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Ursachen vielfältig

Salmonellen in Schweinefleisch - um mehr Sicherheit vor Infektionen zu geben, haben sich inzwischen 18.000 Mastbetriebe dazu verpflichtet, ihre Belastung mit den Erregern kontinuierlich zu testen. Das betrifft bereits zwei Drittel des Schlachtviehs. Jetzt, nachdem die Untersuchungen ein Jahr laufen, liegen die ersten Daten vor. Und gleichzeitig will eine Studie aus Berlin dabei helfen, die Erregerquellen zu finden und auszumerzen.

Von Michael Fuhs | 09.11.2004
    Salmonellen-Alarm herrscht in vier Prozent der Schweinemast-Betriebe, die sich zur Teilnahme am QS-System verpflichtet haben. QS, das steht für Qualität und Sicherheit und danach wird Alarm geschlagen, wenn in 40 Prozent der Stichproben an frisch geschlachteten Schweinen der Grenzwert für Salmonellen-Antikörper überschritten ist. Das heißt nicht unbedingt, dass im Fleisch selbst Salmonellen enthalten sind. Die Antikörper zeigen lediglich an, dass die Tiere irgendwann in ihrem Leben Kontakt mit Salmonellen hatten. Wo das war, müssen die Betriebe dann herausfinden, um Schritt für Schritt diese Bakterien zu beseitigen. Brigitte Kern von der Tierseuchenbekämpfung des brandenburgischen Landesamtes für Verbraucherschutz hilft ihnen dabei. Jetzt, im ersten Jahr der Überwachung, sind von 50 Betrieben in ihrem Einzugsbereich zwei betroffen:

    Da sind wir dann gemeinsam mit dem Betriebsleiter und dem Hoftierarzt im Bestand gewesen, haben eine Analyse gemacht, wir haben Kotproben untersucht, im Mastbetrieb zum Beispiel bei Tieren, die frisch eingestallt sind, dann in der Mittelmast und dann in der Endmast und haben anhand der Ergebnisse der Salmonellen versucht herauszufinden, wie der Infektionsverlauf in diesem Betrieb ist. Und als Beispiel haben wir dort gesehen, dass das ein Problem selbst in der Mast ist, dass die Ferkel relativ unbelastet in die Mast eingestallt werden und dann sich im Laufe der Mastperiode eine gewisse Anreicherung der Salmonellen darstellt.

    Doch es gibt schier unendlich viele Möglichkeiten, wie die Bakterien in den Mastbetrieb kommen können. Die Suche danach scheint aussichtslos. Sie werden zum Beispiel über Futter, Personal, Staub oder andere Tiere übertragen, sagt Sven Kurze vom Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt Universität Berlin. Er wollte es genau wissen und hat in 7 Serien je 100 Schweine von Geburt bis Schlachtung regelmäßig auf Salmonellen untersucht. Mit im Blick der Experten waren die Infektionswege:

    In einem Fall haben wir in einer Wasserprobe Salmonellen festgestellt. Weil sich in diesen Leitungen, wenn man sie nicht regelmäßig durchspült, ja Verklebungen, Verkrustungen ergeben, Rostablagerungen, und das ist ein idealer Herd für Salmonellen.

    Die Futtermittel, die bisher oft im Verdacht standen, sind dagegen besser als ihr Ruf - wenn sie richtig gelagert und zubereitet werden. Doch die Studie zeigt auch, dass selbst für die Experten die Suche manchmal erfolglos ist. Im Schlachtvieh eines Betriebes waren zum Beispiel Antikörper, obwohl die Forscher während der Aufzucht keine Salmonellen gefunden hatten:

    Wenn man keine konkrete Eintragsquelle findet, dann muss man das gesamte Umfeld in seiner Gesamtheit verbessern. Da gibt es ganz konkrete Hygieneprogramme, die es einzuhalten gilt, die aber in der Routinepraxis doch immer wieder mal etwas vernachlässigt werden, aufgrund der umfangreichen Arbeiten, die die wenigen Angestellten leisten müssen.Hierzu zählen zum Beispiel Desinfektionsmatten vor jedem einzelnen Stall, spezielle Stallkleidung oder Arbeitsgeräte für jeden einzelnen Stall, ja und verschiedene andere Faktoren, die wir aufgelistet haben in unserem Abschlussbericht.

    Dort haben die Forscher einen Test beschrieben, mit dem Betriebe feststellen können, wo sie gefährdet sind. Da tauchen Fragen auf wie "Arbeitet der Betrieb nur mit Stammpersonal?" oder "Gibt es für Fahrzeuge eine Seuchenwanne?". Und für ökologisch wirtschaftende Betriebe kann es noch komplizierter werden. Denn freilaufende Schweine sind Einflüssen ausgesetzt, die kaum kontrollierbar scheinen. Zum Beispiel können Vögel die Salmonellen übertragen. Trotzdem: die Studie zeigt, mit einem guten Management, das Wert auf Hygiene legt, lassen sich auch bei Freilandhaltung Salmonellen-Infektionen vermeiden. Auf dem einen ökologischen Betrieb, den Sven Kurze untersucht hat, fand er nämlich überhaupt keine Salmonellen.