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Uran im Wasser, Radon in der Luft

Dutzende von Stollen, Gesteinshalden und Wasserbecken zur Erzaufbereitung haben sie im Visier, die 3500 Mitarbeiter der Wismut in Chemnitz. Damit von den radioaktiv strahlenden Altlasten in Sachsen und Thüringen keine Umweltgefährdung mehr ausgeht, müssen vor allem die Krebs erregenden Stoffe Uran, Radium und Radon aus dem Wasser der Bergwerke und der Luft gefiltert werden.

Holger Wüstefeld |
    Zudem enthalten die sauren Grubenwässer auch Schwermetalle, die nicht in die Umwelt gelangen sollen. Werner Pälchen, Vizepräsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie in Freiberg, beschreibt die aufwändige Reinigung in großen Becken:

    "Zum Beispiel das Arsen bekommt man einigermaßen heraus durch eine Fällung mit Eisenoxiden. In dem Moment, wo sich zum Beispiel zweiwertiges Eisen, was löslich ist, in dreiwertiges - also Rost - umwandelt, hat es eine relativ große Oberfläche. Das sind solche Oxidhydrate und die können unterschiedliche Elemente an sich an der Oberfläche festhalten und das Arsen ist eines dieser Elemente, was von diesen Eisenoxiden sehr gut adsorbiert wird."

    Die Schadstoffe werden durch dieses Verfahren aus dem Wasser herausgefiltert. Was nun in die Bäche und Flüsse gelangt, die die Experten auch "Vorfluter" nennen, ist klares und sauberes Wasser. Die Geologen haben auch neue Methoden getestet:

    "Auf der anderen Seite gibt es auch Reinigungsanlagen, die auf eine biotechnologische Reinigung hinauslaufen. Dort findet durch die Reaktion mit den Pflanzen eine Ausfällung statt von Schadstoff-Elementen und nach einer bestimmten Verweilzeit in diesem Becken kann das Wasser dann auch in die Vorfluter abgegeben werden."

    Übrig bleibt ein brauner Schlamm, der deponiert werden kann. Doch ein Wermutstropfen bleibt: Der Abbauprozess nimmt mehr Zeit als konventionelle Verfahren in Anspruch.

    Besonders problematisch ist die Sanierung in einigen Teilen des Erzgebirges. Der Grund: Auf der Suche nach dem begehrten Rohstoff für Kernwaffen durchlöcherten Sowjets und Deutsche den Boden wie einen Schweizer Käse:

    "In Häusern - besonders in Schneeberg ist das bekannt geworden, dass aus dem alten Bergbau, der ja bis an die Oberfläche geht, durch Zirkulationswege das Radon in die Häuser - vor allen Dingen in die Keller natürlich - eindringt und dort zu einer Gesundheitsgefährdung führen kann. Dort sind umfangreiche Sanierungsmaßnahmen gemacht worden, dass man die Keller abgedichtet hat und Lüften zum Beispiel ist auch schon eine ganz zweckmäßige Maßnahme."

    Seit kurzem liebäugeln die Experten mit einem neuen Verfahren, um die radioaktiv belastete Luft aus den Stollen unter der Stadt wegzuleiten:

    "Es gibt einen neuen Ansatz, dass also zum Beispiel aus dem Stadtgebiet Schneeberg alle unterirdisch ankommenden Luftmengen, die Radon-belastet sind, über die Kirche abgeführt werden sollen, also praktisch über den Kirchturm - dann hätte man das Problem eigentlich gelöst!"

    Der Kirchturm wirkt also wie ein hoher Schornstein, der durch eine leistungsstarke Pumpe - einem überdimensionalen Staubsauger vergleichbar - mit der Radon-haltigen Luft aus den Stollen gespeist wird.

    Nur wenige Kilometer entfernt hat das 3000-Seelen-Örtchen Schlema die Wende von den strahlenden Abraumhalden zur blühenden Kurpark-Idylle geschafft. Heute ist von den Halden, die einst das Ortsbild prägten, nichts mehr zu sehen: Der winterliche Wald umgibt die kleine Gemeinde mit ihren Parkanlagen und Kureinrichtungen. Denn richtig dosiert, hilft Radon bei rheumatischen Beschwerden. 25 000 Kurgäste nutzen seit 1998 jährlich die wohltuende Heilwirkung der radonhaltigsten Quelle der Welt.