Montag, 29. April 2024

Archiv


US-Luftwaffenstützpunkt auf den Azoren vor ungewisser Zukunft

Die portugiesische Luftwaffenbasis Lajes ist für Amerika eine Art natürlicher Flugzeugträger im Atlantik. Doch jetzt wollen die USA ihre Präsenz auf den Azoren stark verringern. Das könnte schmerzliche Folgen haben: Lajes ist der größte Arbeitgeber auf der Insel Teiceira.

Von Jochen Faget | 14.05.2012
    Wieder landet eine der grauen Maschinen der US Air Force auf der portugiesischen Azoren-Insel Terceira. Eine KC-10, eines der Tankflugzeuge, die die amerikanische Luftwaffe einsetzt, um ihre Kampfjets im Flug aufzutanken, wenn sie weit entfernte Ziele bombardieren. Die portugiesische Luftwaffenbasis Lajes ist für Amerika eine Art natürlicher Flugzeugträger im Atlantik.

    Das dürfte sich ändern, denn die USA haben angekündigt, ihre Präsenz auf den Azoren stark zu verringern oder sogar abziehen zu wollen. Amerikas strategische Interessen haben sich geändert, erklärt der Universitätsprofessor und Fachmann für internationale Beziehungen Adriano Moreira:

    "Den Vereinigten Staaten ist wieder eingefallen, dass 'ihr' Meer der Pazifik ist und nicht der Atlantik. Sie konzentrieren sich aus strategischen Gründen auf den Pazifik und wollen bei Stützpunkten in anderen Regionen Geld einsparen."

    Das könnte hier schmerzliche Folgen haben: Auf der Basis arbeiten 800 Portugiesen, Lajes ist der bei Weitem größte Arbeitgeber auf der Insel Teiceira. Darum wollen dort alle, dass die Amerikaner bleiben. Selbst die Kommunisten:

    ""Die einzige Gegenleistung, die die Region für die Anwesenheit des amerikanischen Militärs erhält, besteht in Arbeitsplätzen. Hinzu kommt das Geld, das die Amerikaner hier ausgeben","

    sagt Aníbal Pires von der Kommunistischen Partei Portugals.

    ""Das sind rund 16 Millionen Dollar im Jahr und die müssen unbedingt erhalten bleiben."

    Doch die großen Zeiten des Stützpunkts sind längst vorbei. Schon nach dem Ende des Kalten Krieges verlor Lajes seine Bedeutung, damals waren die hier ständig stationierten Jagdbomber abgezogen worden. Die Basis dient seit dem nur noch als Versorgungsflughafen.

    Zwei amerikanische Transporter stehen am Rande des riesigen Rollfeldes, ein gerade gelandetes portugiesisches Luftüberwachungsflugzeug rollt über die Landebahn. Zuletzt machte Lajes aus eher unrühmlichen Gründen Schlagzeilen – die CIA soll mutmaßliche Al-Kaida-Kämpfer zwischen 2002 und 2006 illegal über die Azoren nach Guantanamo gebracht haben.

    Und für die Nutzung des Stützpunkts zahlen die USA längst nicht mehr in Dollars an Portugal. Stattdessen gibt es Militärhilfe – ab und zu ein paar gebrauchte F-16-Jäger und anderes Kriegsmaterial. Darüber hinaus finanzieren die Amerikaner eine luso-amerikanische Stiftung für Entwicklung. Portugal nutzt sie vor allem dazu, verdienten Politikern ein üppiges Ruhestandseinkommen zu garantieren. Bleibt der Flughafen als Wirtschaftsfaktor. Regionalregierungspräsident Carlos César will ihn nicht verlieren:

    "Wir werden uns mit allen Mitteln dafür einsetzen, dass die Amerikaner hier bleiben, die portugiesisch-amerikanischen Beziehungen gestärkt und die portugiesischen Interessen geschützt werden."
    Das ist leichter gesagt, als getan: Die US Air Force hat bereits angekündigt, dass sie portugiesische Angestellte entlassen will - von bis zu 300 Personen ist die Rede. Beim Geld hört eben auch die jetzt so oft beschworene portugiesisch-amerikanische Freundschaft auf, stellt der Politikwissenschaftler Adriano Moreira fest:

    "Die Vereinigten Staaten halten sich für die Besten, das wissen wir doch längst. Sie meinen, alle müssen sich nach ihnen richten. Auf Dankbarkeit zu hoffen, wäre vergebens. Da geht es um knallharte Politik."

    Der portugiesische Verteidigungsminister will demnächst noch einmal mit seinem amerikanischen Kollegen über die Basis von Lajes reden und ihn davon überzeugen, den Stützpunkt nicht aufzugeben. Trotzdem dürften dort bald noch weniger amerikanische Flugzeuge starten und landen. Oder überhaupt keine mehr – es sei denn, ein neuer Krieg bricht aus.