Es ist eine beeindruckende Yacht: 30 Meter lang, gut fünf Meter breit. Der Kohlefaserrumpf ist glänzend blau lackierter und mit den gelben Sternen der Europäischen Mitgliedsstaaten versehen. Das Deck leuchtet weißes. "One Boat, One Team, One Flag, One Europe. More than just an Outstanding Sailing Project”, mehr als nur ein besonderes Segelprojekt, ist das Motto des Segelprojekts des slowenischen Unternehmers Igor Simèiè:
"Jede Nation ist vertreten durch einen herausragenden Segler. Für Deutschland ist das Jochen Schümann, für Spanien Juan Vila, und deshalb kann man sagen, all das steht für Europa, wie Europa funktionieren kann, nicht nur auf dem Papier."
Die Symbolik könnte schöner nicht sein: Ein Boot, eine Crew aus zehn EU-Nationen, bei denen alles rund läuft: Das EU-Team ist, anders als die Politik derzeit, äußerst erfolgreich: Alle 19 bisher gesegelten Regatten gewann die "Esimit Europa 2". In Kiel sollen zwei weitere Siege dazukommen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso ist sogar Schirmherr der Rennyacht. Doch genau das kann der Grüne-Europaabgeordnete Werner Schulz nicht verstehen. Schulz ist das ganze Projekt ein wenig suspekt:
"Diese Esimit 2 scheint ja ein sehr schnelles Segelboot, eine sehr moderne Segelyacht zu sein. Und die Betreiber sagen, die derzeit schnellste Segelyacht der Welt, die flott läuft und wohl bisher alle Rennen gewonnen hat. Aber man sollte sie nicht mit politischer Symbolik überfrachten. Es ist eine Segelyacht! Und sie steht wahrlich nicht für die EU, denn die bewegt eher etwas langsam im Moment und schwimmt in doch sehr fragwürdigen Gewässern."
Doch abgesehen von der Symbolik fällt noch etwas anderes auf: Auf Segel und Rumpf prangt riesengroß das Logo von Hauptsponsor Gazprom, dem halbstaatlichen Gasunternehmen Russlands. Der umstrittene Konzern, er wirbt mit der europäischen Idee. EU-Abgeordneter Schulz:
"Wenn der Hauptsponsor dann noch Gazprom heißt, dann wird es eine ziemlich windige Angelegenheit, denn Gazprom steht ja nun gar nicht für europäische Einheit oder gegenseitiges Vertrauen. Ich erinnere nur daran, dass es Streit mit Gazprom gibt, ein Monopolverfahren gegen Gazprom, also eine Überprüfung zu den Geschäftspraktiken von Gazprom. Gazprom verweigert sich bei der Aufteilung von Betreibern und Netzen, was wir ja eigentlich in Europa wollen und mittlerweile auch bestreiten."
Eigner Igor Simèiè widerspricht. Er findet, dass sein Sponsor zur europäischen Einheit passt:
"Absolut! Gazprom trägt so zu dieser Kollaboration, der Freundschaft bei. Sie sind ein guter Partner für Europa! Ich denke schon, dass man sagen kann, Gazprom repräsentiert Russland. Und ich denke, dass in der Zukunft die Europäische Union und die Russische Föderation besser verbunden sein werden, zum Wohl aller Menschen auf dem europäischen Kontinent. Und wir zeigen eben auch diese Dimension. Nicht nur die Europäische Union, sondern den ganzen Kontinent."
Das Projekt ist also auch ein politisches Statement? Sofort wird Simèiè vorsichtiger:
"Keine Politik, wir betrachten keine Politik. Wir sehen die Fakten: Gazprom ist das größte Energieunternehmen der Welt. Gazprom ist der größte Gaslieferant für Europa, ein wichtiger strategischer Partner für Europa."
Ganz so harmlos ist es nicht, findet Europaparlamentarier Schulz:
"Gas-Putin hat diesen Konzern immer als eine Art Waffe, als eine Art Gas-Waffe eingesetzt","
so Schulz, der auch stellvertretender Vorsitzender des Kooperationsausschusses zwischen der EU und Russland ist.
""Ich erinnere an den Gaskrieg oder Gaskonflikt mit der Ukraine und den Ausspruch: ‘was kümmert mich die NATO-Osterweiterung, was ist die gegen die Westausbreitung von Gazprom‘ - also Gazprom wird hier strategisch genutzt."
Der Sport ist dabei Vehikel, um Gazprom im Westen bekannter und beliebter zu machen. Das Gasunternehmen knüpft sein Sportnetz seit Jahren immer enger. Mittlerweile ist es Hauptsponsor der Champions League, unterstützt den Fußball-Bundesligisten Schalke 04 mit einem wohl dreistelligen Millionen-Betrag, hat eine Partnerschaft mit dem FC Chelsea und Zenit St. Petersburg, leistet sich das Radsportteam Katjuscha und finanziert auch viele Kulturprojekte. Die Idee, so Schulz, ist immer gleich:
"Man möchte damit sein Ansehen weltweit befördern, es werden ja auch bekannte Persönlichkeiten für die Vermarktung und Promoting eingekauft, wie Franz Beckenbauer, der dann Putins Winterspiele in Sotchi besser unter die Leute bringen soll, oder die Bewerbung für die Fußball Weltmeisterschaft, die ja auch nicht ganz koscher gelaufen ist. Ich glaube, die Persönlichkeiten sollten sich das gut überlegen ob sie sich dafür wirklich verwenden. Für einen Staat, der im Moment die Demokratie verlassen hat, sich in Richtung einer wiedergearteten Diktatur entwickelt und der mit unseren Werten jedenfalls nur einen Bruchteil umgesetzt hat."
Und das gilt nun eben auch auf der See: Wenn die "Esimit Europa 2" in der Kieler Förde in See sticht, ist die Crew um den dreimaligen Olympiasieger und zweimaligen America’s Cup Gewinner Jochen Schümann Favorit. Und dann ist es wohl doch mehr als nur ein schönes Segelprojekt.
"Jede Nation ist vertreten durch einen herausragenden Segler. Für Deutschland ist das Jochen Schümann, für Spanien Juan Vila, und deshalb kann man sagen, all das steht für Europa, wie Europa funktionieren kann, nicht nur auf dem Papier."
Die Symbolik könnte schöner nicht sein: Ein Boot, eine Crew aus zehn EU-Nationen, bei denen alles rund läuft: Das EU-Team ist, anders als die Politik derzeit, äußerst erfolgreich: Alle 19 bisher gesegelten Regatten gewann die "Esimit Europa 2". In Kiel sollen zwei weitere Siege dazukommen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso ist sogar Schirmherr der Rennyacht. Doch genau das kann der Grüne-Europaabgeordnete Werner Schulz nicht verstehen. Schulz ist das ganze Projekt ein wenig suspekt:
"Diese Esimit 2 scheint ja ein sehr schnelles Segelboot, eine sehr moderne Segelyacht zu sein. Und die Betreiber sagen, die derzeit schnellste Segelyacht der Welt, die flott läuft und wohl bisher alle Rennen gewonnen hat. Aber man sollte sie nicht mit politischer Symbolik überfrachten. Es ist eine Segelyacht! Und sie steht wahrlich nicht für die EU, denn die bewegt eher etwas langsam im Moment und schwimmt in doch sehr fragwürdigen Gewässern."
Doch abgesehen von der Symbolik fällt noch etwas anderes auf: Auf Segel und Rumpf prangt riesengroß das Logo von Hauptsponsor Gazprom, dem halbstaatlichen Gasunternehmen Russlands. Der umstrittene Konzern, er wirbt mit der europäischen Idee. EU-Abgeordneter Schulz:
"Wenn der Hauptsponsor dann noch Gazprom heißt, dann wird es eine ziemlich windige Angelegenheit, denn Gazprom steht ja nun gar nicht für europäische Einheit oder gegenseitiges Vertrauen. Ich erinnere nur daran, dass es Streit mit Gazprom gibt, ein Monopolverfahren gegen Gazprom, also eine Überprüfung zu den Geschäftspraktiken von Gazprom. Gazprom verweigert sich bei der Aufteilung von Betreibern und Netzen, was wir ja eigentlich in Europa wollen und mittlerweile auch bestreiten."
Eigner Igor Simèiè widerspricht. Er findet, dass sein Sponsor zur europäischen Einheit passt:
"Absolut! Gazprom trägt so zu dieser Kollaboration, der Freundschaft bei. Sie sind ein guter Partner für Europa! Ich denke schon, dass man sagen kann, Gazprom repräsentiert Russland. Und ich denke, dass in der Zukunft die Europäische Union und die Russische Föderation besser verbunden sein werden, zum Wohl aller Menschen auf dem europäischen Kontinent. Und wir zeigen eben auch diese Dimension. Nicht nur die Europäische Union, sondern den ganzen Kontinent."
Das Projekt ist also auch ein politisches Statement? Sofort wird Simèiè vorsichtiger:
"Keine Politik, wir betrachten keine Politik. Wir sehen die Fakten: Gazprom ist das größte Energieunternehmen der Welt. Gazprom ist der größte Gaslieferant für Europa, ein wichtiger strategischer Partner für Europa."
Ganz so harmlos ist es nicht, findet Europaparlamentarier Schulz:
"Gas-Putin hat diesen Konzern immer als eine Art Waffe, als eine Art Gas-Waffe eingesetzt","
so Schulz, der auch stellvertretender Vorsitzender des Kooperationsausschusses zwischen der EU und Russland ist.
""Ich erinnere an den Gaskrieg oder Gaskonflikt mit der Ukraine und den Ausspruch: ‘was kümmert mich die NATO-Osterweiterung, was ist die gegen die Westausbreitung von Gazprom‘ - also Gazprom wird hier strategisch genutzt."
Der Sport ist dabei Vehikel, um Gazprom im Westen bekannter und beliebter zu machen. Das Gasunternehmen knüpft sein Sportnetz seit Jahren immer enger. Mittlerweile ist es Hauptsponsor der Champions League, unterstützt den Fußball-Bundesligisten Schalke 04 mit einem wohl dreistelligen Millionen-Betrag, hat eine Partnerschaft mit dem FC Chelsea und Zenit St. Petersburg, leistet sich das Radsportteam Katjuscha und finanziert auch viele Kulturprojekte. Die Idee, so Schulz, ist immer gleich:
"Man möchte damit sein Ansehen weltweit befördern, es werden ja auch bekannte Persönlichkeiten für die Vermarktung und Promoting eingekauft, wie Franz Beckenbauer, der dann Putins Winterspiele in Sotchi besser unter die Leute bringen soll, oder die Bewerbung für die Fußball Weltmeisterschaft, die ja auch nicht ganz koscher gelaufen ist. Ich glaube, die Persönlichkeiten sollten sich das gut überlegen ob sie sich dafür wirklich verwenden. Für einen Staat, der im Moment die Demokratie verlassen hat, sich in Richtung einer wiedergearteten Diktatur entwickelt und der mit unseren Werten jedenfalls nur einen Bruchteil umgesetzt hat."
Und das gilt nun eben auch auf der See: Wenn die "Esimit Europa 2" in der Kieler Förde in See sticht, ist die Crew um den dreimaligen Olympiasieger und zweimaligen America’s Cup Gewinner Jochen Schümann Favorit. Und dann ist es wohl doch mehr als nur ein schönes Segelprojekt.