Frau Rieker, was war der Grund, dass wir gerade diese Maschinenstörung hatten ? – Also das war keine Maschinenstörung. Mir geht’s Material aus, ich musste dann umstellen. Hab dann deswegen die Maschine gestoppt – jetzt läuft sie wieder voll durch.
Kirsten Hirschmann gibt sich zufrieden. Seit Januar ‚95 steht sie an der Spitze der Hirschmann Laborgeräte GmbH und Co KG in Eberstadt bei Heilbronn. Obwohl sie von der Ausbildung her mit Technik nicht viel am Hut hatte, macht ihr, was die komplizierten Geräte in ihrem Betrieb betrifft, keiner so schnell ein X für ein U vor.
Ich bin also eine gelernte Bankkauffrau und habe Betriebswirtschaft studiert, mit Schwerpunkt Absatz-Wirtschaft. Aber wenn Sie in diese Situation plötzlich gestellt werden, wo ihre männlichen Kollegen und die Führungsebene aufzeigt, dass sie doch eben Frau sind und, wie man den Frauen weitläufig andichtet, auch technisch nicht bewandert sind, müssen Sie sich in das Thema einarbeiten. Das habe ich gemacht, sehr intensiv, mittels Fachzeitschriften, oder hab’ mir einfach auch durch Bücher das Know-How angeeignet.
Doch genau das und vieles mehr hätten ihr die Mitarbeiter im Januar ‚95, als sie nach dem Tod ihres Vaters den Familienbetrieb übernahm, niemand zugetraut. Kirsten Hirschmann galt seinerzeit als nettes Töchterchen vom Chef – mehr nicht. Als bekannt wurde, dass das "Töchterchen" zukünftig als Chefin das Schicksal des Unternehmens lenken würde, hatten viele Mitarbeiter ein flaues Gefühl in der Magengegend. Siebdruckmeister Rainer Heinz und Gisela Rieke aus der Endkontrolle:
Nachdem unser Seniorchef an Herzinfarkt gestorben ist, habe ich schon ein wenig drangedacht: Schafft Sie es, oder schafft sie’s nicht ?Aber sie hat mich eines besseren belehrt. Es ist unglaublich, was sie alles leistet..."
Sagen wir es so: Gleich zugetraut habe ich es der Frau Hirschmann nicht. Weil sie war vorher nie in der Firma. Ich denke, die Firmen, wo relativ gut vorbereitet wird darauf, dass die Jüngeren übernehmen, ist das relativ einfach. Aber Frau Hirschmann, die wurde ins kalte Wasser geworfen, sie hatte von der Materie wenig Ahnung, nehme ich mal an, oder gar keine, weil sie sich vorher nicht befassen musste damit. Aber ich denke, sie hat das bis jetzt gut gemeistert.
Sie hat’s geschafft: Umsatz und Beschäftigtenzahl des Unternehmens gingen auch nach 1995 kontinuierlich nach oben. In Spezialsegmenten ist Hirschmann Eberstadt sogar Weltspitze; seit kurzem gibt’s sogar eine kleine Tochtergesellschaft in den Vereinigten Staaten.
Dass alles zu erreichen, war auch für Kirsten Hirschmann nicht einfach: Sie erinnert sich noch sehr genau an jenen Tag, an dem ihr Vater, mit gerade mal 57 Jahren, starb – voller Pläne für das Unternehmen und keineswegs schon darauf vorbereitet, die Unternehmensleitung in jüngere Hände zu legen.
Es gab drei Möglichkeiten: Das Unternehmen zu veräußern, oder zweitens durch Fremdgeschäftsführung, oder drittens durch Selbsttun. Und irgendwo hatte ich dann das ganz feste Gefühl in mir: Ich muss es selbst tun – nicht nur, weil es das Leben meines Vaters war, und weil’s auch sein Wunsch war, sondern aus der wirklichen Überzeugung, dass ich das auch tun möchte.
In die Fußstapfen ihres Vaters treten – das war für Kirsten Hischmann damit ausgemacht. Doch das bedeutete keineswegs, den Vater zu kopieren. Kirsten Hirschmann als neue Chefin grenzte sich von Anfang an gegen den Führungsstil des "alten Chefs" ab – auch wenn’s der eigene Vater war.
Das Unternehmen war unter Leitung meines Vaters sicher eher autoritär geführt. Und das war klar: Ich werde auf keinen Fall meinen Vater in irgendeiner Weise kopieren. Denn jeder ist ein Individuum, hat eigene Vorstellungen, eigene Führungsqualitäten. Und mit seinem patriachalischen Führungsstil wäre ich sicher nicht mehr weiter gekommen.
Von Anfang an setzte Kirsten Hirschmann auf ein kooperatives Miteinander mit den Beschäftigten – nicht ohne dabei klarzumachen, wer letztlich doch das Sagen hat im Haus. Das war vor allem am Anfang wichtig. Da musste sich Kirsten Hirschmann erst einmal im eigenen Betrieb durchsetzen.
Es waren ein, zwei Personen, die mir ganz klar gesagt haben: Du kommst nicht aus der Branche, Du bist branchenfremd oder Sie sind branchenfremd. Und von Technik keine Ahnung. Aber ich denke, man kann sich auch sehr viel aneignen, und man muss nicht das Detail bis zur letzten Schraube kennen. Und man hat mir dann klarzumachen versucht, dass das alles irgendwie weitergeht. Und genau das ist das Entscheidende: ‚irgendwie’....’Irgendwie’ können wir nicht weitermachen.
Kirsten Hirschmann stellte einen neuen Entwicklungsleiter an und machte sich selbst in technischen Fragen fit. Das verschaffte ihr Respekt.
Mindestens ebenso wichtig war für die Jung-Unternehmerin das Heineinschnuppern" als Trainee in andere Betriebe. Obwohl die Zeit damals, im Jahre 1995 drängte, obwohl der elterliche Betrieb dringend auf seine neue Chefin wartete, arbeitete Kirsten Hirschmann zunächst in zwei anderen branchennahen Unternehmen mit:
Sie arbeiten dann ja noch sehr, sehr viel Jahre in Ihrem eigenen Unternehmen und werden da doch sehr schnell geprägt durch die Erlebnisse im eigenen Haus und haben dann schon die eigene Hirschmann-Brille auf und verlieren dabei auch den Blick nach außen: Wie tun’s andere? Was machen andere anders ? Und da hatte ich bei den beiden Traines sehr viele Anstöße gewinnen können, und habe daraufhin das Unternehmen hier durchleuchtet: Wo gibt’s Ansätze ? Wo können wir was verbessern ? Da sind einfach schon Dinge eingefahren, die man selbst, aus dem internen Kreis, gar nicht mehr sieht.
Kirsten Hirschmann – eine Unternehmerin durch und durch. Das schlägt sich auch in ihrer Freizeitgestaltung nieder: Im Vorstand der Wirtschaftsjunioren kämpft sie für ein verbessertes Image der Frau in Führungspositionen; das ist ihr ein Herzensanliegen. Zumindest in ihrem eigenen Unternehmen hat sie die Mitarbeiter davon überzeugt, dass eine Chefin genauso viel zu Stande bringt wie ein Chef. Michael Haier, bei Hirschmann zuständig für Export und Marketing:
Also für mich ist es eigentlich kein Unterschied. Ich denke, eine Frau ist ein so guter Chef wie ein Mann auch, im Gegenteil, manchmal sogar einfühlsamer und zielgerichteter und besser. Manche Männer sehen weniger auf die Dertails Und in manchen Dingen kommt es eben auch auf die Details an.
Kirsten Hirschmann gibt sich zufrieden. Seit Januar ‚95 steht sie an der Spitze der Hirschmann Laborgeräte GmbH und Co KG in Eberstadt bei Heilbronn. Obwohl sie von der Ausbildung her mit Technik nicht viel am Hut hatte, macht ihr, was die komplizierten Geräte in ihrem Betrieb betrifft, keiner so schnell ein X für ein U vor.
Ich bin also eine gelernte Bankkauffrau und habe Betriebswirtschaft studiert, mit Schwerpunkt Absatz-Wirtschaft. Aber wenn Sie in diese Situation plötzlich gestellt werden, wo ihre männlichen Kollegen und die Führungsebene aufzeigt, dass sie doch eben Frau sind und, wie man den Frauen weitläufig andichtet, auch technisch nicht bewandert sind, müssen Sie sich in das Thema einarbeiten. Das habe ich gemacht, sehr intensiv, mittels Fachzeitschriften, oder hab’ mir einfach auch durch Bücher das Know-How angeeignet.
Doch genau das und vieles mehr hätten ihr die Mitarbeiter im Januar ‚95, als sie nach dem Tod ihres Vaters den Familienbetrieb übernahm, niemand zugetraut. Kirsten Hirschmann galt seinerzeit als nettes Töchterchen vom Chef – mehr nicht. Als bekannt wurde, dass das "Töchterchen" zukünftig als Chefin das Schicksal des Unternehmens lenken würde, hatten viele Mitarbeiter ein flaues Gefühl in der Magengegend. Siebdruckmeister Rainer Heinz und Gisela Rieke aus der Endkontrolle:
Nachdem unser Seniorchef an Herzinfarkt gestorben ist, habe ich schon ein wenig drangedacht: Schafft Sie es, oder schafft sie’s nicht ?Aber sie hat mich eines besseren belehrt. Es ist unglaublich, was sie alles leistet..."
Sagen wir es so: Gleich zugetraut habe ich es der Frau Hirschmann nicht. Weil sie war vorher nie in der Firma. Ich denke, die Firmen, wo relativ gut vorbereitet wird darauf, dass die Jüngeren übernehmen, ist das relativ einfach. Aber Frau Hirschmann, die wurde ins kalte Wasser geworfen, sie hatte von der Materie wenig Ahnung, nehme ich mal an, oder gar keine, weil sie sich vorher nicht befassen musste damit. Aber ich denke, sie hat das bis jetzt gut gemeistert.
Sie hat’s geschafft: Umsatz und Beschäftigtenzahl des Unternehmens gingen auch nach 1995 kontinuierlich nach oben. In Spezialsegmenten ist Hirschmann Eberstadt sogar Weltspitze; seit kurzem gibt’s sogar eine kleine Tochtergesellschaft in den Vereinigten Staaten.
Dass alles zu erreichen, war auch für Kirsten Hirschmann nicht einfach: Sie erinnert sich noch sehr genau an jenen Tag, an dem ihr Vater, mit gerade mal 57 Jahren, starb – voller Pläne für das Unternehmen und keineswegs schon darauf vorbereitet, die Unternehmensleitung in jüngere Hände zu legen.
Es gab drei Möglichkeiten: Das Unternehmen zu veräußern, oder zweitens durch Fremdgeschäftsführung, oder drittens durch Selbsttun. Und irgendwo hatte ich dann das ganz feste Gefühl in mir: Ich muss es selbst tun – nicht nur, weil es das Leben meines Vaters war, und weil’s auch sein Wunsch war, sondern aus der wirklichen Überzeugung, dass ich das auch tun möchte.
In die Fußstapfen ihres Vaters treten – das war für Kirsten Hischmann damit ausgemacht. Doch das bedeutete keineswegs, den Vater zu kopieren. Kirsten Hirschmann als neue Chefin grenzte sich von Anfang an gegen den Führungsstil des "alten Chefs" ab – auch wenn’s der eigene Vater war.
Das Unternehmen war unter Leitung meines Vaters sicher eher autoritär geführt. Und das war klar: Ich werde auf keinen Fall meinen Vater in irgendeiner Weise kopieren. Denn jeder ist ein Individuum, hat eigene Vorstellungen, eigene Führungsqualitäten. Und mit seinem patriachalischen Führungsstil wäre ich sicher nicht mehr weiter gekommen.
Von Anfang an setzte Kirsten Hirschmann auf ein kooperatives Miteinander mit den Beschäftigten – nicht ohne dabei klarzumachen, wer letztlich doch das Sagen hat im Haus. Das war vor allem am Anfang wichtig. Da musste sich Kirsten Hirschmann erst einmal im eigenen Betrieb durchsetzen.
Es waren ein, zwei Personen, die mir ganz klar gesagt haben: Du kommst nicht aus der Branche, Du bist branchenfremd oder Sie sind branchenfremd. Und von Technik keine Ahnung. Aber ich denke, man kann sich auch sehr viel aneignen, und man muss nicht das Detail bis zur letzten Schraube kennen. Und man hat mir dann klarzumachen versucht, dass das alles irgendwie weitergeht. Und genau das ist das Entscheidende: ‚irgendwie’....’Irgendwie’ können wir nicht weitermachen.
Kirsten Hirschmann stellte einen neuen Entwicklungsleiter an und machte sich selbst in technischen Fragen fit. Das verschaffte ihr Respekt.
Mindestens ebenso wichtig war für die Jung-Unternehmerin das Heineinschnuppern" als Trainee in andere Betriebe. Obwohl die Zeit damals, im Jahre 1995 drängte, obwohl der elterliche Betrieb dringend auf seine neue Chefin wartete, arbeitete Kirsten Hirschmann zunächst in zwei anderen branchennahen Unternehmen mit:
Sie arbeiten dann ja noch sehr, sehr viel Jahre in Ihrem eigenen Unternehmen und werden da doch sehr schnell geprägt durch die Erlebnisse im eigenen Haus und haben dann schon die eigene Hirschmann-Brille auf und verlieren dabei auch den Blick nach außen: Wie tun’s andere? Was machen andere anders ? Und da hatte ich bei den beiden Traines sehr viele Anstöße gewinnen können, und habe daraufhin das Unternehmen hier durchleuchtet: Wo gibt’s Ansätze ? Wo können wir was verbessern ? Da sind einfach schon Dinge eingefahren, die man selbst, aus dem internen Kreis, gar nicht mehr sieht.
Kirsten Hirschmann – eine Unternehmerin durch und durch. Das schlägt sich auch in ihrer Freizeitgestaltung nieder: Im Vorstand der Wirtschaftsjunioren kämpft sie für ein verbessertes Image der Frau in Führungspositionen; das ist ihr ein Herzensanliegen. Zumindest in ihrem eigenen Unternehmen hat sie die Mitarbeiter davon überzeugt, dass eine Chefin genauso viel zu Stande bringt wie ein Chef. Michael Haier, bei Hirschmann zuständig für Export und Marketing:
Also für mich ist es eigentlich kein Unterschied. Ich denke, eine Frau ist ein so guter Chef wie ein Mann auch, im Gegenteil, manchmal sogar einfühlsamer und zielgerichteter und besser. Manche Männer sehen weniger auf die Dertails Und in manchen Dingen kommt es eben auch auf die Details an.