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US-Söldnerfirma Blackwater in Pakistan

Ein Kampf, der teils mit undurchsichtigen Mitteln geführt wird. So berichtete die US-Wochenzeitung "The Nation" in dieser Woche über Recherchen, die für Pakistan und die USA explosiv sein könnten: Die Söldner-Truppe "Blackwater", die bereits im Irak-Krieg von sich Reden gemacht hat, ist offenbar in Pakistan aktiv - mutmaßlich mit Wissen Washingtons.

Von Ralph Sina | 05.12.2009
    Es gibt eine Frage, die Obamas eloquenten Sprecher Robert Gibbs regelrecht sprachlos macht. Die Frage, warum die Obama-Regierung die Söldnerfirma Blackwater weiterhin einsetzt: im Irak, in Afghanistan und jetzt verstärkt in Pakistan.

    Er müsse erst prüfen, wie stark Blackwater tatsächlich in US-Militäroperationen involviert sei blockt Obamas oberster Öffentlichkeitsarbeiter Fragen nach Blackwater auf Pressekonferenzen des Weißen Hauses gerne ab.

    Fünf Blackwater-Privat-Soldaten sollen im September 2007 in Bagdad wie in einem Blutrausch wahllos 17 unbewaffnete Zivilisten erschossen haben . Dennoch ist das Unternehmen weiterhin im Irak für die Obama-Regierung tätig. In Afghanistan darf die 40.000-Mann-Kriegsfirma sogar Obamas Sonderbeauftragten Richard Holbrook bei dessen Kabul-Besuchen schützen. Und in Pakistan bereitet die hochgerüstete Söldnerfirma derzeit offenbar eine immer stärkere Militäroffensive der Amerikaner vor, parallel zu der massiven Aufstockung der US- Truppen im angrenzenden Afghanistan.

    Die Blackwater-Militäroperationen in Pakistan könnten als Wegbereiter und Anfangspunkt für umfassende US-Aktionen betrachtet werden sagt Amerikas führender Blackwater-Experte Jeremy Scahill unter Berufung auf einen Informanten des US-Militärs. Scahill hat das weltweit anerkannte Standardwerk über die global operierende Spezialarmee Blackwater verfasst.

    Die Radiosendung "DemocracyNow" , moderiert von der Trägerin des alternativen Friedensnobelpreises Amy Goodman ist eine der wenigen US-Medien, die den Blackwater-Experten Jeremy Scahill zur besten Sendezeit zu Worte kommen lassen.

    Er möge doch bitte einmal das Ergebnis seine Recherchen über Blackwater in Pakistan skizzieren, bittet Amy Goodman den Blackwater-Experten.

    Blackwater-Söldner sind nach Scahills Informationen seit 2007 an US-Militäroperationen in Pakistan beteiligt. Und zwar an streng geheimen Operationen des Spezialkommandos der US-Streitkräfte mit dem Kürzel JSOC.

    Dieses Spezialkommando - bis 2008 geleitet vom heutigen Afghanistan Kommandeur McChrystal - verfügt nicht nur über engmaschiges Netz geheimer Operationsbasen in Pakistan.

    Das 'Joint SpecialOperation Command' hat genauso wie der amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA auch das Recht, in Pakistan mutmaßliche Al-Quaida- Terroristen und hochrangige Taliban- Kämpfer mit Hilfe von ferngesteuerten Drohnen umzubringen. Über 500 Zivilisten kamen nach Recherchen der Zeitung "New Yorker" in den ersten neun Monaten der Amtszeit von Präsident Obama in Pakistan ums Leben.

    Über ihre so genannte Eliteabteilung "Blackwater Select" sei die Söldnerfirma direkt an der Planung der Drohneneinsätze und der Verfolgung von Al Quaida- Terroristen in Pakistan beteiligt , so Jeremy Scahill in der Radiosendung "DemocracyNow" .

    Blackwater sei dank seiner exzellenten Geheiminformationen über die Taliban in Pakistan so etwas wie das Hirn und die Planungszelle der US-Operationen in Pakistan behauptet Scahill.

    Die Privatarmee sei zwar nicht direkt an der Tötung mutmaßlicher Taliban- und Al Quaida-Extremisten beteiligt. Wohl aber an der Sammlung geheimer Informationen und an der Planung fast aller wichtigen under cover-Operationen. Und zwar in ganz Pakistan und über die Grenzen hinaus bis nach Usbekistan. Blackwater-Söldner hätten Zugang zu allen Geheimdienstinformationen über Pakistan.

    Einen Zugang, von dem selbst die Mitglieder des Geheimdienstausschusses im US-Kongress nur träumen könnten, behauptet Scahill. Obwohl dieser Ausschuss die Geheimdienste eigentlich kontrollieren soll.

    Die amerikanische Privatarmee hat in Pakistan vom US-Militär offenbar unbeschränkte Handlungsvollmachten bekommen. Und ist - was den Zugang zu Geheimdienstquellen angeht - selbst dem US-Kongress keine Rechenschaft schuldig zu sein. Die Wut über diese Blackwater-Arroganz habe seine Informanten dazu bewogen, ihr Wissen ihm gegenüber preiszugeben sagt Jeremy Scahill.

    Jeremy Scahill beruft sich bei seinen Aussagen auf insgesamt drei Informanten, die er aus naheliegenden Gründen nicht namentlich preisgibt. Seine Informationen bezieht er von einem Mitarbeiter des US-Militärgeheimdienstes . Und von einem zweiten Angehörigen der US-Streitkräfte , mit dessen Hilfe Scahill die Aussagen seines Kronzeugen zu verfizieren versucht. Ausserdem hat Scahill durch seine jahrelangen Blackwater-Recherchen exzellente Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern der Kriegsfirma aus North Carolina, die mittlerweile in den USA wegen ihres Negativ-Images unter der Bezeichnung "Xe" firmiert.

    Die Blackwater- Zentrale in North Carolina ließ sich gegenüber Scahill lediglich zu der Stellungnahme herab, sie sei in Pakistan nur mit einem einzigen Mitarbeiter vertreten. Und in keiner Weise beteiligt an irgendwelchen US-Militäroperationen.

    Die Blackwater-Darstellung sei schlicht unwahr. Nicht sonderlich kooperativ bei der Wahrheitsfindung zeigte auch das Obama-Team im Weißen Haus gegenüber Jeremy Scahill.

    Das Nicht-Reagieren der Obama- Administration auf Anfragen per E-Mail und Telefon könnte einen einfachen Grund haben: Selbst hochrangige US-Militärs wissen nur sehr wenig über die Blackwater-Einsätze in Pakistan.

    Denn die US-Firma tarnt sich perfekt in Pakistan : sie arbeitet als Berater und Subunternehmer einer paramilitärischen pakistanischen Firma namens 'Castro'.

    Blackwater schlägt also unter pakistanischem Deckmantel zu und befreit so die Regierung in Islamabad von jedem Rechtfertigungszwang für den Einsatz einer US-Privatarmee. Und die reguläre US-Armee kann mit Hilfe des pakistanischen 'Subunternehmers' Blackwater ungehemmt gegen die Taliban agieren . Selbst Obamas Pakistan-Spezialisten gehörten nicht zum Kreis der Eingeweihten, was die Blackwater Operationen angehe - behauptet Jeremy Scahill .

    "Die Obama- Leute sind nicht gerade beliebt bei jenen Spezialkräften des US-Militärs, die alles über die Blackwater-Operationen in Pakistan wissen", so Scahill in der Radiosendung 'Democracy Now.' Irritiert fragt Moderatorin Amy Godman:

    Ja , sagt Jeremy Scahill.

    Mit dem Begriff 'not in the circle of love' hätten seine Informanten die Ahnungslosigkeit des Weißen Hauses in Sachen Blackwater und Pakistan auf den Punkt gebracht.