Willemskade 13 in Rotterdam. Direkt am Maasufer liegt das Seemannsheim. An der Rezeption machen sich Touristen und Matrosen aus aller Welt den Platz streitig. Draußen hat ein Taxi soeben eine Gruppe asiatischer Seeleute abgesetzt. Seit 150 Jahren ist das Seemannsheim erste Adresse für Seeleute, die von internationalen Reedereien angeheuert werden, um in Rotterdam an Bord zu gehen. Hier übernachten sie, wenn ihr Schiff noch nicht eingetroffen ist, oder nach getaner Arbeit vor ihrer Heimreise. Die meisten treffen per Taxi oder Bus vom 70 Kilometer entfernten Amsterdamer Flughafen Schiphol ein, erklärt Hoteldirektor Arend Boer. Als Funk-Offizier hat er einst selbst alle Weltmeere befahren:
"Die Zeiten haben sich geändert. Auch für die Reedereien gilt: Zeit ist Geld. Deshalb werden die Matrosen per Flugzeug und Taxi zu ihrem Schiff gebracht. Und so kehren sie auch wieder zurück."
Das 150-jährige Jubiläum soll in diesem Herbst im großen Stil gefeiert werden. Nicht nur, weil nach dem Regierungswechsel im Rathaus vor sechs Monaten die Sozialdemokraten wieder am Ruder sind - und damit finanzielle Unterstützung nicht länger ausgeschlossen ist. Viel wichtiger findet es Arend Boer, dass sein Hotel sich in den letzten vier Jahren zu behaupten wusste, obwohl die Rechtspopulisten nach ihrem Einzug ins Rathaus 2002 alle Subventionen gestrichen hatten.
Dabei bewies die Hotelleitung typisch holländischen Handelsgeist: Das Seemannsheim wurde mit drei neuen Stockwerken überkappt, in denen ein modernes Hotel für Touristen untergebracht ist. Die bezahlen doppelt so viel wie die Matrosen und teilen sich mit ihnen Restaurant, Rezeption, die Bar - und eine kleine Seemannskapelle. Hier findet jeden Sonntag ein ökumenischer Gottesdienst statt. Und hier kann auch geheiratet werden. Vor allem spanische und italienische Seeleute, die sich in ein holländisches meisje verliebt hatten, liessen sich hier trauen.
Inzwischen allerdings kommen die meisten Matrosen aus Asien, weiß Arend Boer. Die Reedereien seien einfach immer auf der Suche nach den billigsten Arbeitskräften. Erst waren das die Südeuropäer. Nach ihnen kamen die Indonesier und die Philippinos, dann die Russen und die Polen, und nun seien Asiaten angesagt.
"Die Chinesen sind die Matrosen der Zukunft",
prohezeit er auf dem Weg zur Bar. Dort treffen sich die meisten Hotelbesucher vor dem Abendessen. Zu den Stammgästen zählt Arie, ein pensionierter Kapitän. Der 75ährige kommt mehrmals die Woche, er vermisst das Leben an Bord. Einen schöneren Job gebe es nicht. Sein Nachbar an der Bar, der spanische Steuermann Avelino, kann ihm da nur beipflichten. Er war gerade drei Monate auf See und freut sich auf den Heimflug nach La Coruna. Begeistert erzählen die beiden Männer vom Leben auf hoher See, von anderen Kontinenten. "In elk stadje een ander schatje", lautet ein holländisches Sprichwort. "In jeder Stadt einen anderen Schatz." Trifft es auch auf die beiden zu?
Hoteldirektor Boer schaut indessen in der Küche nach dem Rechten, wo die Vorbereitungen für das Abendessen auf Hochtouren laufen. Heute abend gibt es Spinat mit Kartoffelbrei oder Reis und Hühnchen oder Schweinesteak. Matrosen seien sehr dankbare und zufriedene Esser, weiß Bedienung Ricardina. Im Gegensatz zu Touristen würden sie nie klagen. Vor allem die Asiaten seien sehr freundlich. Die würden alles essen, Hauptsache, es sei Reis dabei. Direktor Boer wirft noch schnell einen kontrollierenden Blick über die gedeckten Tische, um seinen Arbeitstag dann zufrieden abzuschließen. Morgen früh um halb acht, zum Frühstück, wird er wieder erscheinen.
"Meine Mitarbeiter und ich arbeiten nicht für irgendeine Hotelkette. Bei uns dreht sich schon seit 150 Jahren alles um das Wohl des Seemannes, und das ist etwas ganz Besonderes."
"Die Zeiten haben sich geändert. Auch für die Reedereien gilt: Zeit ist Geld. Deshalb werden die Matrosen per Flugzeug und Taxi zu ihrem Schiff gebracht. Und so kehren sie auch wieder zurück."
Das 150-jährige Jubiläum soll in diesem Herbst im großen Stil gefeiert werden. Nicht nur, weil nach dem Regierungswechsel im Rathaus vor sechs Monaten die Sozialdemokraten wieder am Ruder sind - und damit finanzielle Unterstützung nicht länger ausgeschlossen ist. Viel wichtiger findet es Arend Boer, dass sein Hotel sich in den letzten vier Jahren zu behaupten wusste, obwohl die Rechtspopulisten nach ihrem Einzug ins Rathaus 2002 alle Subventionen gestrichen hatten.
Dabei bewies die Hotelleitung typisch holländischen Handelsgeist: Das Seemannsheim wurde mit drei neuen Stockwerken überkappt, in denen ein modernes Hotel für Touristen untergebracht ist. Die bezahlen doppelt so viel wie die Matrosen und teilen sich mit ihnen Restaurant, Rezeption, die Bar - und eine kleine Seemannskapelle. Hier findet jeden Sonntag ein ökumenischer Gottesdienst statt. Und hier kann auch geheiratet werden. Vor allem spanische und italienische Seeleute, die sich in ein holländisches meisje verliebt hatten, liessen sich hier trauen.
Inzwischen allerdings kommen die meisten Matrosen aus Asien, weiß Arend Boer. Die Reedereien seien einfach immer auf der Suche nach den billigsten Arbeitskräften. Erst waren das die Südeuropäer. Nach ihnen kamen die Indonesier und die Philippinos, dann die Russen und die Polen, und nun seien Asiaten angesagt.
"Die Chinesen sind die Matrosen der Zukunft",
prohezeit er auf dem Weg zur Bar. Dort treffen sich die meisten Hotelbesucher vor dem Abendessen. Zu den Stammgästen zählt Arie, ein pensionierter Kapitän. Der 75ährige kommt mehrmals die Woche, er vermisst das Leben an Bord. Einen schöneren Job gebe es nicht. Sein Nachbar an der Bar, der spanische Steuermann Avelino, kann ihm da nur beipflichten. Er war gerade drei Monate auf See und freut sich auf den Heimflug nach La Coruna. Begeistert erzählen die beiden Männer vom Leben auf hoher See, von anderen Kontinenten. "In elk stadje een ander schatje", lautet ein holländisches Sprichwort. "In jeder Stadt einen anderen Schatz." Trifft es auch auf die beiden zu?
Hoteldirektor Boer schaut indessen in der Küche nach dem Rechten, wo die Vorbereitungen für das Abendessen auf Hochtouren laufen. Heute abend gibt es Spinat mit Kartoffelbrei oder Reis und Hühnchen oder Schweinesteak. Matrosen seien sehr dankbare und zufriedene Esser, weiß Bedienung Ricardina. Im Gegensatz zu Touristen würden sie nie klagen. Vor allem die Asiaten seien sehr freundlich. Die würden alles essen, Hauptsache, es sei Reis dabei. Direktor Boer wirft noch schnell einen kontrollierenden Blick über die gedeckten Tische, um seinen Arbeitstag dann zufrieden abzuschließen. Morgen früh um halb acht, zum Frühstück, wird er wieder erscheinen.
"Meine Mitarbeiter und ich arbeiten nicht für irgendeine Hotelkette. Bei uns dreht sich schon seit 150 Jahren alles um das Wohl des Seemannes, und das ist etwas ganz Besonderes."