Doris Schäfer-Noske: Frage an Carsten Probst, welche Höhen und Abgründe sind denn da gemeint?
Carsten Probst: Im ersten Geschoss der Ausstellungshalle hat man einen Teil mit der Künstlerapotheose, der Künstler als Schöpfer, als gottähnliches Wesen, als eben herausgehobene Existenz. Unten im Erdgeschoss signifikanterweise dann quasi der Teil, der dort hinpasst, in dem es um die irdischen Mühen des Künstlerdaseins geht, um die sterbliche Hülle, seinen Körper, seinen Tod. Aber eben auch dieser zweite Teil wird dann doch wieder zurückgebogen in die Künstlerglorie, in dem auch der Tod des Künstlers letztlich als Bedingung seiner Unsterblichkeit gesehen wird für den Aufstieg ins Pantheon. Im Grunde geht es in dieser Ausstellung um den Künstler als eine Art Mittler zwischen Götter und Menschenwelt. Und diese Rolle, so lautet dann letztlich die etwas steile These dieser Ausstellung, hat sich nie verändert. Durch alle Zeiten und Völker hindurch ist die Bedeutung des Künstlers gleich geblieben, ob nun im alten Ägypten oder als Schamane im antiken Ozeanien oder eben als Hauptlos bei den New Yorker Herbstauktionen unserer Tage. Überall die gleiche Struktur, so die vereinfachte These, jetzt mal hier wiedergegeben, einerseits die Vergöttlichung durch das Publikum und andererseits das Streben des Künstlers nach Unsterblichkeit.
Schäfer-Noske: Welche Bilder sind denn da zu sehen, Herr Probst?
Probst: Es geht um eine Zusammenstellung aus allen Staatlichen Museen in Berlin, was auch ein besonderes Anliegen dieser Ausstellung zu sein scheint. Wir haben Bilder der klassischen Kunstgeschichte in Europa, zugleich aber konfrontiert mit Kunstwerken oder, man sollte vielleicht sagen, eher Bildwerken, Skulpturen aus allen anderen, auch aus außereuropäischen Kulturen. Der Ansatz dieser Ausstellung läuft darauf hinaus, dass die Unterschiede zwischen diesen Kulturen in der Definition des Künstlers auch aufgehoben werden. Man sieht zum Beispiel afrikanische Plastiken, die nur von ganz speziellen Meistern hergestellt werden durften, die eben zeigen sollen, auch in Afrika gab es einen Kult des Künstlers immer wieder oder man sieht altägyptische Skulpturen, in denen eine Königin auf dem Thron des Künstlers Platz nimmt oder alte chinesische Schriftrollen, die Kaiserportraits zeigen und vom Kaiser selbst signiert wurden als Beglaubigung der höchsten Würden und der Kaisernähe des Hofkünstlers, der sie gemalt hat. Dem gegenüber stehen dann so die Künstlerselbstbildnisse der europäischen Kunst, die Antikenverehrung des 19. Jahrhunderts, der Demiurgenkult, der Prometheuskult usw., um eben diese These, eigentlich gehört alles zu einer künstlerischen Weltformel, zu untermauern.
Schäfer-Noske: Das Universalmuseum ist ja auch immer ein Anliegen gewesen von Peter-Klaus Schuster, der sich unter anderem mit dieser Ausstellung verabschiedet. Inwieweit ist denn diese zentrale Ausstellung ein Spiegelbild seines Wirkens?
Probst: Ja, das Universalmuseum zählt dazu. Das deutet natürlich auf dieses Großprojekt Humboldtforum, das in dem zu errichtenden Berliner Stadtschloss irgendwann unterkommen soll, hin, das Schuster ja noch wesentlich angeschoben hat in seiner Amtszeit, wie überhaupt ja diese Amtszeit geprägt war von der Zusammenführung der Staatlichen Museen Ost als Museumsinsel und West zu einem großen, wie er eben immer sagt, Universalmuseum für alle Zeiten und Völker. Der Ausstellungsmann Schuster war dagegen immer so ein Mann des 19. Jahrhunderts, und auch das spiegelt sich in dieser Ausstellung wider mit diesem doch sehr traditionalistischen Kunstbegriff, einer gewissen Ausblendung eher der Gegenwart.
Schäfer-Noske: Die Ausstellung ist ja der zentrale Teil eines zehn Ausstellungen umfassenden Projektes. Mehr als die Hälfte der Ausstellungen ist bereits eröffnet. Wie gelungen ist denn da die Abstimmung der Ausstellungen aufeinander?
Probst: Als ich von den ersten Ausstellungen berichtet habe, habe ich schon das Gefühl gehabt, dass es erhebliche Lücken zwischen diesen einzelnen Ausstellungen gibt und auch sehr unterschiedliche Konsistenz der Thesen, die diesen Ausstellungen zugrunde liegen, während ich nun mit dieser zentralen Ausstellung mehr und mehr das Gefühl habe, das Ganze rundet sich allmählich. Wie stichhaltig das nun in den einzelnen Ausstellungen jeweils eingelöst und gelungen wird, darüber mag man streiten.
Schäfer-Noske: Carsten Probst war das über die zentrale Ausstellung zum Projekt "Der Kult des Künstlers" in Berlin.
Carsten Probst: Im ersten Geschoss der Ausstellungshalle hat man einen Teil mit der Künstlerapotheose, der Künstler als Schöpfer, als gottähnliches Wesen, als eben herausgehobene Existenz. Unten im Erdgeschoss signifikanterweise dann quasi der Teil, der dort hinpasst, in dem es um die irdischen Mühen des Künstlerdaseins geht, um die sterbliche Hülle, seinen Körper, seinen Tod. Aber eben auch dieser zweite Teil wird dann doch wieder zurückgebogen in die Künstlerglorie, in dem auch der Tod des Künstlers letztlich als Bedingung seiner Unsterblichkeit gesehen wird für den Aufstieg ins Pantheon. Im Grunde geht es in dieser Ausstellung um den Künstler als eine Art Mittler zwischen Götter und Menschenwelt. Und diese Rolle, so lautet dann letztlich die etwas steile These dieser Ausstellung, hat sich nie verändert. Durch alle Zeiten und Völker hindurch ist die Bedeutung des Künstlers gleich geblieben, ob nun im alten Ägypten oder als Schamane im antiken Ozeanien oder eben als Hauptlos bei den New Yorker Herbstauktionen unserer Tage. Überall die gleiche Struktur, so die vereinfachte These, jetzt mal hier wiedergegeben, einerseits die Vergöttlichung durch das Publikum und andererseits das Streben des Künstlers nach Unsterblichkeit.
Schäfer-Noske: Welche Bilder sind denn da zu sehen, Herr Probst?
Probst: Es geht um eine Zusammenstellung aus allen Staatlichen Museen in Berlin, was auch ein besonderes Anliegen dieser Ausstellung zu sein scheint. Wir haben Bilder der klassischen Kunstgeschichte in Europa, zugleich aber konfrontiert mit Kunstwerken oder, man sollte vielleicht sagen, eher Bildwerken, Skulpturen aus allen anderen, auch aus außereuropäischen Kulturen. Der Ansatz dieser Ausstellung läuft darauf hinaus, dass die Unterschiede zwischen diesen Kulturen in der Definition des Künstlers auch aufgehoben werden. Man sieht zum Beispiel afrikanische Plastiken, die nur von ganz speziellen Meistern hergestellt werden durften, die eben zeigen sollen, auch in Afrika gab es einen Kult des Künstlers immer wieder oder man sieht altägyptische Skulpturen, in denen eine Königin auf dem Thron des Künstlers Platz nimmt oder alte chinesische Schriftrollen, die Kaiserportraits zeigen und vom Kaiser selbst signiert wurden als Beglaubigung der höchsten Würden und der Kaisernähe des Hofkünstlers, der sie gemalt hat. Dem gegenüber stehen dann so die Künstlerselbstbildnisse der europäischen Kunst, die Antikenverehrung des 19. Jahrhunderts, der Demiurgenkult, der Prometheuskult usw., um eben diese These, eigentlich gehört alles zu einer künstlerischen Weltformel, zu untermauern.
Schäfer-Noske: Das Universalmuseum ist ja auch immer ein Anliegen gewesen von Peter-Klaus Schuster, der sich unter anderem mit dieser Ausstellung verabschiedet. Inwieweit ist denn diese zentrale Ausstellung ein Spiegelbild seines Wirkens?
Probst: Ja, das Universalmuseum zählt dazu. Das deutet natürlich auf dieses Großprojekt Humboldtforum, das in dem zu errichtenden Berliner Stadtschloss irgendwann unterkommen soll, hin, das Schuster ja noch wesentlich angeschoben hat in seiner Amtszeit, wie überhaupt ja diese Amtszeit geprägt war von der Zusammenführung der Staatlichen Museen Ost als Museumsinsel und West zu einem großen, wie er eben immer sagt, Universalmuseum für alle Zeiten und Völker. Der Ausstellungsmann Schuster war dagegen immer so ein Mann des 19. Jahrhunderts, und auch das spiegelt sich in dieser Ausstellung wider mit diesem doch sehr traditionalistischen Kunstbegriff, einer gewissen Ausblendung eher der Gegenwart.
Schäfer-Noske: Die Ausstellung ist ja der zentrale Teil eines zehn Ausstellungen umfassenden Projektes. Mehr als die Hälfte der Ausstellungen ist bereits eröffnet. Wie gelungen ist denn da die Abstimmung der Ausstellungen aufeinander?
Probst: Als ich von den ersten Ausstellungen berichtet habe, habe ich schon das Gefühl gehabt, dass es erhebliche Lücken zwischen diesen einzelnen Ausstellungen gibt und auch sehr unterschiedliche Konsistenz der Thesen, die diesen Ausstellungen zugrunde liegen, während ich nun mit dieser zentralen Ausstellung mehr und mehr das Gefühl habe, das Ganze rundet sich allmählich. Wie stichhaltig das nun in den einzelnen Ausstellungen jeweils eingelöst und gelungen wird, darüber mag man streiten.
Schäfer-Noske: Carsten Probst war das über die zentrale Ausstellung zum Projekt "Der Kult des Künstlers" in Berlin.