"Das Portal steht für umfassende Verbraucherinformation und mehr Transparenz. Es wird auch hilfreich sein, um zu erfahren, wo Verbrauchern der Schuh drückt und wo Regelungen angepasst werden müssen."
Sagt Ilse Aigner, Bundesverbraucherschutzministerin im November 2011 zum Start des Online-Portals Lebensmittelklarheit.de. Hier können Verbraucher Lebensmittel melden, die aus ihrer Sicht nicht das erfüllen, was Etikett und Werbung versprechen. Fruchtsäfte zum Beispiel, die eigentlich Nektar sind und viel zu viel Zucker enthalten. Oder Jogurt, bei dem suggeriert wird, er beinhalte echte Erdbeeren, in Wirklichkeit aber ist es nur Erdbeer-Aroma. Vollmundig verspricht die CSU-Politikerin den Verbrauchern Aufklärung:
"Mit dem Portal wollen wir gezielt die Informationen der Bürger verbessern und eine Diskussion anstoßen über eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln. Ich will einen seriösen Dialog zwischen Verbrauchern und Wirtschaft anstoßen."
Das klingt danach, als würde Ilse Aigner zwei Zuständigkeiten ihres Ministerium endlich verknüpfen: Nämlich Ernährung und Verbraucherschutz. Wer einkauft soll auch wissen, was genau er in seinen Einkaufswagen packt, und damit die Chance haben, sich gesund zu ernähren. Auch Verbraucherschützer finden diesen ersten Schritt gut und richtig. Doch es blieb beim ersten Schritt. Dabei hatte Ilse Aigner versprochen, auch den Lebensmittelherstellern künftig strenger auf die Finger zu schauen. Sie wollte die Vorschriften verschärfen, sprich klären, was in Lebensmitteln an Zutaten erlaubt ist, was gekennzeichnet werden muss und was auf Verpackungsetiketten suggeriert werden darf. Dem Kunden am Supermarktregal würde es helfen.
Aigner: "Transparenz und umfassende Verbraucherinformation"
Hat Aigner ja verspochen. Doch versprochen – gebrochen. Sagt Matthias Wolfschmidt von Foodwatch, der das Portal an sich lobt. Bei ihrem Vorhaben sei die Ministerin nicht vom Fleck gekommen:
"Sie hat eine wissenschaftliche Begleitforschung dazu angestoßen, und die Ergebnisse sind aus Sicht von Foodwatch nicht überraschend, in der Gestalt, dass die Forscher eindeutig gesagt haben: Es gibt hier legale Irreführung flächendeckend als Phänomen im Lebensmittelmarkt, und es bedarf dringend der Präzisierung durch den Gesetzgeber. Und da ist Frau Aigner einfach nicht tätig geworden. Denn das hätte bedeutet, auf eine weitere Eskalationsstufe zu gehen in Auseinandersetzung mit der Lebensmittelwirtschaft."
Die Aigner nach Ansicht von Foodwatch wohl scheut.
Und auch bei der Verbesserung der Kennzeichnung von Lebensmitteln ist – sprichwörtlich - noch Luft nach oben. Denn wer lesen will, was in einem Joghurt oder einer Fertig-Pizza drin ist, der muss gute Augen haben. Klein und versteckt sind die Zutaten auf der Verpackung angeben. Wobei die Angaben für die Laien oft Fachchinesisch sind: Meist wird nicht klar, wie gesund oder ungesund die Zutaten sind – Transparenz und Information also Fehlanzeige. Weshalb Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten seit Jahren eine sogenannte Lebensmittelampel fordern. Im Februar 2010 schrieben sie deshalb einen offenen Brief ans EU-Parlament und den Rat in Brüssel. Darin heißt es.
"Die Kennzeichnung muss eine leicht verständliche Entscheidungshilfe bei der Auswahl von Lebensmitteln darstellen. Angaben über den Anteil der enthaltenen Inhaltsstoffe sind mit einer farblichen Untermalung, d.h. in Form einer Nährwertampel zu verbinden."
Auf EU-Ebene werden sie nicht erhört. Es kommt zwar zu einer Neuregelung der Kennzeichnung von Lebensmitteln, die aber bleibt kompliziert. Die gewünschte Ampel wird nicht eingeführt. Mit ihr hätten Verbraucher auf einen Blick gesehen, wieviel Fett und Zucker zum Beispiel in einem Lebensmittel ist und auch, anhand von Farben, ob dieser Wert hoch, rot gekennzeichnet, mittel, gelb gekennzeichnet, oder niedrig, grün gekennzeichnet, ist. Und auch Ilse Aigner stellt sich stur. In Deutschland wird es keine Lebensmittel-Ampel geben. Der Grund: Aigner nennt sie unpräzise.
Verbraucherschützer vermuten anderes. In den Verhandlungen mit der mächtigen Lebensmittelindustrie sei die CSU-Politikerin eingeknickt.
"Da muss man sagen, dass am Ende des Tages in den allermeisten Fällen, wenn es richtig hart auf hart kommt, die Interessen der Verbraucher hinten anstehen müssen, oder das mit diesen Interessen Kompromisse eingegangen werden müssen zu Gunsten wirtschaftlicher Interessen."
Ähnlich sieht es auch die Opposition, die von Ilse Aigner gerne als Ankündigungsministerin spricht. So sagt Grünen-Fraktionschefin Renate Künast:
"Sie hat sich stets gedrückt, an die Strukturen ranzugehen und die Ursachen zu beseitigen."
Ilse Aigner hat sich um den Verbraucherschutz stets bemüht. Sie weiß nur zu gut, dass so manche Hersteller versuchen, die Verbraucher ganz bewusst zu täuschen. Doch ihre Ankündigungen blieben meist folgenlos: so als sollten sie die Verbraucher nur beruhigen. Von wirklicher Transparenz und Verbraucherschutz aber kann keine Rede sein. Doch daran trägt nicht nur die Ministerin die Schuld. Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz unter einem Dach – das zehrt an den Kräften einer Person. Am Zuschnitt des Ministeriums muss sich also was ändern. Dann haben Lebensmittelhersteller wie Landwirte keinen Einfluss mehr auf Verbraucherschutz.
Sagt Ilse Aigner, Bundesverbraucherschutzministerin im November 2011 zum Start des Online-Portals Lebensmittelklarheit.de. Hier können Verbraucher Lebensmittel melden, die aus ihrer Sicht nicht das erfüllen, was Etikett und Werbung versprechen. Fruchtsäfte zum Beispiel, die eigentlich Nektar sind und viel zu viel Zucker enthalten. Oder Jogurt, bei dem suggeriert wird, er beinhalte echte Erdbeeren, in Wirklichkeit aber ist es nur Erdbeer-Aroma. Vollmundig verspricht die CSU-Politikerin den Verbrauchern Aufklärung:
"Mit dem Portal wollen wir gezielt die Informationen der Bürger verbessern und eine Diskussion anstoßen über eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln. Ich will einen seriösen Dialog zwischen Verbrauchern und Wirtschaft anstoßen."
Das klingt danach, als würde Ilse Aigner zwei Zuständigkeiten ihres Ministerium endlich verknüpfen: Nämlich Ernährung und Verbraucherschutz. Wer einkauft soll auch wissen, was genau er in seinen Einkaufswagen packt, und damit die Chance haben, sich gesund zu ernähren. Auch Verbraucherschützer finden diesen ersten Schritt gut und richtig. Doch es blieb beim ersten Schritt. Dabei hatte Ilse Aigner versprochen, auch den Lebensmittelherstellern künftig strenger auf die Finger zu schauen. Sie wollte die Vorschriften verschärfen, sprich klären, was in Lebensmitteln an Zutaten erlaubt ist, was gekennzeichnet werden muss und was auf Verpackungsetiketten suggeriert werden darf. Dem Kunden am Supermarktregal würde es helfen.
Aigner: "Transparenz und umfassende Verbraucherinformation"
Hat Aigner ja verspochen. Doch versprochen – gebrochen. Sagt Matthias Wolfschmidt von Foodwatch, der das Portal an sich lobt. Bei ihrem Vorhaben sei die Ministerin nicht vom Fleck gekommen:
"Sie hat eine wissenschaftliche Begleitforschung dazu angestoßen, und die Ergebnisse sind aus Sicht von Foodwatch nicht überraschend, in der Gestalt, dass die Forscher eindeutig gesagt haben: Es gibt hier legale Irreführung flächendeckend als Phänomen im Lebensmittelmarkt, und es bedarf dringend der Präzisierung durch den Gesetzgeber. Und da ist Frau Aigner einfach nicht tätig geworden. Denn das hätte bedeutet, auf eine weitere Eskalationsstufe zu gehen in Auseinandersetzung mit der Lebensmittelwirtschaft."
Die Aigner nach Ansicht von Foodwatch wohl scheut.
Und auch bei der Verbesserung der Kennzeichnung von Lebensmitteln ist – sprichwörtlich - noch Luft nach oben. Denn wer lesen will, was in einem Joghurt oder einer Fertig-Pizza drin ist, der muss gute Augen haben. Klein und versteckt sind die Zutaten auf der Verpackung angeben. Wobei die Angaben für die Laien oft Fachchinesisch sind: Meist wird nicht klar, wie gesund oder ungesund die Zutaten sind – Transparenz und Information also Fehlanzeige. Weshalb Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten seit Jahren eine sogenannte Lebensmittelampel fordern. Im Februar 2010 schrieben sie deshalb einen offenen Brief ans EU-Parlament und den Rat in Brüssel. Darin heißt es.
"Die Kennzeichnung muss eine leicht verständliche Entscheidungshilfe bei der Auswahl von Lebensmitteln darstellen. Angaben über den Anteil der enthaltenen Inhaltsstoffe sind mit einer farblichen Untermalung, d.h. in Form einer Nährwertampel zu verbinden."
Auf EU-Ebene werden sie nicht erhört. Es kommt zwar zu einer Neuregelung der Kennzeichnung von Lebensmitteln, die aber bleibt kompliziert. Die gewünschte Ampel wird nicht eingeführt. Mit ihr hätten Verbraucher auf einen Blick gesehen, wieviel Fett und Zucker zum Beispiel in einem Lebensmittel ist und auch, anhand von Farben, ob dieser Wert hoch, rot gekennzeichnet, mittel, gelb gekennzeichnet, oder niedrig, grün gekennzeichnet, ist. Und auch Ilse Aigner stellt sich stur. In Deutschland wird es keine Lebensmittel-Ampel geben. Der Grund: Aigner nennt sie unpräzise.
Verbraucherschützer vermuten anderes. In den Verhandlungen mit der mächtigen Lebensmittelindustrie sei die CSU-Politikerin eingeknickt.
"Da muss man sagen, dass am Ende des Tages in den allermeisten Fällen, wenn es richtig hart auf hart kommt, die Interessen der Verbraucher hinten anstehen müssen, oder das mit diesen Interessen Kompromisse eingegangen werden müssen zu Gunsten wirtschaftlicher Interessen."
Ähnlich sieht es auch die Opposition, die von Ilse Aigner gerne als Ankündigungsministerin spricht. So sagt Grünen-Fraktionschefin Renate Künast:
"Sie hat sich stets gedrückt, an die Strukturen ranzugehen und die Ursachen zu beseitigen."
Ilse Aigner hat sich um den Verbraucherschutz stets bemüht. Sie weiß nur zu gut, dass so manche Hersteller versuchen, die Verbraucher ganz bewusst zu täuschen. Doch ihre Ankündigungen blieben meist folgenlos: so als sollten sie die Verbraucher nur beruhigen. Von wirklicher Transparenz und Verbraucherschutz aber kann keine Rede sein. Doch daran trägt nicht nur die Ministerin die Schuld. Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz unter einem Dach – das zehrt an den Kräften einer Person. Am Zuschnitt des Ministeriums muss sich also was ändern. Dann haben Lebensmittelhersteller wie Landwirte keinen Einfluss mehr auf Verbraucherschutz.