Selbstständig ja, Chef nein - in Deutschland steigt die Zahl der Unternehmer, die keine zusätzlichen Arbeitsplätze anbieten, drastisch an. René Leicht vom Institut für Mittelstandsforschung an der Uni Mannheim untersucht diesen Typus des Solo-Selbstständigen. "In Deutschland arbeiten rund die Hälfte aller Selbstständigen ohne weitere Beschäftigte", berichtet Leicht. Seiner Ansicht nach lässt sich diese Entwicklung auf verschiedene Ursachen zurückführen und spiegelt Veränderungen in der Arbeitswelt wider: "In der Organisation von Arbeit und Unternehmen vollzieht sich ein grundsätzlicher Wandel. Auf der Unternehmensebene stellen wir fest, dass eine zunehmende Dezentralisierung in Produktion und Dienstleistung erfolgt. Das führt zu mehr Outsourcing. Und auf der Arbeitsebene beobachten wir gleichzeitig eine zunehmende Flexibilisierung des Beschäftigungssystems." Lockere Arrangements seien auf dem Vormarsch, es gebe mehr Freelancer, Werkverträge und Telearbeiter. Deutschland steht damit nicht alleine, sondern folgt einem allgemeinen Trend, erklärt Leicht: "In allen modernen, postindustriellen Gesellschaften kann man beobachten, dass die Selbstständigenquote gestiegen ist." Immer mehr arbeiten alleine, sind so genannte Selbstangestellte. In Großbritannien macht diese Gruppe inzwischen zwei Drittel aller Selbstständigen aus.
Sie müssen auch für Sozialleistungen wie Altersvorsorge oder die Krankenversicherung aus eigener Kraft aufkommen, darauf wurde in der kontrovers geführten Debatte um die Scheinselbstständigkeit immer wieder hingewiesen. Sind Selbstangestellt moderne Tagelöhner? Die Gefahr sei gegeben, meint René Leicht: "Man muss aber unterscheiden zwischen autonomen Selbstständigen und solchen, die weniger Verhandlungsmacht haben." Ein richtiger Unternehmer müsse die Entscheidung, einen Auftrag anzunehmen, frei treffen können. Dieses Recht gerät in Gefahr, wenn jemand nur einen Auftraggeber hat.
Obwohl immer mehr Selbstständige keine Arbeitnehmer anstellen, darf man die Rolle der Kleinunternehmen für den Arbeitsmarkt nicht unterschätzen. Denn man müsse zwischen Unternehmertum im klassischen Sinne und den neuen Selbstangestellten differenzieren, so Leicht: "Kleinbetriebe schaffen Arbeitsplätze, das hat sich in den vergangenen 20 Jahren deutlich gezeigt. Man kann hier zurecht von einer Jobmaschine sprechen, aber es sind halt nur sehr wenige Betriebe, die sehr viele Arbeitsplätze schaffen."
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Institut für Mittelstandsforschung an der Uni Mannheim
Sie müssen auch für Sozialleistungen wie Altersvorsorge oder die Krankenversicherung aus eigener Kraft aufkommen, darauf wurde in der kontrovers geführten Debatte um die Scheinselbstständigkeit immer wieder hingewiesen. Sind Selbstangestellt moderne Tagelöhner? Die Gefahr sei gegeben, meint René Leicht: "Man muss aber unterscheiden zwischen autonomen Selbstständigen und solchen, die weniger Verhandlungsmacht haben." Ein richtiger Unternehmer müsse die Entscheidung, einen Auftrag anzunehmen, frei treffen können. Dieses Recht gerät in Gefahr, wenn jemand nur einen Auftraggeber hat.
Obwohl immer mehr Selbstständige keine Arbeitnehmer anstellen, darf man die Rolle der Kleinunternehmen für den Arbeitsmarkt nicht unterschätzen. Denn man müsse zwischen Unternehmertum im klassischen Sinne und den neuen Selbstangestellten differenzieren, so Leicht: "Kleinbetriebe schaffen Arbeitsplätze, das hat sich in den vergangenen 20 Jahren deutlich gezeigt. Man kann hier zurecht von einer Jobmaschine sprechen, aber es sind halt nur sehr wenige Betriebe, die sehr viele Arbeitsplätze schaffen."
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