
Zuvor hatte der ukrainische Präsident Selenskyj erklärt, sein Land habe gemeinsam mit den USA den in Genf entwickelten Rahmen für ein Friedensabkommen weiter ausgearbeitet. Details wurden dabei nicht genannt. Selenskyj beschuldigte Russland, die Gespräche im Kreml nutzen zu wollen, um die Sanktionen gegen das eigene Land abzubauen.
Vergangene Woche wurde ein Entwurf mit 28 Vorschlägen der USA bekannt, der den wichtigsten Forderungen Moskaus in Bezug auf die NATO, die Kontrolle über ein Fünftel der Ukraine und Beschränkungen für die ukrainische Armee nachgab. Europäische Staaten legten daraufhin einen Gegenvorschlag für den Frieden vor, der von Russland aber als "nicht konstruktiv" zurückgewiesen wurde.
Die Politikwissenschaftlerin Gwendolyn Sasse zeigte sich mit Blick auf das Treffen skeptisch. Es gehe bei den Gesprächen zunehmend auch um wirtschaftliche Interessen, die Verhandlungen über ein Kriegsende seien ein Geschäftsmodell geworden, sagte sie im Deutschlandfunk. Von daher sei sie vorsichtig, von "wirklichen Friedensverhandlungen" zu sprechen. Sasse ist wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und Internationale Studien und Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Auch die Tatsache, dass US-Außenminister Rubio an den Gesprächen in Moskau nicht teilnehme, sei "kein gutes Zeichen", betonte die Wissenschaftlerin. Er habe zuletzt das Thema Sicherheitsgarantien für die Ukraine stark gemacht.
"Europa hat Chancen verpasst"
Bei den Bemühungen um einen Friedensplan für die Ukraine hat Europa "viele Chancen verpasst", lautet die Überzeugung der Professorin. Man habe versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben, dabei aber die Themen ausgeklammert, die für die Ukraine am kritischsten seien: Sicherheitsgarantien und ob Kiew territoriale Zugeständnisse machen solle. Bevor diese Themen nicht auf dem Verhandlungstisch lägen - unter Beteiligung der Europäer und der Ukraine - könne man nicht von Fortschritt sprechen.
Diese Nachricht wurde am 02.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.




