So war er, der Robert Walser: skurril, traurig, aber wild zum Weitermachen, zur guten Laune entschlossen; auf seine Weise genial, aber zum Erfolg oder überhaupt zum Leben nicht wirklich begabt. Ein Spaziergänger, der auf dem Weg dies und das fand, der immer neu ansetzte. Und so spaziert auch Ruedi Häusermann nun durch Walsers Leben und durch seine kurze Prosa, von der man nie weiß, ob sie naiv ist oder ironisch-verschlagen, eine verschachtelte Parodie des Bürokratischen, subversiv überangepasst.
Häusermanns Prinzip der Textauswahl ist absolut überzeugend, denn es ist ein Walsersches Kriterium, das Zufallsprinzip. Man läuft einfach los und sieht was. Man schlägt ein Walser-Buch irgendwo auf und findet sofort einen schrägen Satz, eine absurde Einsicht, etwas, was die Welt des Normalen einstürzen lässt. Ob Walser nun über die Bildung doziert oder über Saaltöchter, über eine Reise ins Emmental oder über "den Langweiligen", es wird lustig sein und doch tiefschwarz.
In Walsers Sprache steckt selber schon Musik, man muss sie nur vorlesen. Häusermanns Schauspieler tun das, sie möblieren die zunächst leere Bühne mit lauter Stellwänden, die vergilbte Mansardentapeten tragen, und mit lauter Texten, die die Komik der Einsamkeit feiern, die Anmut des Misslingens und der Lebensunfähigkeit.
Das Streichquartett spielt dazu Haydn und Boccherini, tonal immer knapp daneben, und es spielt die Schmerzenslaute von Satie, und manchmal fügen sich die menschlichen Stimmen und die Texte zum Chor oder zum Stimmengewirr, was auf der Bühne dann einer dirigieren kann wie ein Orchester.
Zwei große Szenen bietet uns Häusermann, neben den vielen Miniaturen: eine Wilhelm-Tell-Parodie, was in der Schweiz immer gut geht, und eine Wirtshaus-Szene, in der die Speisekarte vorgebetet, durchgeorgelt, beschrien, besungen, vorgekostet wird - der Hungerleider Robert Walser, der vom Essen schwärmt.
In den Übergängen von den Solo-Parts zur kollektiven Wirtshaus-Melancholie wird dann aber auch klar, dass Häusermann zwar geniale Anlagen, aber noch nicht den Marthalerschen Wahnsinn hat, die Stille und das Chaos sich einfach mal entwickeln zu lassen. Manches wirkt bei ihm noch konstruiert, hergestellt. Das ist nicht wirklich schlimm, macht den Abend aber löchriger und biederer, als er sein könnte.
Denn Häusermann balanciert bisweilen auch sehr schön und unangestrengt auf dem schmalen Grat zwischen Hochdeutsch und Schwyzerdeutsch, zwischen Kabarett und Totenmesse, Lesung und Schauspiel, zwischen Ich und Er und Über-Ich und Es. Da flackert was und fällt gleich wieder zusammen, wie bei Walser.
Eine Fremdenführerin geleitet uns durch den Abend, und sie führt uns nun auch stimmungsmäßig immer mehr an Walsers Endstation, die Irrenanstalt, wo die Fröhlichkeit nur ambivalentes Symptom ist. Auch die Geigen kratzen jetzt nur noch, wie Walser bei seinen späten Aufzeichnungen "aus dem Bleistiftgebiet" nur noch gekratzt hat. Und der Chor singt ein kleines, lakonisches Requiem.
Häusermanns Prinzip der Textauswahl ist absolut überzeugend, denn es ist ein Walsersches Kriterium, das Zufallsprinzip. Man läuft einfach los und sieht was. Man schlägt ein Walser-Buch irgendwo auf und findet sofort einen schrägen Satz, eine absurde Einsicht, etwas, was die Welt des Normalen einstürzen lässt. Ob Walser nun über die Bildung doziert oder über Saaltöchter, über eine Reise ins Emmental oder über "den Langweiligen", es wird lustig sein und doch tiefschwarz.
In Walsers Sprache steckt selber schon Musik, man muss sie nur vorlesen. Häusermanns Schauspieler tun das, sie möblieren die zunächst leere Bühne mit lauter Stellwänden, die vergilbte Mansardentapeten tragen, und mit lauter Texten, die die Komik der Einsamkeit feiern, die Anmut des Misslingens und der Lebensunfähigkeit.
Das Streichquartett spielt dazu Haydn und Boccherini, tonal immer knapp daneben, und es spielt die Schmerzenslaute von Satie, und manchmal fügen sich die menschlichen Stimmen und die Texte zum Chor oder zum Stimmengewirr, was auf der Bühne dann einer dirigieren kann wie ein Orchester.
Zwei große Szenen bietet uns Häusermann, neben den vielen Miniaturen: eine Wilhelm-Tell-Parodie, was in der Schweiz immer gut geht, und eine Wirtshaus-Szene, in der die Speisekarte vorgebetet, durchgeorgelt, beschrien, besungen, vorgekostet wird - der Hungerleider Robert Walser, der vom Essen schwärmt.
In den Übergängen von den Solo-Parts zur kollektiven Wirtshaus-Melancholie wird dann aber auch klar, dass Häusermann zwar geniale Anlagen, aber noch nicht den Marthalerschen Wahnsinn hat, die Stille und das Chaos sich einfach mal entwickeln zu lassen. Manches wirkt bei ihm noch konstruiert, hergestellt. Das ist nicht wirklich schlimm, macht den Abend aber löchriger und biederer, als er sein könnte.
Denn Häusermann balanciert bisweilen auch sehr schön und unangestrengt auf dem schmalen Grat zwischen Hochdeutsch und Schwyzerdeutsch, zwischen Kabarett und Totenmesse, Lesung und Schauspiel, zwischen Ich und Er und Über-Ich und Es. Da flackert was und fällt gleich wieder zusammen, wie bei Walser.
Eine Fremdenführerin geleitet uns durch den Abend, und sie führt uns nun auch stimmungsmäßig immer mehr an Walsers Endstation, die Irrenanstalt, wo die Fröhlichkeit nur ambivalentes Symptom ist. Auch die Geigen kratzen jetzt nur noch, wie Walser bei seinen späten Aufzeichnungen "aus dem Bleistiftgebiet" nur noch gekratzt hat. Und der Chor singt ein kleines, lakonisches Requiem.