Konzept der "Soft Power"
US-Politologe und Präsidentenberater Joseph Nye gestorben

Der US-Politologe Joseph Nye, der das einflussreiche politikwissenschaftliche Konzept der "Soft Power" prägte, ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der Wissenschaftler, Politikberater und langjährige Dekan der Harvard Kennedy School bereits am Dienstag. Er wurde 88 Jahre alt.

    Der US-Politikwissenschaftler Joseph Nye spricht in einem Interview in Tokio im Jahr 2022.
    Der US-Politikwissenschaftler Joseph Nye beschäftigte sich unter anderem mit der Macht, "andere dazu zu bringen, das zu wollen, was man will". (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Fuminori Ogane)
    Seit 1964 war Nye Fakultätsmitglied der renommierten Harvard-Universität; er verfasste 14 Bücher und mehr als 200 wissenschaftliche Artikel. Unter den ehemaligen US-Präsidenten Carter und Clinton arbeitete er im Bereich der nationalen Sicherheit. Nye beschäftigte sich in seiner Laufbahn mit so unterschiedlichen Themen wie Rüstungskontrolle und Panafrikanismus. International bekannt wurde er jedoch hauptsächlich durch seine Idee der "Soft Power", die er in den 1980er-Jahren entwickelte.
    Nyes Konzept besagt, dass Länder auch durch "sanfte" Faktoren, wie beispielsweise Kultur, ihre Macht ausbauen können - und nicht nur durch "Hard Power", also Faktoren wie Militärausgaben, Waffen und Wirtschaftssanktionen. "Soft Power" ist nach Nyes Worten die Macht, "andere dazu zu bringen, das zu wollen, was man will". Als Beispiele nannte er den wachsenden Einfluss der USA in Lateinamerika, als der frühere US-Präsident Roosevelt eine "Politik der guten Nachbarschaft" einführte.

    Trump setzt auf "Hard Power"

    Der gegenwärtige Amtsinhaber Trump hat Maßnahmen der "Soft Power" drastisch reduziert, etwa durch den Abbau von Auslandshilfen und das harte Durchgreifen gegen internationale Studierende in den USA. Gleichzeitig setzt der Präsident auf den Ausbau von "Hard Power"-Maßnahmen wie erhöhte Militärausgaben und Sanktionen.
    Noch im Februar sagte Nye der Nachrichtenagentur AFP: "Trump versteht Macht nicht wirklich. Er denkt lediglich in Begriffen wie Zwang und Bezahlung". Der US-Präsident verwechsele kurzfristige Ergebnisse mit langfristigen Wirkungen. "Harte Zwangsgewalt (wie die Androhung von Zöllen) mag kurzfristig funktionieren, schafft aber langfristig Anreize für andere, ihre Abhängigkeit von den USA zu verringern", fügte er hinzu.
    Während seiner Tätigkeiten für die US-Regierungen von Carter und Clinton konzentrierte sich Nye maßgeblich auf Atompolitik. Nach Ansicht seines langjährigen Harvard-Kollegen Graham Allison wird Nye auch dafür in Erinnerung bleiben, dass "er sowohl intellektuell als auch praktisch dazu beigetragen hat, einen Atomkrieg zu verhindern".
    Diese Nachricht wurde am 08.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.