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USA
Whisky-Brennerei wird Opfer der Strafzölle

In Purcelville in Virginia produziert eine kleine Brennerei exquisiten Roggen-Whisky für den europäischen Markt. Weil er handgemacht und biologisch ist, bedient er hier die Nachfrage nach ungewöhnlichen Kreationen. Mit dem Strafzoll ist der Whisky nun aber zu teuer.

Von Arthur Landwehr | 09.01.2019
    Zwei Whiskyfässer mit Herkunftsbezeichnung vor Lager in Virginia
    Handgemachter Whisky im Eichenfass aus Virginia (Deutschlandradio / Arthur Landwehr)
    Ein kalter Januarnachmittag in Purcellville am Fuße der Blue Ridge Mountains in Virginia. Scott Harris stapelt Eichenfässer. Bis zu vier Jahre lagert der hier gebrannte traditionelle Roggen Whisky in den Fässern. Er und seine Frau Becky betreiben die kleine Catoctin Creek Brennerei, die "erste in Loundoun County seit der Prohibition", wie es in der Werbung heißt.
    "Unser Whisky ist handgemacht, biologisch und kommt aus Virginia"
    Scott Harris wurde in Deutschland geboren, Sohn einer Soldatenfamilie, stationiert in Rheinland-Pfalz. Ein bisschen Deutsch ist aus den Kindertagen in Landstuhl und anderswo hängen geblieben.
    Nun hat das kleine Städtchen in der amerikanischen Provinz und die Familienbrennerei die große Politik eingeholt:
    Der Strafzoll hat den Whisky extrem verteuert
    "Wir hatten ein wachsendes Geschäft in Europa für unseren Whisky. Wir wurden zu den ungewollten Opfern der Strafzölle."
    Bis der Handelsstreit zwischen den USA und Europa begann, verkaufte Catoctin Creek etwa 11 Prozent der Whisky Produktion nach Europa. Dazu etwas Gin und Fruchtbrände. Begehrt in Geschäften und Restaurants mit ungewöhnlichen Whisky Marken in vielen Ländern.
    "25 Prozent Strafzoll bedeutete, dass unser Produkt statt 50 Euro plötzlich 65 Dollar kostete."
    Der Effekt: Nur noch ein Prozent geht nach Europa – und da müssen die Harris den Zoll selbst wegstecken.
    Eigentlich war Whisky auf die europäische Liste der Strafzölle geraten, um damit politischen Druck zu machen. Bei Senatoren, in deren Heimatstaaten die großen, weltweit liefernden Brennereien liegen.
    "Niemand gewinnt in einem Handelskrieg"
    Dabei sah alles so gut aus. 100.000 Dollar haben Becky und Scott Harris über die Jahre ins Europageschäft investiert. In Flaschen und Etiketten nach europäischer Vorschrift. Hatten jedes Jahr im Oktober einen Stand auf der Bar Convention in Berlin, einer der wichtigsten Spirituosen Messen der Welt. Knüpften Kontakte, fanden immer neue Kunden.
    "Es gibt einen großen Ruf nach Cocktails im Stil der Prohibitionszeit. "Speak Easy" Bars sind sehr populär geworden. Und die suchen authentische Zutaten."
    Catoctin Creek Roggen Whisky bedient genau das. Solange der Preis stimmt. Und das haben die Strafzölle zerstört. In Purcellville wird trotzdem weiter Whisky gebrannt. Der amerikanische Markt ist groß, wenn auch voller Konkurrenz. Europa bleibt deshalb im Blick – für bessere Zeiten.
    "Niemand gewinnt in einem Handelskrieg. Ich wünsche mir, dass die Regierungsvertreter am Tisch zusammen kommen und eine Vereinbarung treffen."
    Deshalb pflegt Harris die Kontakte, wird auch in diesem Jahr wieder in Berlin seinen Stand haben, an dem man handgemachten Whisky von den Blue Ridge Mountains probieren kann.