"Fright Night" von Craig Gillespie
Nein, wir schaffen es einfach nicht, so häufig wir ihm auch den Holzpfahl ins Herz rammen: Der Vampir ist einfach nicht totzukriegen. Und reden wir mal gar nicht über den ´alten Sack´ Dracula, sondern von Bill und Eric aus der wundervoll durchgeknallten Fernsehserie "True Blood" oder reden wir von Jerry aus "Fright Night".
"Das ist ein furchtbarer Name für einen Vampir, Jerry!"
Mag sein, aber das dicke Ende kommt für Charley noch: die Story über den Vampir als Nachbarn.
"Hey Kleiner, du beobachtest mich. Und ich dich."
Den Blutsauger, der unter Zuhilfenahme von Charleys Mutter und dessen Freundin ein blutiges Festmahl plant. Gut, die Geschichte sprüht nicht gerade vor Originalität. Aber es macht doch einen unheimlichen Spaß, Colin Farrell als Vampir in "Fright Night" zuzuschauen, diesem Hollywood-Star, der nach Party-Nächten auch ohne Make-up immer schon ziemlich untot aussah. Zusammen mit Tony Collette als leicht somnambuler Mutter, die den Vampir-Biss gut vertragen könnte, spielen Farrell und Jung-Star Anton Yelchin mit sichtbarem Vergnügen. Charley will Mutter und Geliebte - oder war sie es noch gar nicht? - vor der Vaterfigur in persona des Vampirs retten.
"Ich bringe ihn zur Strecke oder er mich. Nichts dazwischen."
Denn die Beisszähne des Untoten sind Phallus-Ersatz und das Blut, na ja ... In jedem Fall für Psychologen und Nicht-Psychologen unter uns Kinogängern.
"Fright Night" von Craig Gillespie - empfehlenswert.
"Kein Mittel gegen die Liebe" von Nicole Kassel
Ja, der Tod geht gut im Kino. Was wäre denn die Sissi-Trilogie ohne Tuberkulose, die die österreichische Kaiserin dahin rafft. ´Schicksalsjahre´ eben, vor inzwischen 54 Jahren einer Kaiser und heute - in "Kein Mittel gegen die Liebe" - die der Vizechefin einer Werbeagentur. Nach dem Arztbesuch sitzt Kate Hudson als Werberin Marley beim Abendessen mit ihren Freunden, alle lachen, und dann kommt der präzise gesetzte Tiefschlag:
"Ich habe Krebs."
Ich habe Krebs. Pause. Erstarren.
"Ich war letzte Woche beim Arzt. Ich dachte, es wäre nur der Stress, aber das stimmt nicht."
Der deutsche Titel von Nicole Kassels Film "Kein Mittel gegen Liebe" beinhaltet Präzises, weil, einen Film über eine Frau, die stirbt, mit einem schmonzettenhaften Arztroman zu verquicken, dagegen hilft wohl keine Vernunft. Also, Darmkrebs-Marley wird sterben, trifft aber vor allem noch …
"Gute Nacht, Doktor! - Gute Nacht!"
… Gael Garcia Bernal, ihren Arzt, in Liebe. Der Mann ist vom Fach, Krebs stört da nicht.
"Ich würde gerne, aber es gehört sich nicht für einen Arzt, mit einer Patientin auszugehen. - Wenn wir beide dicht halten, erfährt es keiner!"
"Kein Mittel gegen Liebe" ist eine perfekt konfektionierte Hollywood-Erzählmaschine. Und der Tod? Da es wirklich nicht besser zu sagen ist, sei hier Kollegin Birgit Glombitza aus dem epd-Film zitiert, die schreibt: "Das Sterben selbst verläuft glatt und ansehnlich." Na, wat woll´n wir mehr! Kate Hudson und Gael Garcia Bernal spielen sympathisch, anrührend, perfekt. Aber diesem aalglatten Film können sie keine realitätsangemessenen Ecken und Kanten verpassen. Keine Chance!
"Kein Mittel gegen Liebe" von Nicole Kassell - annehmbar.
"Wunderkinder" von Marcus O. Rosenmüller
Das 20. Jahrhundert der Nazizeit und des Stalinismus aus der Sicht von drei Kindern. Die Szene am See, wenn die beiden jüdischen Geschwister Abrascha und Larissa und ihre nichtjüdische deutsche Freundin Hanna sich in Marcus O. Rosenmüllers Film "Wunderkinder" als Musikbegeisterte ihrer Freundschaft versichern:
"Und, hast du weiter komponiert? - Abrascha und ich haben eine Abmachung. Dieses Stück ist nur für echte Freunde. Weil nur echte Freunde es hören können. - Larissa und ich haben uns allerdings gefragt, ob du es nicht auch schon manchmal hörst. - Im Ernst?"
1939 in der Ukraine. Abrascha und Larissa sind musikalische Wunderkinder, spielen gar vor Stalin; Hanna, kein Genie wie die beiden, ist Tochter des deutschen Brauereibesitzers Reich - Kai Wiesinger. Die ukrainische jüdische und die deutsche Familie in den Wirren kurz vorm deutschen Angriff auf die Sowjetunion:
"Die deutsche Luftwaffe bombardiert russische Armeestellungen. Es gibt einen Nichtangriffspakt. Hitler hat Stalin damit einen Vertrag geschlossen. Sie haben sich Neutralität garantiert."
Bald gilt der deutsche Brauereibesitzer als Spion der Nazis und die jüdischen Freunde müssen ihn verstecken; doch als die Nazis die Ukraine erobern, sind Abraschas und Larissa Familie von Deportation und Tod bedroht, und die Reichs müssen ihnen das Leben retten.
"Wunderkinder" erzählt sehr schön aus der Perspektive der Kinder. Warum allerdings deutsche Filme über die Nazizeit wie jetzt in "Wunderkinder" oder auch in Hans Steinbichlers "Das Blaue vom Himmel" offenbar standardmäßig zum Mittel der Rückblende greifen. Wird ein Schicksal kinotauglicher, weil sich ein Mensch der Jetztzeit an die Vergangenheit erinnert? Kaum. "Wunderkinder" würde auch ohne Rückblende funktionieren. Auch für Jugendliche.
"Wunderkinder" von Marcus O. Rosenmüller - empfehlenswert.