
Ich treffe ihn in der Frankfurter Innenstadt, in der Frankfurt School of Finance and Management. Er ist nicht besonders groß, schlank, hat dunkle, kurzgeschnittene Haare - so, wie viele Chinesen.
"Mein Name ist Zhong ... "
... sagt er und lächelt.
"Also, ich sage immer 'Dschung' wie Dschungel. Ming ist der Vorname. Also, in China sagt man den Namen in der Regel umgekehrt. Man sagt zuerst den Familiennamen und dann den Vornamen. So gesehen heiße ich richtig eigentlich Zhong Ming und nicht Ming Zhong."
Ming Zhong ist ein internationaler Trainer. Er ist jemand, der Geschäftsleute auf ihren Aufenthalt in China vorbereitet. Und dabei geht es nicht um Spracherwerb – das geschieht an anderer Stelle. Die Themen, über die er spricht, die kommen für die Ausreisewilligen oft unerwartet.
"Zum Beispiel, manchmal frage ich, ja also, sie haben hier doch keine Erfahrung mit Hausangestellten, oder? Ja, stimmt. Ja, wissen Sie, wie man eine Hausangestellte führt? Ja, muss man die noch führen? Natürlich. Wissen Sie, dass die Hausangestellten kein Englisch spricht? Ja. Wie kommunizieren Sie mit denen? Ja, sie putzt das ganze Haus von Ihnen, sie geht nicht nur in die Küche, sie geht auch in das Schlafzimmer. Also, dann werden die Leute langsam wach und denken, oh, oh, das wird nicht einfach sein, und so bekomme ich sozusagen Schritt für Schritt Aufmerksamkeit von denen und versuche natürlich mit denen auch solche Situationen gedanklich durchzuexerzieren."
Ming Zhong lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Auch im Geschäftsleben gelten zum Teil völlig andere Regeln als hier bei uns, meint er, und spielt mit dem Bleistift, der vor ihm auf dem Schreibtisch liegt. Und dann spricht er über den Umgang mit Kunden:
""Chinesische Kunden erwarten sehr häufig auch von der Lieferantenseite her ein etwas bescheideneres Auftreten oder fast eine devote Haltung, eben Respektbezeugung, und genau diese Respektbezeugung kommt nach der chinesischen Wahrnehmung einfach nicht rüber. Und das kann eben schnell dazu führen, dass die chinesischen Kunden verärgert sind."
Viele Deutsche tun sich am Anfang auch schwer mit dem Führungsstil in den Unternehmen. Der ist in China ziemlich autoritär. Mehr noch:
"Wenn ich zum Beispiel sage, die Chinesen schätzen sehr, wenn der Chef etwas väterlich daherkommt, dann guckt mich natürlich schon ein junger deutscher Mitarbeiter an: wie, väterlich? Ich bin selbst noch kein Vater, wie soll ich da väterlich auf Mitarbeiter einwirken? Also, das löst natürlich sehr viel Nachdenken beziehungsweise auch Überraschung aus."
Als Ming Zhong hierher nach Deutschland kam, da wusste er wenig über das Land. Das war in den 70er-Jahren. China war damals noch stark von der Außenwelt abgeschottet. Aber - Ming Zhong war neugierig.
"Da hat man mich gefragt, ob ich bereit wäre, in Deutschland zu studieren; da habe ich eigentlich ohne Zögern gesagt, ja, warum nicht?"
Für Ming Zhong war es der Schritt in eine für ihn völlig unbekannte Welt.
"Ich kann mich erinnern, die erste Vorlesung war für mich insofern ein Schock, weil wir aus dem sozialistischen China kamen, und wir kamen mit Anzug in den Vorlesungssaal und wir waren total überrascht, dass die deutschen Studenten, ja selbst der Professor, total lange Haare hatten und mit kaputten Jeans und T-Shirts ... und wir kamen dann mit Anzügen in den Hörsaal, und wir standen vor 300 Studenten, alle haben uns angeguckt, als ob wir von einem andern Stern wären. Eigentlich, ja, wir waren ja auch fast von einem anderen Stern."
Heute fühlt sich Ming Zhong in beiden Ländern zu Hause. Die meiste Zeit lebt er in Deutschland, die Kinder sind hier geboren, er hat Freunde. Ming Zhong ist ein Wanderer zwischen zwei Welten geworden. Er ist jemand, der vermittelt, der Brücken baut, der für Verständigung sorgt. Genau betrachtet, sind die Unterschiede zwischen Chinesen und Deutschen auch gar nicht so groß, sagt er und lächelt dabei.
"Ich denke zum Beispiel, Chinesen wie Deutsche sind sehr am Erfolg interessiert und man möchte eben auch gerne gut sein, ehrgeizig, und man möchte im Leben etwas erreichen. Vielleicht momentan bei Chinesen noch stärker, man ist sozusagen noch hungrig, was die Befriedigung der materiellen Bedürfnisse betrifft, was in Deutschland etwas weniger geworden ist. Denn man hat hier natürlich ein gewisses Niveau erreicht, man strebt jetzt in Deutschland mehr nach Lebensqualität. Ja, gut, ich glaube, das wird in China auch kommen, mehr Wertschätzung von Freizeit und Lebensqualität, das wird kommen."
Anstöße kann Ming Zhong geben. Er will Ansprechpartner sein.
"Aber ich sage auch, es ist wichtig, die kulturellen Wurzeln nicht zu verlieren, es ist sehr, sehr wichtig, weiterhin den Freundeskreis zu pflegen. Ich kenne auch ältere Experts, wenn die zum Beispiel mit 60 Rentner werden, dann fragen die sich natürlich auch, mein Gott, wo ist meine Heimat? Man wird zunehmend heimatlos. Das ist nicht unbedingt sehr erstrebenswert."
Und was heißt "auf Wiedersehen?""Dann sage ich 'tsaidje'.""
"Mein Name ist Zhong ... "
... sagt er und lächelt.
"Also, ich sage immer 'Dschung' wie Dschungel. Ming ist der Vorname. Also, in China sagt man den Namen in der Regel umgekehrt. Man sagt zuerst den Familiennamen und dann den Vornamen. So gesehen heiße ich richtig eigentlich Zhong Ming und nicht Ming Zhong."
Ming Zhong ist ein internationaler Trainer. Er ist jemand, der Geschäftsleute auf ihren Aufenthalt in China vorbereitet. Und dabei geht es nicht um Spracherwerb – das geschieht an anderer Stelle. Die Themen, über die er spricht, die kommen für die Ausreisewilligen oft unerwartet.
"Zum Beispiel, manchmal frage ich, ja also, sie haben hier doch keine Erfahrung mit Hausangestellten, oder? Ja, stimmt. Ja, wissen Sie, wie man eine Hausangestellte führt? Ja, muss man die noch führen? Natürlich. Wissen Sie, dass die Hausangestellten kein Englisch spricht? Ja. Wie kommunizieren Sie mit denen? Ja, sie putzt das ganze Haus von Ihnen, sie geht nicht nur in die Küche, sie geht auch in das Schlafzimmer. Also, dann werden die Leute langsam wach und denken, oh, oh, das wird nicht einfach sein, und so bekomme ich sozusagen Schritt für Schritt Aufmerksamkeit von denen und versuche natürlich mit denen auch solche Situationen gedanklich durchzuexerzieren."
Ming Zhong lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Auch im Geschäftsleben gelten zum Teil völlig andere Regeln als hier bei uns, meint er, und spielt mit dem Bleistift, der vor ihm auf dem Schreibtisch liegt. Und dann spricht er über den Umgang mit Kunden:
""Chinesische Kunden erwarten sehr häufig auch von der Lieferantenseite her ein etwas bescheideneres Auftreten oder fast eine devote Haltung, eben Respektbezeugung, und genau diese Respektbezeugung kommt nach der chinesischen Wahrnehmung einfach nicht rüber. Und das kann eben schnell dazu führen, dass die chinesischen Kunden verärgert sind."
Viele Deutsche tun sich am Anfang auch schwer mit dem Führungsstil in den Unternehmen. Der ist in China ziemlich autoritär. Mehr noch:
"Wenn ich zum Beispiel sage, die Chinesen schätzen sehr, wenn der Chef etwas väterlich daherkommt, dann guckt mich natürlich schon ein junger deutscher Mitarbeiter an: wie, väterlich? Ich bin selbst noch kein Vater, wie soll ich da väterlich auf Mitarbeiter einwirken? Also, das löst natürlich sehr viel Nachdenken beziehungsweise auch Überraschung aus."
Als Ming Zhong hierher nach Deutschland kam, da wusste er wenig über das Land. Das war in den 70er-Jahren. China war damals noch stark von der Außenwelt abgeschottet. Aber - Ming Zhong war neugierig.
"Da hat man mich gefragt, ob ich bereit wäre, in Deutschland zu studieren; da habe ich eigentlich ohne Zögern gesagt, ja, warum nicht?"
Für Ming Zhong war es der Schritt in eine für ihn völlig unbekannte Welt.
"Ich kann mich erinnern, die erste Vorlesung war für mich insofern ein Schock, weil wir aus dem sozialistischen China kamen, und wir kamen mit Anzug in den Vorlesungssaal und wir waren total überrascht, dass die deutschen Studenten, ja selbst der Professor, total lange Haare hatten und mit kaputten Jeans und T-Shirts ... und wir kamen dann mit Anzügen in den Hörsaal, und wir standen vor 300 Studenten, alle haben uns angeguckt, als ob wir von einem andern Stern wären. Eigentlich, ja, wir waren ja auch fast von einem anderen Stern."
Heute fühlt sich Ming Zhong in beiden Ländern zu Hause. Die meiste Zeit lebt er in Deutschland, die Kinder sind hier geboren, er hat Freunde. Ming Zhong ist ein Wanderer zwischen zwei Welten geworden. Er ist jemand, der vermittelt, der Brücken baut, der für Verständigung sorgt. Genau betrachtet, sind die Unterschiede zwischen Chinesen und Deutschen auch gar nicht so groß, sagt er und lächelt dabei.
"Ich denke zum Beispiel, Chinesen wie Deutsche sind sehr am Erfolg interessiert und man möchte eben auch gerne gut sein, ehrgeizig, und man möchte im Leben etwas erreichen. Vielleicht momentan bei Chinesen noch stärker, man ist sozusagen noch hungrig, was die Befriedigung der materiellen Bedürfnisse betrifft, was in Deutschland etwas weniger geworden ist. Denn man hat hier natürlich ein gewisses Niveau erreicht, man strebt jetzt in Deutschland mehr nach Lebensqualität. Ja, gut, ich glaube, das wird in China auch kommen, mehr Wertschätzung von Freizeit und Lebensqualität, das wird kommen."
Anstöße kann Ming Zhong geben. Er will Ansprechpartner sein.
"Aber ich sage auch, es ist wichtig, die kulturellen Wurzeln nicht zu verlieren, es ist sehr, sehr wichtig, weiterhin den Freundeskreis zu pflegen. Ich kenne auch ältere Experts, wenn die zum Beispiel mit 60 Rentner werden, dann fragen die sich natürlich auch, mein Gott, wo ist meine Heimat? Man wird zunehmend heimatlos. Das ist nicht unbedingt sehr erstrebenswert."
Und was heißt "auf Wiedersehen?""Dann sage ich 'tsaidje'.""