskauer Sicht wahrscheinlich als Gesprächstoff in der Sauna, nicht aber bei internationalen Pressekonferenzen. Wie bekannt, wurden später noch andere Tabuthemen in die Wunschliste für ausländische Russland-Freunde aufgenommen: Etwa der Demokratieabbau oder die Gleichschaltung der Medien - um nur zwei zu nennen.
Heute erwartet Moskau vom Westen, dass er seine Sichtweise auf den Kaukasuskonflikt korrigiert und schwerwiegende Missverständnisse ausräumt. Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Chefdiplomat, wird in letzter Zeit für seine Schlichterrolle in diesem Konflikt gelobt, sowohl zu Hause als auch im Ausland.
Doch Moskau geht davon aus, dass man in Tiflis außer Englisch auch noch Russisch versteht. Umso wichtiger wäre es für Steinmeier, nicht zu vergessen, dass in Moskau manch einer eben auf ein klares deutsches Wort wartet.
Auf den Begriff Russlands Freund griffen dann viele Medien in Moskau zu, als sie Steinmeiers Nominierung zum Kanzlerkandidaten der SPD zu deuten suchten. Wenn eben die Welt in unseren Augen schon wieder ihre Farben- und Nuancenvielfalt zu verlieren droht - zugunsten der wesentlich einfacheren Sichtweise von Schwarz und Weiß - dann schlägt die Stunde altbewährter, eindeutiger Schlagworte. Wer Freund und Feind zu unterscheiden weiß, der hat es viel einfacher in unseren schweren Zeiten, nicht wahr?
Der deutsche Außenminister sei in seiner Haltung gegenüber Russland "ausgewogener" als seine Chefin, Frau Merkel, urteilen unsere Kommentatoren und wünschen sich eine Fortsetzung der Schröder-Linie, sollte Herr Steinmeier mit Genossen die Bundestagswahl im nächsten Jahr gewinnen und Kanzler werden.
Dass Gerhard Schröders einstiger Mitstreiter quasi prädestiniert ist, den Stil uneingeschränkter Freundschaft im Umgang mit Moskau nachzuahmen, halten diese Analytiker anscheinend für selbstverständlich. Warum? Ja klar, die unverkennbare Kontinuität auch nach dem Personalwechsel im Kreml von Putin zu Medwedew legt nahe, dass es im Ausland ebenfalls kaum anders zugeht.
Doch das Recht, zu bestimmen, was Russlandfreunden nicht erlaubt ist, behält Moskau immer sich selbst vor. Und generell wird erwartet, dass echte Freunde nicht laut über gewisse Dinge sprechen. Wenn aber doch, dann nur hinter verschlossenen Türen, so wie es sich unter Diplomaten gehört. Begründet wird dies mit dem Hinweis auf die russische Öffentlichkeit, die leider noch unmündig sei, um sich mit bestimmten Dingen auseinanderzusetzen - zumal dann, wenn sie aus dem westlichen Munde an ihre Ohren dringen.
Doch der Katalog von Tabuthemen für den Auslandsgebrauch ist kein Dogma. Was Tabuthema ist oder nicht, bestimmen Russlands Politiker je nach den Prioritäten des Kreml und nach dessen Vorstellung von "konstruktiven" Verhaltensformen. So passte der Tschetschenienkrieg in den 90er Jahren aus Moskauer Sicht wahrscheinlich als Gesprächstoff in der Sauna, nicht aber bei internationalen Pressekonferenzen. Wie bekannt, wurden später noch andere Tabuthemen in die Wunschliste für ausländische Russland-Freunde aufgenommen: Etwa der Demokratieabbau oder die Gleichschaltung der Medien - um nur zwei zu nennen.
Heute erwartet Moskau vom Westen, dass er seine Sichtweise auf den Kaukasuskonflikt korrigiert und schwerwiegende Missverständnisse ausräumt. Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Chefdiplomat, wird in letzter Zeit für seine Schlichterrolle in diesem Konflikt gelobt, sowohl zu Hause als auch im Ausland.
Doch Moskau geht davon aus, dass man in Tiflis außer Englisch auch noch Russisch versteht. Umso wichtiger wäre es für Steinmeier, nicht zu vergessen, dass in Moskau manch einer eben auf ein klares deutsches Wort wartet.