Berlin ist nicht gleich New York. Das muss man gleich sagen, um Erfolg und Misserfolg der dreitägigen Konferenz im Haus der Kulturen objektiv beurteilen zu können. Berlin ist höchstens gleich New York ohne Wallstreet, Harlem, Brooklyn, den Hafen, die Freiheitsstatue, und die Suburbs. Umgekehrt wäre dieses Rest-New York dann so etwas wie Berlin ohne die Mauer, den Sozialismus, den Holocaust, das preußische Erbe. Die dreitägige Konferenz New York-Berlin versammelte entsprechend Wissenschaftler und Künstler, die wenig voneinander wussten und meist aneinander vorbei redeten, häufig vorgestellt von Gastgebern, die das Beste aus der Situation zu machen versuchten:
"Ich denke auch, dass der Vergleich nicht funktioniert. Trotzdem ist es interessant einfach Geschichten zu hören. Man kriegt auf die Weise so mit, dass eben alle Entwicklungen so ihre Kontexte haben. "
Im Sinne eines solchen fast Schlingensiefschen Prinzips vom Scheitern als Chance konnte New York-Berlin im Haus der Kulturen dann aber durchaus inspirierend werden. Leben doch viele New Yorker in Berlin und viele Berliner träumen von New York. Einige Gemeinsamkeiten gibt es also doch, Politikwissenschaftlerin Margit Mayer:
"Beide Städte genießen eine enorme Attraktivität für Künstler, kreative Menschen, Studierende, zweitens für Immigranten aus der ganzen Welt."
Doch der Umgang mit den Gemeinsamkeiten könnte unterschiedlicher nicht sein, wie die deutschen Konferenzteilnehmer überrascht feststellten. Beispiel soziale Ungleichheiten und staatliche Unterstützung. So sagt Andreas Freudenberg, Werkstatt der Kulturen in Berlin:
"Wir haben in uns doch immer noch ein harmonisierendes Bild von einem einig Volk."
Und dabei wissen wir nicht recht, ob wir stolz sein sollen auf die kleine, langsame, funktionierende Verwaltung, die sozialen Systeme, oder nicht, denn wenn New Yorker auf Berliner treffen, sind sie stolz auf die Spannung, die in den Schwarzen-Ghettos herrscht, wo jahrzehntelang kein Taxifahrer sich traute hinzufahren, Gewalt und Aufstände drohten, sagt Stadtplaner Peter Marcuse:
"Wir hoffen nicht auf den gesellschaftlichen Konsens, der jeden zufrieden stellt. Ich glaube Berlin würde sehr gerne das Bild einer wachsenden, sauberen Stadt abgeben, wo es keine Konflikte gibt. Das Aushalten von harten Unterschieden, von Kämpfen, Aufständen und Konflikten ist etwas, was man von New York lernen kann."
Beispiel Stadtteilentwicklung: Im New Yorker Stadtteil Harlem gab es über Jahrzehnte eine Art Nahrungs- und Konsumgüterknappheit, so erfahren wir, einfach weil die Gewalt so groß war, dass sich keine Ladenkette Filialen eröffneten. Das könnte in Berlin nicht passieren. Mit der verbesserten Sicherheitslage gibt es nun wieder Supermärkte und Videoshops. Viele dieser Geschäfte haben die höchsten Umsatzraten im ganzen Land. Die Grundstücks-Preise verdoppeln sich. Beispiel Kultur: New Yorks Kreativität beruht auf den harten Einwandererghettos:
"Für die Entwicklung des Hip-Hop spielen die karibischen Einwanderer eine zentrale Rolle. Die meisten Hip-Hop-Djs kamen aus der Karibik. Cool DJ Hirk aus Jamaika, Grandmaster Flash hatte Eltern aus Barbados. Sie lebten zusammen im Ghetto, kamen nicht raus. alle hatten ihre ersten Auftritte in den Schulen oder Clubs der Bronx."
In Berlin ist so etwas nicht denkbar, sagt Martin Duespohl, Leiter des Kreuzberg Museums. Auch ein Resultat unserer sozialen Durchmischungspolitik.
"Abgesehen von der türkischen gibt es keine größere Community. Dadurch sind die Prozesse, die künstlerischen Prozesse zwischen Individuen viel stärker und viel prägender für die Stadt, aber gleichzeitig fehlt ihnen der lokale Markt, der rezipiert, was sie produzieren und die Bohemians, die haben so einen lokalen Markt, nämlich die Avantgardeszene in dieser Stadt."
Die Bohemiens, reisende Künstler, Intellektuelle, Partyversessene, Musiker, Marketingleute sind es, die mit zunehmender Globalisierung eine immer größere soziale Schicht bilden. In New York sind sie normal, die Menschen, die aus allen Teilen der Welt kommen um ein paar Jahre New Yorker zu sein. In Berlin sieht und hört man sie zunehmend auf der Straße, denn Berlin bietet billige Freiräume für Kunst wie keine andere Stadt. Die Ironie der Geschichte ist, dass während wir von New York als Stadt der Freiheit träumen, genießen sie, aus New York kommend, hier eine Freiheit, die sie in New York nicht haben können. Viele von Ihnen kamen zur Konferenz ins Haus der Kulturen, um ihre Entscheidung hier zu leben zu überprüfen, sagt Zuschauer und Neuberliner John Williams:
"Ich glaube Amerikaner, die in Berlin leben haben sich gegen eine Menge beruflicher Chancen entschieden, die Ihnen New York gegeben hätte. Wir sind nun hierher nach Berlin gekommen und viele Leute wollen von dieser Konferenz wissen, ob es eine gute Idee war diese New Yorker Jobs sausen zu lassen, wo man vielleicht 100 Stunden in der Woche arbeitet für zwei Dollar die Stunde. Ob es besser war, hierher zu kommen und mein Leben zu leben und mehr zu genießen."
"Ich denke auch, dass der Vergleich nicht funktioniert. Trotzdem ist es interessant einfach Geschichten zu hören. Man kriegt auf die Weise so mit, dass eben alle Entwicklungen so ihre Kontexte haben. "
Im Sinne eines solchen fast Schlingensiefschen Prinzips vom Scheitern als Chance konnte New York-Berlin im Haus der Kulturen dann aber durchaus inspirierend werden. Leben doch viele New Yorker in Berlin und viele Berliner träumen von New York. Einige Gemeinsamkeiten gibt es also doch, Politikwissenschaftlerin Margit Mayer:
"Beide Städte genießen eine enorme Attraktivität für Künstler, kreative Menschen, Studierende, zweitens für Immigranten aus der ganzen Welt."
Doch der Umgang mit den Gemeinsamkeiten könnte unterschiedlicher nicht sein, wie die deutschen Konferenzteilnehmer überrascht feststellten. Beispiel soziale Ungleichheiten und staatliche Unterstützung. So sagt Andreas Freudenberg, Werkstatt der Kulturen in Berlin:
"Wir haben in uns doch immer noch ein harmonisierendes Bild von einem einig Volk."
Und dabei wissen wir nicht recht, ob wir stolz sein sollen auf die kleine, langsame, funktionierende Verwaltung, die sozialen Systeme, oder nicht, denn wenn New Yorker auf Berliner treffen, sind sie stolz auf die Spannung, die in den Schwarzen-Ghettos herrscht, wo jahrzehntelang kein Taxifahrer sich traute hinzufahren, Gewalt und Aufstände drohten, sagt Stadtplaner Peter Marcuse:
"Wir hoffen nicht auf den gesellschaftlichen Konsens, der jeden zufrieden stellt. Ich glaube Berlin würde sehr gerne das Bild einer wachsenden, sauberen Stadt abgeben, wo es keine Konflikte gibt. Das Aushalten von harten Unterschieden, von Kämpfen, Aufständen und Konflikten ist etwas, was man von New York lernen kann."
Beispiel Stadtteilentwicklung: Im New Yorker Stadtteil Harlem gab es über Jahrzehnte eine Art Nahrungs- und Konsumgüterknappheit, so erfahren wir, einfach weil die Gewalt so groß war, dass sich keine Ladenkette Filialen eröffneten. Das könnte in Berlin nicht passieren. Mit der verbesserten Sicherheitslage gibt es nun wieder Supermärkte und Videoshops. Viele dieser Geschäfte haben die höchsten Umsatzraten im ganzen Land. Die Grundstücks-Preise verdoppeln sich. Beispiel Kultur: New Yorks Kreativität beruht auf den harten Einwandererghettos:
"Für die Entwicklung des Hip-Hop spielen die karibischen Einwanderer eine zentrale Rolle. Die meisten Hip-Hop-Djs kamen aus der Karibik. Cool DJ Hirk aus Jamaika, Grandmaster Flash hatte Eltern aus Barbados. Sie lebten zusammen im Ghetto, kamen nicht raus. alle hatten ihre ersten Auftritte in den Schulen oder Clubs der Bronx."
In Berlin ist so etwas nicht denkbar, sagt Martin Duespohl, Leiter des Kreuzberg Museums. Auch ein Resultat unserer sozialen Durchmischungspolitik.
"Abgesehen von der türkischen gibt es keine größere Community. Dadurch sind die Prozesse, die künstlerischen Prozesse zwischen Individuen viel stärker und viel prägender für die Stadt, aber gleichzeitig fehlt ihnen der lokale Markt, der rezipiert, was sie produzieren und die Bohemians, die haben so einen lokalen Markt, nämlich die Avantgardeszene in dieser Stadt."
Die Bohemiens, reisende Künstler, Intellektuelle, Partyversessene, Musiker, Marketingleute sind es, die mit zunehmender Globalisierung eine immer größere soziale Schicht bilden. In New York sind sie normal, die Menschen, die aus allen Teilen der Welt kommen um ein paar Jahre New Yorker zu sein. In Berlin sieht und hört man sie zunehmend auf der Straße, denn Berlin bietet billige Freiräume für Kunst wie keine andere Stadt. Die Ironie der Geschichte ist, dass während wir von New York als Stadt der Freiheit träumen, genießen sie, aus New York kommend, hier eine Freiheit, die sie in New York nicht haben können. Viele von Ihnen kamen zur Konferenz ins Haus der Kulturen, um ihre Entscheidung hier zu leben zu überprüfen, sagt Zuschauer und Neuberliner John Williams:
"Ich glaube Amerikaner, die in Berlin leben haben sich gegen eine Menge beruflicher Chancen entschieden, die Ihnen New York gegeben hätte. Wir sind nun hierher nach Berlin gekommen und viele Leute wollen von dieser Konferenz wissen, ob es eine gute Idee war diese New Yorker Jobs sausen zu lassen, wo man vielleicht 100 Stunden in der Woche arbeitet für zwei Dollar die Stunde. Ob es besser war, hierher zu kommen und mein Leben zu leben und mehr zu genießen."