Freitag, 03. Mai 2024

Archiv

Urheber des Kompromiss-Weltbildes
Reimers, Brahe und das Kompromiss-Weltbild

In der Antike glaubten die meisten Menschen, dass die Erde im Zentrum des Weltalls stehe – umkreist von Mond, Sonne, Planeten und Sternen. Diesem geozentrischen Weltbild versetzte Nikolaus Kopernikus den Todesstoß, indem er die Sonne in die Mitte rückte.

Von Dirk Lorenzen | 16.05.2021
Blick auf die Erde aus dem Weltall
Für Nicolaus Reimers drehte sich die Erde, Tycho Brahe ging dagegen von einer komplett ruhenden Erde aus (NASA)
Beim Ringen um den Aufbau der Welt verfolgten manche Astronomen einige Zeit lang einen Kompromiss: Demnach steht zwar die Erde im Zentrum und wird von Mond und Sonne umkreist. Aber die übrigen Planeten laufen nicht um die Erde, sondern um die Sonne.
Das klingt nach einer sehr skurrilen Konstruktion, ist aber ein fast genialer Gedanke. Denn auch mit diesem Weltmodell lassen sich die Bewegungen der Planeten am Himmel und die Phasen der Venus bestens erklären.

Tychonisches Weltmodell 1588 veröffentlicht

Dieser Aufbau ist als Tychonisches Weltmodell bekannt. Der dänische Astronom Tycho Brahe hat es 1588 veröffentlicht. Im selben Jahr propagierte auch der aus Dithmarschen stammende Nicolaus Reimers das "Kompromiss-Weltbild".
Allerdings gibt es einen feinen Unterschied: Brahe hielt die Erde für komplett still stehend. Demnach dreht sich der gesamte Kosmos um die Erde. Reimers wiederum ging von einer rotierenden Erde aus. Damit war die Fixsternsphäre wirklich fest – die Sterne gingen für ihn auf und unter, weil die Erde sich dreht.
Nikolaus Kopernikus hatte es richtig geahnt: Im Zentrum des Planetensystems steht die Sonne
Nikolaus Kopernikus hatte es richtig geahnt: Im Zentrum des Planetensystems steht die Sonne (SDO/NASA)
Tycho Brahe und Nicolaus Reimers hielten sich mit diesen Details nicht auf. Sie beschuldigten sich gegenseitig des Plagiats und beanspruchten die Grundidee für sich. Egal, wer es war: Beide lagen falsch. Denn wenn Brahe und Reimers sich streiten, freut sich Kopernikus.