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USA
"Bridgegate" kratzt an Christies Image

Es sind nur wenige Worte, die New Jerseys Gouverneur Chris Christie massiv in Bedrängnis bringen: "Zeit für ein paar Verkehrsprobleme in Fort Lee", schrieb Christies Mitarbeiterin Anne Kelly vor einigen Monaten an den Leiter der Verkehrsbehörde. "Verstanden", antwortete der.

    New Jerseys Gouverneur Chris Christie hat den Blick zu Boden gesenkt.
    Chris Christie (picture alliance / dpa / The Newark Star Ledger - Tony Kurdzuk)
    Dieser Wortwechsel, den mehrere US-Medien nun gemeinsam mit weiteren Mails veröffentlicht haben, hat in den USA einen handfesten Politskandal ausgelöst. Denn sie beweisen, dass die Mitarbeiter des Gouverneurs hinter dem Verkehrschaos steckten, dass das kleine Städtchen Fort Lee für vier Tage lahmlegte - als politische Racheaktion.
    Denn der Bürgermeister des Städtchens, der Demokrat Mark Sokolich, hatte sich geweigert, den Republikaner Christie bei dessen Wiederwahl zum Gouverneur zu unterstützen. Prompt wurden zwei von drei Zugangsstraßen zur George-Washington-Brücke gesperrt - einer der meistbefahrenen Brücken der USA, die von Fort Lee über den Hudson River nach Manhattan führt. Der Verkehr staute sich durchs ganze Städtchen, Kinder kamen nicht zur Schule, Krankenwagen schafften es nicht ins Krankenhaus.
    Das Team des Gouverneurs steckte hinter dem Verkehrschaos
    "Wir brauchen dringend Hilfe, es ist unerträglich", schrieb Bürgermeister Sokolich an die zuständigen Behörden. Man könne da nichts machen, erhielt er als Antwort, eine Verkehrsstudie müsse durchgeführt werden. Doch nun kam heraus, dass das Team von Gouverneur Christie hinter dem Verkehrschaos steckte - und das setzt den Republikaner mächtig unter Druck.
    Schließlich gilt der bislang als ein möglicher zukünftiger Präsident, als einer, der auch mit politischen Gegnern vernünftig zusammenarbeiten kann, der sich beim Wiederaufbau nach dem verheerenden Hurricane Sandy einen exzellenten Ruf über Parteigrenzen hinweg erarbeitete. Seine Umfragewerte sind hoch, höher als die Hillary Clintons, die als Kandidatin der Demokraten gehandelt wird.
    Aktionen von "erbärmlicher Dummheit"
    All dies ist nun gefährdet - Christie nahm also sofort das Krisenmanagement auf: Während einer eilends einberufenen Pressekonferenz beteuerte er, nichts von den Aktionen seiner Mitarbeiter gewusst zu haben. Mehr noch: Seine Mitarbeiter hätten ihn getäuscht und belogen, die Aktionen seien von "erbärmlicher Dummheit", er sei beschämt und gedemütigt". Seine Mitarbeiterin Kelly sei mit sofortiger Wirkung gefeuert. Zwar übernahm er die politische Verantwortung, zurücktreten will der 51-Jährige aber nicht.
    Die Affäre, von den US-Medien prompt "Bridgegate" getauft, dürfte aber den politischen Gegnern viel Munition liefern - auch und vor allem jenen in der eigenen Partei: Der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung ist Christie viel zu moderat, sie dürfte nun versuchen, aus der Affäre Kapital zu schlagen und den potenziellen Präsidentschaftskandidaten zurückzudrängen. Der aber hofft auf das politische Kurzzeitgedächtnis der Wähler: "Ich glaube nicht, dass ich das Vertrauen der Menschen verloren habe."