Er hat zahlreiche Bestseller verfasst, unter anderem das Fischer-Lexikon "Soziologie", Handbücher zur Sozialforschung, ebenso wie eine Kulturgeschichte Siziliens, Bücher über die Mode oder den Stamm der "Navajo"-Indianer.
"Es gibt einen alten Spruch, der heißt: Einmal Emigrant, immer Emigrant. Und das ist richtig. Denn, wenn man sich einmal herausgerissen hat aus den Verhältnissen, in denen man lange gelebt hat, dann ist man anders als vorher: Man ist unabhängiger. Man schwebt auch über seinen eigenen Vorurteilen. Ich muss sie sogar darauf aufmerksam machen, dass mir das mehrfach in meinem Leben passiert ist. Denn ich bin ursprünglich rein französisch aufgewachsen, wurde dann gezwungen (durch die Umstände) in Deutschland zu leben von 1914 ab. Also: Ich kam am Tag des Kriegsausbruchs 1914 nach Deutschland und sprach kein Wort deutsch damals."
Der kleine "Französling" wurde René König von seinen Mitschülern und Lehrern in Halle geschimpft. Am 5. Juli 1906 wurde er in Paris geboren, in der Heimat seiner Mutter. Mit dem Vater aus einer Magdeburger Zuckerfabrikanten-Familie ging es dann nach Halle. Nach Kriegsende zog die Familie nach Danzig, der Vater war dort Völkerbundsangestellter. Dort lernte der junge René die polnische und die jüdische Kultur kennen. Als Student sah er die Türkei, Wien, Paris und Berlin.
"Ich bin Weltbürger: Ich gehöre der Welt, wem sonst? Dass diese Welt in viele Nationen zerfällt, das ist ein Faktum. Aber man kann sich darüber stellen. Es gibt eine transkulturale Basis, von der Sie alle Kulturen gleichmäßig sehen können, dann stehen Sie ihnen alle gleichmäßig nahe und gleichmäßig fern."
Für René König ist diese Kulturerfahrung von Nähe und Distanz die Grundlage seiner Soziologie. In seiner Autobiografie "Leben im Widerspruch" lässt er die Stationen seines Bildungsprozesses in farbigen kulturanthropologischen Skizzen aufleuchten.
In Berlin schreibt er sich als Student der Philosophie und Psychologie ein. Dort, so notierte er später, habe er nicht viel studiert, aber unendlich viel gelernt. Mit der konservativen und existenzialistischen deutschen Philosophie von Hans Freyer, Carl Schmitt, Wilhelm Spranger, aber auch Martin Heidegger kann er sich nicht anfreunden. Einen Gegenentwurf findet er in der französischen Soziologie bei Auguste Comte und Emile Durkheim, an denen er sich nun orientiert.
König studiert in Paris und will sich nach 1933 in Berlin über Emile Durkheim habilitieren – und muss feststellen, dass das nicht mehr geht. 1936 emigriert er nach Zürich.
"Ich war kein Mann, der den Linken angehörte, so hatte ich da auf keine Unterstützung zu rechnen. Ich war nicht Jude, so konnte ich auch da nicht mit Unterstützung rechnen, ich war einfach gar nichts. Ich hatte nur meinen eigenen freien Willen, und das wird wenig eskortiert in der Welt."
In Zürich führt er eine kärgliche Existenz als Privatgelehrter an der Universität. Sie ist für ihn zeitlebens die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden. Er hält sich viel darauf zugute, dass er immer das Gespräch mit den Studenten sucht, auch als sie in den 60er Jahren die Diskussion über Notstandsgesetze und Vietnamkrieg fordern.
1949 wird er als Soziologe an die Universität Köln berufen. Ihr bleibt er bis zu seiner Emeritierung 1974 treu. Er stirbt am 21. März 1992.
Die von ihm begründete Kölner Schule der empirischen Sozialforschung gilt als das Gegenstück zur Kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Tatsächlich grenzte er sich aber mehr ab gegen die kulturkritische, konservative Soziologie von Arnold Gehlen und von Intimfeind Helmut Schelsky.
Kritiker hielten ihn für einen Positivisten. Doch er sah sich weder als Methoden versessenen Fliegenbeinzähler noch als Verteidiger des Status Quo:
"Diesen Positivismus, für den man mich manchmal verantwortlich macht, habe ich nie geteilt. Und wer das sagt, hat nie eine Zeile von mir gelesen. Außerdem ist der moderne Positivismus etwas ganz anderes als der französische Positivismus, aus dem ich komme. Bei Auguste Comte heißt es "positivsme – ce’st action" - Positivismus heißt Handlung. Also nicht "Scientismus", eine Vertrocknung in technischen und methodologischen Problemen, sondern genau umgekehrt: Ist Reform, ist sogar gelegentlich Revolution."
Weniger die Revolution, dafür aber die Mode, die "Navajo"-Indianer oder Sizilien - also mehr die weichen Themen, an denen man Kulturen studieren und erklären kann, interessierten ihn. Aber er war kein unpolitischer Wissenschaftler. Mit der Unbußfertigkeit der Ex-Nazis in der Bundesrepublik setzte er sich auseinander, und schon 1954 kritisierte er die Transformation der Bürgergesellschaft in eine bürgerliche Gesellschaft. Er hing nicht dem Traum vom unbegrenzten Glück an, aber er sah die Aufgabe seiner Wissenschaft darin, die Leiden der Menschen zu begrenzen.
"Es gibt einen alten Spruch, der heißt: Einmal Emigrant, immer Emigrant. Und das ist richtig. Denn, wenn man sich einmal herausgerissen hat aus den Verhältnissen, in denen man lange gelebt hat, dann ist man anders als vorher: Man ist unabhängiger. Man schwebt auch über seinen eigenen Vorurteilen. Ich muss sie sogar darauf aufmerksam machen, dass mir das mehrfach in meinem Leben passiert ist. Denn ich bin ursprünglich rein französisch aufgewachsen, wurde dann gezwungen (durch die Umstände) in Deutschland zu leben von 1914 ab. Also: Ich kam am Tag des Kriegsausbruchs 1914 nach Deutschland und sprach kein Wort deutsch damals."
Der kleine "Französling" wurde René König von seinen Mitschülern und Lehrern in Halle geschimpft. Am 5. Juli 1906 wurde er in Paris geboren, in der Heimat seiner Mutter. Mit dem Vater aus einer Magdeburger Zuckerfabrikanten-Familie ging es dann nach Halle. Nach Kriegsende zog die Familie nach Danzig, der Vater war dort Völkerbundsangestellter. Dort lernte der junge René die polnische und die jüdische Kultur kennen. Als Student sah er die Türkei, Wien, Paris und Berlin.
"Ich bin Weltbürger: Ich gehöre der Welt, wem sonst? Dass diese Welt in viele Nationen zerfällt, das ist ein Faktum. Aber man kann sich darüber stellen. Es gibt eine transkulturale Basis, von der Sie alle Kulturen gleichmäßig sehen können, dann stehen Sie ihnen alle gleichmäßig nahe und gleichmäßig fern."
Für René König ist diese Kulturerfahrung von Nähe und Distanz die Grundlage seiner Soziologie. In seiner Autobiografie "Leben im Widerspruch" lässt er die Stationen seines Bildungsprozesses in farbigen kulturanthropologischen Skizzen aufleuchten.
In Berlin schreibt er sich als Student der Philosophie und Psychologie ein. Dort, so notierte er später, habe er nicht viel studiert, aber unendlich viel gelernt. Mit der konservativen und existenzialistischen deutschen Philosophie von Hans Freyer, Carl Schmitt, Wilhelm Spranger, aber auch Martin Heidegger kann er sich nicht anfreunden. Einen Gegenentwurf findet er in der französischen Soziologie bei Auguste Comte und Emile Durkheim, an denen er sich nun orientiert.
König studiert in Paris und will sich nach 1933 in Berlin über Emile Durkheim habilitieren – und muss feststellen, dass das nicht mehr geht. 1936 emigriert er nach Zürich.
"Ich war kein Mann, der den Linken angehörte, so hatte ich da auf keine Unterstützung zu rechnen. Ich war nicht Jude, so konnte ich auch da nicht mit Unterstützung rechnen, ich war einfach gar nichts. Ich hatte nur meinen eigenen freien Willen, und das wird wenig eskortiert in der Welt."
In Zürich führt er eine kärgliche Existenz als Privatgelehrter an der Universität. Sie ist für ihn zeitlebens die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden. Er hält sich viel darauf zugute, dass er immer das Gespräch mit den Studenten sucht, auch als sie in den 60er Jahren die Diskussion über Notstandsgesetze und Vietnamkrieg fordern.
1949 wird er als Soziologe an die Universität Köln berufen. Ihr bleibt er bis zu seiner Emeritierung 1974 treu. Er stirbt am 21. März 1992.
Die von ihm begründete Kölner Schule der empirischen Sozialforschung gilt als das Gegenstück zur Kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Tatsächlich grenzte er sich aber mehr ab gegen die kulturkritische, konservative Soziologie von Arnold Gehlen und von Intimfeind Helmut Schelsky.
Kritiker hielten ihn für einen Positivisten. Doch er sah sich weder als Methoden versessenen Fliegenbeinzähler noch als Verteidiger des Status Quo:
"Diesen Positivismus, für den man mich manchmal verantwortlich macht, habe ich nie geteilt. Und wer das sagt, hat nie eine Zeile von mir gelesen. Außerdem ist der moderne Positivismus etwas ganz anderes als der französische Positivismus, aus dem ich komme. Bei Auguste Comte heißt es "positivsme – ce’st action" - Positivismus heißt Handlung. Also nicht "Scientismus", eine Vertrocknung in technischen und methodologischen Problemen, sondern genau umgekehrt: Ist Reform, ist sogar gelegentlich Revolution."
Weniger die Revolution, dafür aber die Mode, die "Navajo"-Indianer oder Sizilien - also mehr die weichen Themen, an denen man Kulturen studieren und erklären kann, interessierten ihn. Aber er war kein unpolitischer Wissenschaftler. Mit der Unbußfertigkeit der Ex-Nazis in der Bundesrepublik setzte er sich auseinander, und schon 1954 kritisierte er die Transformation der Bürgergesellschaft in eine bürgerliche Gesellschaft. Er hing nicht dem Traum vom unbegrenzten Glück an, aber er sah die Aufgabe seiner Wissenschaft darin, die Leiden der Menschen zu begrenzen.