So klingt der musikalische Reisebegleiter von vielen Deutschen, die in den 50er Jahren über den Brenner Richtung Italien gestartet sind und reif für die Insel waren. Sie entdeckten Bella Napoli, die italienische Riviera und gestärkt mit Pizza und Pasta frönten sie dem dolce far niente. Sie inhallierten die fremde Sprache, die andere Lebensart und – gelegentlich auch die kühle Luft in alten Kirchen, wenn es am Strand zu heiß war. Inzwischen allerdings hat sich unser Reiseverhalten ziemlich gewandelt.
"Ganz wichtig natürlich ist, dass - anders etwa als in den 50er und 60er-Jahren, als der Massentourismus in Deutschland überhaupt erst begann - das Thema Regeneration, Erholung nicht mehr so im Vordergrund steht. Sondern, dass, so hat eine Studie von Gebeko-TUI gezeigt, tatsächlich an erster Stelle angeben wird, sie wollen Tapetenwechsel haben und sie wollen Land und Leute kennenlernen. Das heißt, diese Dimension ist insofern viel wichtiger geworden, als man nicht mehr unbedingt den ganzen Tag am Strand liegen muss, um sich von sehr schwerer körperlicher Arbeit zu erholen."
Birgit Mandel, Professorin für Kulturvermittlung und Kulturmanagement an der Universität Hildesheim beobachtet noch eine andere Entwicklung:
"Hinzu kommt sicherlich auch nochmal sozusagen der Trend unserer Wissensgesellschaft, dass man auch im Urlaub neue Anregungen sich holen muss und sozusagen die Zeit für Selbstbildungsprozesse nutzen muss. Das wird übrigens besonders deutlich, wenn man sich die Programme der immer beliebter werdenden Kreuzfahrtschiffe anguckt, da hat man fast schon das Gefühl, das ist so eine schwimmende Volkshochschule. Aber ein weiteres Argument, warum Menschen mehr Kultur wahrnehmen, liegt auch darin in diesem Trend zum Zweit- und Dritturlaub vieler Urlauber, der meistens Städtereisen beinhaltet."
Kein Weg ist zu weit seitdem auch ferne Reiseziele im Zeitalter der Billigflieger für immer mehr Menschen erreichbar geworden sind. Besonders gefragt sind auch Städtetrips in europäische Metropolen, gerne verbunden mit dem Besuch von Kulturdenkmälern, Museen und Konzerten.
"Barcelona, Rom, das sind so die bevorzugten Ziele, Paris auf jeden Fall noch. Paris kann man auch mit dem Euro-Disney kombinieren, da kann man auch die Kinder mitnehmen, und das kann man auch kombinieren dann mit allen möglichen Sehenswürdigkeiten in Paris."
So die Reiseverkehrskauffrau Anja Kunkel. Und wie verbreitet ist der klassische Kulturtourist, der zum Beispiel eine geführte Studienreise bucht mit einer festen Gruppe und wissenschaftlich ausgebildeten Reiseleitern?
"Was wir aus repräsentativen Bevölkerungsbefragungen wissen, macht der ungefähr fünf Prozent der Reisenden insgesamt aus. Diese fünf Prozent gehören auch sonst zu den Vielkulturnutzern. Das sind die typischen sehr hochgebildeten Menschen, die man sozusagen früher als die Bildungstouristen bezeichnet hätte. Das ist tatsächlich nur eine ganz, ganz kleine Gruppe, die sehr gezielt auch bestimmte touristische Regionen aufsuchen, wo sie schon vorher wissen, was sie dort besichtigen wollen, die sich meist sehr gut schon vorab informieren. Das Gros aber muss man sagen der Touristen sind Auch-Kulturtouristen, Gelegenheits-Kulturtouristen. Es gibt wiederum eine repräsentative Studie, die zeigt, dass knapp 80 Prozent der Urlauber in ihrer Urlaubszeit eben auch mal etwas Kulturerelles wahrnehmen."
Denn auf Reisen sind Urlauber – anders als zu Hause - meistens offener für neue ästethische und kulturelle Erfahrungen. Weil sich mit Kultur vordergründig nicht die Massen der Reisenden anziehen lassen, sprich Kultur kein positiver Marketingfaktor ist, bieten die meisten großen Reiseveranstalter noch keine entsprechenden Programme an. Dabei ließen sich durchaus mehr Menschen im Urlaub für Kunst und Kultur interessieren, so Professor Birgit Mandel:
"Ich glaube, das ist die große Chance des Tourismus für die kulturelle Bildung, weil man eben im Urlaub diese Zeit und diese Muße hat und per se interessiert ist daran, etwas über andere Länder zu erfahren. Und Kultur in ihren vielfältigsten Dimensionen kann natürlich auch eine ganz tolle Brücke sein zum Verständnis eines anderen Landes. Aber die sozusagen nicht spezifisch kulturinteressierten Touristen, die Auch-Kulturtouristen, die muss man dann tatsächlich vor Ort abholen. Und da ist es unbedingt notwendig, dass man eine professionelle Kulturvermittlung hat, die genau um diese Dimension weiss. Wo dann quasi niedrigschwellige Angebote gemacht werden, um Kunst und Kultur zu erfahren. Ich habe beispielsweise viele verschiedene Touristen auch befragt vor Ausstellungen, vor kulturellen Sehenswürdigkeiten. Und das Gros der Leute ist nicht etwa dort hingegangen, weil sie jetzt ein spezielles Interesse an genau dieser Ausstellung hatten, sondern das stand im Reiseführer, da bin ich mal hin, man muss ja irgendwas machen im Urlaub. Wenn sie dann aber rauskamen, dann haben fast alle gesagt, dass sie das sehr spannend fanden und das sie jetzt eigentlich Interesse hätten, noch mehr darüber zu erfahren."
Doch wie nachhaltig ist das Interesse an Kultur? Dazu fehlen bislang noch entsprechende Untersuchungen und Langzeitstudien. Und inwieweit lässt sich im Urlaub der interkulturelle Dialog fördern? Hochpreisige spezialisierte Veranstalter haben schon spannende interdisziplinäre und erlebnisorientierte Konzepte entwickelt:
"Dass man also ein bestimmtes soziales Projekt etwa in einem anderen Land besucht, dass man einen landwirtschaftlichen Betrieb besucht und dort sich mit den Betreibern austauschen kann. Das sind also Dimensionen, die so ein Veranstalter schon fest eingeplant hat, wohlwissend, dass das eigentlich auch dann die spannendsten und am nachhaltigsten erinnerten Erlebnisse sind für Touristen, die dann wiederum zu hoher Zufriedenheit und zu wirtschaftlichem Erfolg führen."
Doch diese Erfahrungen bleiben meistens den Betuchteren vorbehalten, während die günstiger reisenden Pauschaltouristen in eine Art Parallelwelt eintauchen, wo sie bei All-Inclusive-Buchung weitgehend abgeschottet von Land und Leuten nicht einmal die Restaurants der Umgebung kennenlernen. Auf Sighseeingtouren werden die obligatorischen Attraktionen abgehakt, gerne kombiniert mit Einkaufsfahrten für die Souvenirs. Kulturvermittlung in homöopathischen Dosen, denn:
"Es ist einfacher, ich mache vorgefertigte Programme, Standardprogramme in meinen Club-Urlauben, ich lasse die Kinder Schablonen auf T-Shirts drucken, als ich fordere sie dazu auf, beispielsweise mit der Kamera selbst ihre fremde Umgebung zu erfahren. Oder ich mache landeskundliche Ralleys mit Eltern und Kindern zusammen, da muss ich natürlich erst mal mehr Zeit und Ideen investieren, da gibt es auch oft den offenen Ausgang, weil bei solchen partizipativen Prozessen sich mit Kunst und Kultur zu beschäftigen kann ich nicht alles genau vorberechnen. Da brauche ich also dann auch Kulturvermittler, die die gemachten Erfahrungen reflektieren können. Denn kulturelle Bildung erwächst erst dann, wenn aus meinen Erlebnissen, Eindrücken, Emotionen, wenn ich die tatsächlich mit anderen nochmal bespreche. Das ist erstmal kostspieliger, es wäre aber wirklich eine nachhaltige Investition und es wäre wunderbar, dass man damit eben auch mal solche Leute erreicht, die sonst keine Zugänge haben, eben auch im Alltagsleben nicht."
Hier gibt es durchaus noch viele ungenutzte Potenziale, so Birgit Mandel. Die Professorin für Kulturvermittlung und Kulturmanagement zeigt in ihrem Buch über Tourismus und kulturelle Bildung einen relativ neuen Blickwinkel. Sie gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und Best-Practise-Beispiele zur Kulturvermittlung im Tourismus. Bedauerlich nur, dass die wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse und der aktuelle Diskurs in der Tourismuswirtschaft und bei den Reiseveranstaltern noch nicht richtig angekommen sind. Dabei könnte sich Weiterbildung auf diesem Gebiet lohnen und sich für die Branche durchaus rechnen.
"Ganz wichtig natürlich ist, dass - anders etwa als in den 50er und 60er-Jahren, als der Massentourismus in Deutschland überhaupt erst begann - das Thema Regeneration, Erholung nicht mehr so im Vordergrund steht. Sondern, dass, so hat eine Studie von Gebeko-TUI gezeigt, tatsächlich an erster Stelle angeben wird, sie wollen Tapetenwechsel haben und sie wollen Land und Leute kennenlernen. Das heißt, diese Dimension ist insofern viel wichtiger geworden, als man nicht mehr unbedingt den ganzen Tag am Strand liegen muss, um sich von sehr schwerer körperlicher Arbeit zu erholen."
Birgit Mandel, Professorin für Kulturvermittlung und Kulturmanagement an der Universität Hildesheim beobachtet noch eine andere Entwicklung:
"Hinzu kommt sicherlich auch nochmal sozusagen der Trend unserer Wissensgesellschaft, dass man auch im Urlaub neue Anregungen sich holen muss und sozusagen die Zeit für Selbstbildungsprozesse nutzen muss. Das wird übrigens besonders deutlich, wenn man sich die Programme der immer beliebter werdenden Kreuzfahrtschiffe anguckt, da hat man fast schon das Gefühl, das ist so eine schwimmende Volkshochschule. Aber ein weiteres Argument, warum Menschen mehr Kultur wahrnehmen, liegt auch darin in diesem Trend zum Zweit- und Dritturlaub vieler Urlauber, der meistens Städtereisen beinhaltet."
Kein Weg ist zu weit seitdem auch ferne Reiseziele im Zeitalter der Billigflieger für immer mehr Menschen erreichbar geworden sind. Besonders gefragt sind auch Städtetrips in europäische Metropolen, gerne verbunden mit dem Besuch von Kulturdenkmälern, Museen und Konzerten.
"Barcelona, Rom, das sind so die bevorzugten Ziele, Paris auf jeden Fall noch. Paris kann man auch mit dem Euro-Disney kombinieren, da kann man auch die Kinder mitnehmen, und das kann man auch kombinieren dann mit allen möglichen Sehenswürdigkeiten in Paris."
So die Reiseverkehrskauffrau Anja Kunkel. Und wie verbreitet ist der klassische Kulturtourist, der zum Beispiel eine geführte Studienreise bucht mit einer festen Gruppe und wissenschaftlich ausgebildeten Reiseleitern?
"Was wir aus repräsentativen Bevölkerungsbefragungen wissen, macht der ungefähr fünf Prozent der Reisenden insgesamt aus. Diese fünf Prozent gehören auch sonst zu den Vielkulturnutzern. Das sind die typischen sehr hochgebildeten Menschen, die man sozusagen früher als die Bildungstouristen bezeichnet hätte. Das ist tatsächlich nur eine ganz, ganz kleine Gruppe, die sehr gezielt auch bestimmte touristische Regionen aufsuchen, wo sie schon vorher wissen, was sie dort besichtigen wollen, die sich meist sehr gut schon vorab informieren. Das Gros aber muss man sagen der Touristen sind Auch-Kulturtouristen, Gelegenheits-Kulturtouristen. Es gibt wiederum eine repräsentative Studie, die zeigt, dass knapp 80 Prozent der Urlauber in ihrer Urlaubszeit eben auch mal etwas Kulturerelles wahrnehmen."
Denn auf Reisen sind Urlauber – anders als zu Hause - meistens offener für neue ästethische und kulturelle Erfahrungen. Weil sich mit Kultur vordergründig nicht die Massen der Reisenden anziehen lassen, sprich Kultur kein positiver Marketingfaktor ist, bieten die meisten großen Reiseveranstalter noch keine entsprechenden Programme an. Dabei ließen sich durchaus mehr Menschen im Urlaub für Kunst und Kultur interessieren, so Professor Birgit Mandel:
"Ich glaube, das ist die große Chance des Tourismus für die kulturelle Bildung, weil man eben im Urlaub diese Zeit und diese Muße hat und per se interessiert ist daran, etwas über andere Länder zu erfahren. Und Kultur in ihren vielfältigsten Dimensionen kann natürlich auch eine ganz tolle Brücke sein zum Verständnis eines anderen Landes. Aber die sozusagen nicht spezifisch kulturinteressierten Touristen, die Auch-Kulturtouristen, die muss man dann tatsächlich vor Ort abholen. Und da ist es unbedingt notwendig, dass man eine professionelle Kulturvermittlung hat, die genau um diese Dimension weiss. Wo dann quasi niedrigschwellige Angebote gemacht werden, um Kunst und Kultur zu erfahren. Ich habe beispielsweise viele verschiedene Touristen auch befragt vor Ausstellungen, vor kulturellen Sehenswürdigkeiten. Und das Gros der Leute ist nicht etwa dort hingegangen, weil sie jetzt ein spezielles Interesse an genau dieser Ausstellung hatten, sondern das stand im Reiseführer, da bin ich mal hin, man muss ja irgendwas machen im Urlaub. Wenn sie dann aber rauskamen, dann haben fast alle gesagt, dass sie das sehr spannend fanden und das sie jetzt eigentlich Interesse hätten, noch mehr darüber zu erfahren."
Doch wie nachhaltig ist das Interesse an Kultur? Dazu fehlen bislang noch entsprechende Untersuchungen und Langzeitstudien. Und inwieweit lässt sich im Urlaub der interkulturelle Dialog fördern? Hochpreisige spezialisierte Veranstalter haben schon spannende interdisziplinäre und erlebnisorientierte Konzepte entwickelt:
"Dass man also ein bestimmtes soziales Projekt etwa in einem anderen Land besucht, dass man einen landwirtschaftlichen Betrieb besucht und dort sich mit den Betreibern austauschen kann. Das sind also Dimensionen, die so ein Veranstalter schon fest eingeplant hat, wohlwissend, dass das eigentlich auch dann die spannendsten und am nachhaltigsten erinnerten Erlebnisse sind für Touristen, die dann wiederum zu hoher Zufriedenheit und zu wirtschaftlichem Erfolg führen."
Doch diese Erfahrungen bleiben meistens den Betuchteren vorbehalten, während die günstiger reisenden Pauschaltouristen in eine Art Parallelwelt eintauchen, wo sie bei All-Inclusive-Buchung weitgehend abgeschottet von Land und Leuten nicht einmal die Restaurants der Umgebung kennenlernen. Auf Sighseeingtouren werden die obligatorischen Attraktionen abgehakt, gerne kombiniert mit Einkaufsfahrten für die Souvenirs. Kulturvermittlung in homöopathischen Dosen, denn:
"Es ist einfacher, ich mache vorgefertigte Programme, Standardprogramme in meinen Club-Urlauben, ich lasse die Kinder Schablonen auf T-Shirts drucken, als ich fordere sie dazu auf, beispielsweise mit der Kamera selbst ihre fremde Umgebung zu erfahren. Oder ich mache landeskundliche Ralleys mit Eltern und Kindern zusammen, da muss ich natürlich erst mal mehr Zeit und Ideen investieren, da gibt es auch oft den offenen Ausgang, weil bei solchen partizipativen Prozessen sich mit Kunst und Kultur zu beschäftigen kann ich nicht alles genau vorberechnen. Da brauche ich also dann auch Kulturvermittler, die die gemachten Erfahrungen reflektieren können. Denn kulturelle Bildung erwächst erst dann, wenn aus meinen Erlebnissen, Eindrücken, Emotionen, wenn ich die tatsächlich mit anderen nochmal bespreche. Das ist erstmal kostspieliger, es wäre aber wirklich eine nachhaltige Investition und es wäre wunderbar, dass man damit eben auch mal solche Leute erreicht, die sonst keine Zugänge haben, eben auch im Alltagsleben nicht."
Hier gibt es durchaus noch viele ungenutzte Potenziale, so Birgit Mandel. Die Professorin für Kulturvermittlung und Kulturmanagement zeigt in ihrem Buch über Tourismus und kulturelle Bildung einen relativ neuen Blickwinkel. Sie gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und Best-Practise-Beispiele zur Kulturvermittlung im Tourismus. Bedauerlich nur, dass die wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse und der aktuelle Diskurs in der Tourismuswirtschaft und bei den Reiseveranstaltern noch nicht richtig angekommen sind. Dabei könnte sich Weiterbildung auf diesem Gebiet lohnen und sich für die Branche durchaus rechnen.