Goslar hat über Jahrhunderte gut vom Bergbau gelebt, war eine Handelsmacht und gehörte zu den Gründern der Hanse. Das Glockenspiel am Markt zeigt Bergbau-Geschichte. Die erste Szene: Ein Ritter präsentiert seinem König einen Erzbrocken.
Denn man erzählt sich: Ritter Ramm war auf der Jagd, hatte sein Pferd auf dem Berg angebunden, und als er zurückkam, hatte das Pferd mit dem Huf Silber freigekratzt. Diesen Ritter gab es zwar nicht, aber das Erz kam tatsächlich bis an die Oberfläche.
"Stellen Sie sich vor: Es ist alles hier Urwald. Da ist ein 500 Meter langer Streifen, vielleicht 15 Meter breit, wo nichts wächst. Dieser sogenannte Ausbiss, das Erz kommt raus, sulfidisches Erz, schwefelhaltig, in Verbindung mit Regenwasser ... die Vegetation hat sich verändert. Und der Mensch hat es früh gefunden. Das ist zur Regierungszeit von Kaiser Otto I. gewesen."
Der war im zehnten Jahrhundert römisch-deutscher Kaiser. Goslars Geschichte ist mit vielen Königen und Kaisern verbunden. Es war die Zeit der Reise-Kaiser, die mit ihrem Hofstaat von einer Pfalz zur anderen reisten und so ihre Hof- und Reichstage immer an anderen Orten abhielten. Aber regelmäßig kamen sie nach Goslar. Das damalige Zentrum der Pfalz mit dem prächtigen Kaisersaal steht noch. Dieser wurde vor gut 100 Jahren unter preußischer Regie restauriert und ist Goslars "gute Stube". Alles, was einen prächtigen Rahmen braucht, findet hier statt.
Es sind knapp zwei Kilometer von der Pfalz dahin, wo der Reichtum herkam. Wir laufen vorbei an Bergarbeiterhäusern und an einem der letzten mit Erz gefüllten Hunte. So heißen die Wagen der Grubenbahn. Das Bergwerk war bis 1988 noch in Betrieb. Danach sollten die Aufbereitungsanlagen über Tage abgerissen werden. Das passierte dann doch nicht. Und das ganze Bergwerk mitsamt den Erz-Aufbereitungsanlagen - 1000 Jahre Bergwerksgeschichte - wurde Weltkulturerbe und Museum.
Durch eine kleine Tür am Hang verschwinden wir mit dem Grubenführer Richard Rudolf im Berg und kommen bald zu einer technischen Rarität. In einem Gang sehen wir Seile und lange Holzgestänge.
"Da hinten ist ein Schacht, der geht rund 200 Meter runter, da hat man unten die Erze gesammelt und über den Schacht nach oben gezogen. Und das Wasserrad, hier 17 Meter unter uns steht das Wasserrad, und da musste man eine Verbindung schaffen. Und zwar über Seile, eine Seiltrommel, ein Seil oben, eins unten. Egal wie rum es sich dreht, eine Erztonne wird hoch gezogen, eine volle, eine leere geht runter. Das passierte da hinten."
Und das Holz-Gestänge war die 200 Jahre alte Fernbedienung für das Wasserrad, damit wurde die Drehrichtung gesteuert und gebremst. Auf 100 Meter Länge, um Ecken und Etagen tiefer. Als dann 1910 elektrische Energie kam, ließ man die alten Wasser-Räder einfach stehen. Riesige Ungetüme mit etwa 8 Meter Durchmesser. Einen Nachbau erleben wir auch in Aktion. Wir laufen durch schmale Gänge, steigen Treppen hoch, Treppen runter.
"Jetzt machen wir wirklich einen Jahrhundertsprung. Wir verlassen jetzt das 18., 19. Jahrhundert und sind jetzt gleich im zwölften Jahrhundert."
In einem Abbauort ist ein Holzstapel aufgebaut. Flackerndes Licht darin und Gegrummel zeigen das Feuer-Setzen.
"Das ist eine alte Abbaumethode aus der Steinzeit, die Römer haben es gemacht, das sogenannte Feuersetzen. Das Erz wurde durch so ein Feuer heißgemacht, vorne heiß, hinten kalt, damit entstand bei diesem sehr harten, zähen und fein verwachsenen Erz ein Spannungsunterschied und es platzte schalenförmig ab. Und dann kamen die Bergleute und haben mit Brechstangen das, was locker war, runter geholt. Und runter gebrochene Erzbrocken nennen Bergleute ja auch heute immer noch einen Sargdeckel."
Der älteste noch begehbare Stollen wurde schon im zwölften Jahrhundert angelegt, um Wasser aus dem Bergwerk abzuleiten.
"Stellen Sie sich vor, wenn die Bergleute von oben beginnend, vom Ausbiss, sich nach unten gearbeitet haben, ist ja immer Regenwasser nach gelaufen. Die Wasserknechte, die Eimerkerls standen auf Leitern, haben sich Ledereimer zugereicht, das Wasser ausgegossen. Und als das dann nicht mehr reichte, dann hat man den Berg von der Talsohle angebohrt."
Es entstand der Rathstiefste Stollen. Mannshoch, trotzdem stoße ich mit dem Kopf immer mal irgendwo an.
Und eng ist es, manchmal muss man sich längs durchquetschen. Ich bis dankbar für Arbeitsjacke und vor allem den Helm. Das Besondere an diesem Stollen: Er ist streckenweise wunderbunt. Die feuchten Wände glänzen ocker, türkis, rot, gelb, weiß, schwarz.
"Sie hören es tropfen, Regenwasser zieht durch den Berg, es zieht hier in unserem Fall an Erzresten vorbei. Aufgrund von Wärme, Bakterien, Schwefel, Sauerstoff, Druck bilden sich diese Metallsalze, man nannte das Vitriolen, in form von Stalaktiten oder so Überkrustungen."
Die Metallsalze haben Tropfsteine gebildet und sind an den Wänden lang gekleckert und erstarrt. Es sind nicht nur ein paar bunte Stellen, nein, wir laufen eine ganze Weile durch dieses prächtige Farbenspiel und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Ein flacher Gang zweigt ab, gerade mal einen Meter hoch.
"Hier haben die Bergleute einso genanntes Suchort angelegt, eine Strecke, wo man nach Erzen gesucht hat. Heute macht man eine Kernbohrung und analysiert den Bohrkern. Und dann weiß man ganz genau: Lohnt es sich, dort zu buddeln oder nicht. Die Bergleute mussten sich mühsam hier reich arbeiten. Wollen wir das mal machen? Ein bisschen Entengang und dann wird es schmaler."
Nach Entengang und Wasserwaten - mit Gummistiefeln - kommen wir an eine schmale Nische.
"Das ist eine sogenannte Strosse, ich übersetze das mal mit Stufe. Hier oben hat einer ins Volle hinein gearbeitet, lag mitunter da drin, hat gearbeitet. Das, was er gelöst hat, hatte man raus gebracht, die Kaiehelfer haben in Weidenkörben das raus gebracht. Und die Strosse, die Stufe hat ein Zweiter nachgerissen, runter gearbeitet auf das Niveau, wie man es haben wollte. Das ist der Arbeitsplatz von 2 Bergleuten."
Wir quetschen uns zu zweit in diese Nische und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, hier auch noch zu pickern. An den Wänden sehen wir 800 Jahre alte Arbeitsspuren. Kratzspuren von Schlegel und Eisen, für uns Hammer und Meißel.
"Man kann hier sagen, dass man in 8 Wochen einen Lachter geschafft hat. Ein Lachter ist ein Maß hier im Harz, das sind knapp zwei Meter. Oder es gibt auch diese Zahl: am Tag einen bis zwei Zentimeter."
Trotzdem hat es sich gelohnt. Im Rammelsberg war eines der größten zusammenhängenden Zink-Blei-Kupfer-Lager der Welt.
"Insgesamt 27 Millionen Tonnen Roherz. Auf einen Zug verladen, wäre er lang von Goslar bis Neuseeland, vielleicht sogar noch plus 3000 Kilometer, dass man sich diese Riesenmenge mal vorstellen kann."
Die Entwicklung der Stadt Goslar war eng mit dem Bergwerk verbunden. Als im Mittelalter ordentlich gefördert wurde, baute man die gewaltige Kaiser-Pfalz und große Kirchen. In der Renaissance entstanden schmucke Bürger-Häuser, doch dann im Barock wurde gar nicht mehr gebaut. Man hatte nämlich das Bergwerk an die Braunschweiger Herzoge verloren. So glänzt Goslar heute mit Fachwerk-Romantik von 1500/1600.
Denn man erzählt sich: Ritter Ramm war auf der Jagd, hatte sein Pferd auf dem Berg angebunden, und als er zurückkam, hatte das Pferd mit dem Huf Silber freigekratzt. Diesen Ritter gab es zwar nicht, aber das Erz kam tatsächlich bis an die Oberfläche.
"Stellen Sie sich vor: Es ist alles hier Urwald. Da ist ein 500 Meter langer Streifen, vielleicht 15 Meter breit, wo nichts wächst. Dieser sogenannte Ausbiss, das Erz kommt raus, sulfidisches Erz, schwefelhaltig, in Verbindung mit Regenwasser ... die Vegetation hat sich verändert. Und der Mensch hat es früh gefunden. Das ist zur Regierungszeit von Kaiser Otto I. gewesen."
Der war im zehnten Jahrhundert römisch-deutscher Kaiser. Goslars Geschichte ist mit vielen Königen und Kaisern verbunden. Es war die Zeit der Reise-Kaiser, die mit ihrem Hofstaat von einer Pfalz zur anderen reisten und so ihre Hof- und Reichstage immer an anderen Orten abhielten. Aber regelmäßig kamen sie nach Goslar. Das damalige Zentrum der Pfalz mit dem prächtigen Kaisersaal steht noch. Dieser wurde vor gut 100 Jahren unter preußischer Regie restauriert und ist Goslars "gute Stube". Alles, was einen prächtigen Rahmen braucht, findet hier statt.
Es sind knapp zwei Kilometer von der Pfalz dahin, wo der Reichtum herkam. Wir laufen vorbei an Bergarbeiterhäusern und an einem der letzten mit Erz gefüllten Hunte. So heißen die Wagen der Grubenbahn. Das Bergwerk war bis 1988 noch in Betrieb. Danach sollten die Aufbereitungsanlagen über Tage abgerissen werden. Das passierte dann doch nicht. Und das ganze Bergwerk mitsamt den Erz-Aufbereitungsanlagen - 1000 Jahre Bergwerksgeschichte - wurde Weltkulturerbe und Museum.
Durch eine kleine Tür am Hang verschwinden wir mit dem Grubenführer Richard Rudolf im Berg und kommen bald zu einer technischen Rarität. In einem Gang sehen wir Seile und lange Holzgestänge.
"Da hinten ist ein Schacht, der geht rund 200 Meter runter, da hat man unten die Erze gesammelt und über den Schacht nach oben gezogen. Und das Wasserrad, hier 17 Meter unter uns steht das Wasserrad, und da musste man eine Verbindung schaffen. Und zwar über Seile, eine Seiltrommel, ein Seil oben, eins unten. Egal wie rum es sich dreht, eine Erztonne wird hoch gezogen, eine volle, eine leere geht runter. Das passierte da hinten."
Und das Holz-Gestänge war die 200 Jahre alte Fernbedienung für das Wasserrad, damit wurde die Drehrichtung gesteuert und gebremst. Auf 100 Meter Länge, um Ecken und Etagen tiefer. Als dann 1910 elektrische Energie kam, ließ man die alten Wasser-Räder einfach stehen. Riesige Ungetüme mit etwa 8 Meter Durchmesser. Einen Nachbau erleben wir auch in Aktion. Wir laufen durch schmale Gänge, steigen Treppen hoch, Treppen runter.
"Jetzt machen wir wirklich einen Jahrhundertsprung. Wir verlassen jetzt das 18., 19. Jahrhundert und sind jetzt gleich im zwölften Jahrhundert."
In einem Abbauort ist ein Holzstapel aufgebaut. Flackerndes Licht darin und Gegrummel zeigen das Feuer-Setzen.
"Das ist eine alte Abbaumethode aus der Steinzeit, die Römer haben es gemacht, das sogenannte Feuersetzen. Das Erz wurde durch so ein Feuer heißgemacht, vorne heiß, hinten kalt, damit entstand bei diesem sehr harten, zähen und fein verwachsenen Erz ein Spannungsunterschied und es platzte schalenförmig ab. Und dann kamen die Bergleute und haben mit Brechstangen das, was locker war, runter geholt. Und runter gebrochene Erzbrocken nennen Bergleute ja auch heute immer noch einen Sargdeckel."
Der älteste noch begehbare Stollen wurde schon im zwölften Jahrhundert angelegt, um Wasser aus dem Bergwerk abzuleiten.
"Stellen Sie sich vor, wenn die Bergleute von oben beginnend, vom Ausbiss, sich nach unten gearbeitet haben, ist ja immer Regenwasser nach gelaufen. Die Wasserknechte, die Eimerkerls standen auf Leitern, haben sich Ledereimer zugereicht, das Wasser ausgegossen. Und als das dann nicht mehr reichte, dann hat man den Berg von der Talsohle angebohrt."
Es entstand der Rathstiefste Stollen. Mannshoch, trotzdem stoße ich mit dem Kopf immer mal irgendwo an.
Und eng ist es, manchmal muss man sich längs durchquetschen. Ich bis dankbar für Arbeitsjacke und vor allem den Helm. Das Besondere an diesem Stollen: Er ist streckenweise wunderbunt. Die feuchten Wände glänzen ocker, türkis, rot, gelb, weiß, schwarz.
"Sie hören es tropfen, Regenwasser zieht durch den Berg, es zieht hier in unserem Fall an Erzresten vorbei. Aufgrund von Wärme, Bakterien, Schwefel, Sauerstoff, Druck bilden sich diese Metallsalze, man nannte das Vitriolen, in form von Stalaktiten oder so Überkrustungen."
Die Metallsalze haben Tropfsteine gebildet und sind an den Wänden lang gekleckert und erstarrt. Es sind nicht nur ein paar bunte Stellen, nein, wir laufen eine ganze Weile durch dieses prächtige Farbenspiel und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Ein flacher Gang zweigt ab, gerade mal einen Meter hoch.
"Hier haben die Bergleute einso genanntes Suchort angelegt, eine Strecke, wo man nach Erzen gesucht hat. Heute macht man eine Kernbohrung und analysiert den Bohrkern. Und dann weiß man ganz genau: Lohnt es sich, dort zu buddeln oder nicht. Die Bergleute mussten sich mühsam hier reich arbeiten. Wollen wir das mal machen? Ein bisschen Entengang und dann wird es schmaler."
Nach Entengang und Wasserwaten - mit Gummistiefeln - kommen wir an eine schmale Nische.
"Das ist eine sogenannte Strosse, ich übersetze das mal mit Stufe. Hier oben hat einer ins Volle hinein gearbeitet, lag mitunter da drin, hat gearbeitet. Das, was er gelöst hat, hatte man raus gebracht, die Kaiehelfer haben in Weidenkörben das raus gebracht. Und die Strosse, die Stufe hat ein Zweiter nachgerissen, runter gearbeitet auf das Niveau, wie man es haben wollte. Das ist der Arbeitsplatz von 2 Bergleuten."
Wir quetschen uns zu zweit in diese Nische und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, hier auch noch zu pickern. An den Wänden sehen wir 800 Jahre alte Arbeitsspuren. Kratzspuren von Schlegel und Eisen, für uns Hammer und Meißel.
"Man kann hier sagen, dass man in 8 Wochen einen Lachter geschafft hat. Ein Lachter ist ein Maß hier im Harz, das sind knapp zwei Meter. Oder es gibt auch diese Zahl: am Tag einen bis zwei Zentimeter."
Trotzdem hat es sich gelohnt. Im Rammelsberg war eines der größten zusammenhängenden Zink-Blei-Kupfer-Lager der Welt.
"Insgesamt 27 Millionen Tonnen Roherz. Auf einen Zug verladen, wäre er lang von Goslar bis Neuseeland, vielleicht sogar noch plus 3000 Kilometer, dass man sich diese Riesenmenge mal vorstellen kann."
Die Entwicklung der Stadt Goslar war eng mit dem Bergwerk verbunden. Als im Mittelalter ordentlich gefördert wurde, baute man die gewaltige Kaiser-Pfalz und große Kirchen. In der Renaissance entstanden schmucke Bürger-Häuser, doch dann im Barock wurde gar nicht mehr gebaut. Man hatte nämlich das Bergwerk an die Braunschweiger Herzoge verloren. So glänzt Goslar heute mit Fachwerk-Romantik von 1500/1600.