Seit mehr als 50 Jahren tummelt sich das Bodenpersonal Gottes auf den Leinwänden und Mattscheiben der Republik. Ob Don Camillo als Prototyp des furchtlos-schlagkräftigen Kirchenmannes, Pfarrer Braun als heiliger Kriminalist oder jetzt die streitbaren ARD-Nonnen von "Um Himmels willen", die wie weiland Jesus die Toten sogar ein schrottreifes Auto wieder zu neuem Leben erwecken können. Den Kirchen laufen die Mitglieder weg, in Film und Fernsehen aber macht der Glaube Quote. Für den evangelischen Theologen Ronald Uden nicht von ungefähr.
" Der Pfarrer ist eine Symbolfigur, er ist eine Instanz für die Menschlichkeit. Das lässt sich an der Figur des Pfarrers am besten darstellen, das Thema Gerechtigkeit am besten in der Krimiserie, am Ende wird der Böse bestraft und das Rechte durchgesetzt. Und der Pfarrer steht für Menschlichkeit, für sozialen Frieden, Harmonie, das Miteinander in der Familie, es gibt doch noch Versöhnung. Es gibt eine heile Welt. Es gibt Vertragen nach einem Streit. Man kann Probleme lösen. So sind diese Folgen auch konzipiert und dafür steht der Pfarrer."
Für Uden sind die TV-Geistlichen ein Glücksfall für die Kirche. Anders als die realen Theologen besuchen die Medien-Pfarrer die Gläubigen direkt im Wohnzimmer, ohne lästig zu fallen. Ihre große Stärke ist die unbedingte Fernseh-Glaubwürdigkeit.
" Früher war das Pfarrerbild geprägt und das ist es auch noch vom dogmatischen Verständnis her, dass das Pfarramt ein ganz wichtiges Amt ist, das es darum geht das Geheimnis des Glaubens zu kommunizieren, und dass ganz viel Berührungsängste herrschen. Und diese Pfarrerfilme haben den Pfarrer zum Anfassen kommuniziert und die Menschen möchten den Pfarrer zum Anfassen."
" Das Erstaunliche ist, dass wir in den neueren Pfarrerfilmen entdeckt haben, dass ganz viele religiöse Begriffe kommuniziert werden. Da wird von Beichte gesprochen, da wird von Buße gesprochen, von Reue, von Jesus. Pfarrer Braun kniet vor einem Kruzifix und betet direkt. Das wird alles ohne besondere Schnitte und Erklärungen mit gesendet. Das gab's vor 20-30 Jahren nicht, also so ganz direkt die Religion mit in den Film einzubauen.. Und es trägt nicht dazu bei, dass dadurch der Film langweiliger wird, es trägt auch nicht dazu bei, dass man das Gefühl hat, jetzt muss man Abschalten"
Auch Hollywood hat das längst erkannt. In der Blockbuster-Komödie Keeping the faith, auf deutsch "Glauben ist alles" etwa ringt ein junger New Yorker Priester mit den Widrigkeiten seines Berufsstandes, die Soutane entzündet sich am Weihrauchfässchen und er muss sich bei laufendem Gottesdienst im Weihwasserbecken selbst löschen. Keine vier Hochzeiten und ein Todesfall ohne pastoralem Beistand.
Daneben entwickelte sich das Genre des eher problemorientierten Pfarrerfilms. Zu nennen sind zum Beispiel die autobiographisch-düsteren Einblicke des Pfarrersohns Ingmar Bergmann in "Fanny und Alexander" von 1982 oder Jimmy McGoverns "The Priest" von 1995, in dem die Homosexualität eines jungen Liverpooler Priesters dramatisiert wird.
Die großen Publikumserfolge haben sich bis heute allerdings nur im komödiantisch-trivialen Bereich eingestellt. Hauptsache man ist im Fernsehen, mögen viele Kirchenobere denken, und sei es auch noch so flache Unterhaltung. Immerhin hatte sich die Deutsche Bischofskonferenz sogar Mitte der 90er Jahre einmalig an den Produktionskosten für die SAT.1-Pfarrerstaffel "Schwarz greift ein" beteiligt. Televideo ergo sum als neues Dogma also? Dabei laufen die Pfarrer- und Nonnenserien im privaten wie auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ganz von alleine. Eine amtskirchliche Unterstützung ist gar nicht notwendig. Doch wird dem Fernsehvolk nicht ein schiefes Kirchenbild vorgeführt? Der Pfarrer als unkaputtbarer Serien-Super-Held, die Gemeinde nicht mehr Mittelpunkt des Glaubensalltags, sondern nur noch Staffage und schmückendes Beiwerk? Für Ronald Uden sind die kurzen Filmplots durchaus mit der biblischen Botschaft vereinbar.
" Man kann sagen, es ist Unterhaltung, es ist ein flaches Genre, damit will ich nichts zu tun haben, Religion ist viel intensiver, man kann das nicht in 1:30 irgendwelche Statements von sich geben. Aber ich muss dem widersprechen. In der Bergpredigt steht das Vater unser, in 30 Sekunden haben Sie dann den christlichen Glauben dort wirklich in einer grandiosen Kurzfassung, das geht auch."
" Der Pfarrer ist eine Symbolfigur, er ist eine Instanz für die Menschlichkeit. Das lässt sich an der Figur des Pfarrers am besten darstellen, das Thema Gerechtigkeit am besten in der Krimiserie, am Ende wird der Böse bestraft und das Rechte durchgesetzt. Und der Pfarrer steht für Menschlichkeit, für sozialen Frieden, Harmonie, das Miteinander in der Familie, es gibt doch noch Versöhnung. Es gibt eine heile Welt. Es gibt Vertragen nach einem Streit. Man kann Probleme lösen. So sind diese Folgen auch konzipiert und dafür steht der Pfarrer."
Für Uden sind die TV-Geistlichen ein Glücksfall für die Kirche. Anders als die realen Theologen besuchen die Medien-Pfarrer die Gläubigen direkt im Wohnzimmer, ohne lästig zu fallen. Ihre große Stärke ist die unbedingte Fernseh-Glaubwürdigkeit.
" Früher war das Pfarrerbild geprägt und das ist es auch noch vom dogmatischen Verständnis her, dass das Pfarramt ein ganz wichtiges Amt ist, das es darum geht das Geheimnis des Glaubens zu kommunizieren, und dass ganz viel Berührungsängste herrschen. Und diese Pfarrerfilme haben den Pfarrer zum Anfassen kommuniziert und die Menschen möchten den Pfarrer zum Anfassen."
" Das Erstaunliche ist, dass wir in den neueren Pfarrerfilmen entdeckt haben, dass ganz viele religiöse Begriffe kommuniziert werden. Da wird von Beichte gesprochen, da wird von Buße gesprochen, von Reue, von Jesus. Pfarrer Braun kniet vor einem Kruzifix und betet direkt. Das wird alles ohne besondere Schnitte und Erklärungen mit gesendet. Das gab's vor 20-30 Jahren nicht, also so ganz direkt die Religion mit in den Film einzubauen.. Und es trägt nicht dazu bei, dass dadurch der Film langweiliger wird, es trägt auch nicht dazu bei, dass man das Gefühl hat, jetzt muss man Abschalten"
Auch Hollywood hat das längst erkannt. In der Blockbuster-Komödie Keeping the faith, auf deutsch "Glauben ist alles" etwa ringt ein junger New Yorker Priester mit den Widrigkeiten seines Berufsstandes, die Soutane entzündet sich am Weihrauchfässchen und er muss sich bei laufendem Gottesdienst im Weihwasserbecken selbst löschen. Keine vier Hochzeiten und ein Todesfall ohne pastoralem Beistand.
Daneben entwickelte sich das Genre des eher problemorientierten Pfarrerfilms. Zu nennen sind zum Beispiel die autobiographisch-düsteren Einblicke des Pfarrersohns Ingmar Bergmann in "Fanny und Alexander" von 1982 oder Jimmy McGoverns "The Priest" von 1995, in dem die Homosexualität eines jungen Liverpooler Priesters dramatisiert wird.
Die großen Publikumserfolge haben sich bis heute allerdings nur im komödiantisch-trivialen Bereich eingestellt. Hauptsache man ist im Fernsehen, mögen viele Kirchenobere denken, und sei es auch noch so flache Unterhaltung. Immerhin hatte sich die Deutsche Bischofskonferenz sogar Mitte der 90er Jahre einmalig an den Produktionskosten für die SAT.1-Pfarrerstaffel "Schwarz greift ein" beteiligt. Televideo ergo sum als neues Dogma also? Dabei laufen die Pfarrer- und Nonnenserien im privaten wie auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ganz von alleine. Eine amtskirchliche Unterstützung ist gar nicht notwendig. Doch wird dem Fernsehvolk nicht ein schiefes Kirchenbild vorgeführt? Der Pfarrer als unkaputtbarer Serien-Super-Held, die Gemeinde nicht mehr Mittelpunkt des Glaubensalltags, sondern nur noch Staffage und schmückendes Beiwerk? Für Ronald Uden sind die kurzen Filmplots durchaus mit der biblischen Botschaft vereinbar.
" Man kann sagen, es ist Unterhaltung, es ist ein flaches Genre, damit will ich nichts zu tun haben, Religion ist viel intensiver, man kann das nicht in 1:30 irgendwelche Statements von sich geben. Aber ich muss dem widersprechen. In der Bergpredigt steht das Vater unser, in 30 Sekunden haben Sie dann den christlichen Glauben dort wirklich in einer grandiosen Kurzfassung, das geht auch."