Silvia Engels: Heute Früh schreckte der Allianz-Konzern seine Mitarbeiter auf und zwar mit der Meldung, bis zum Jahr 2008 rund 7500 Stellen abzubauen. Für den größten deutschen Versicherungskonzern, der nach dem verlustreichen Aufkauf der Dresdner Bank im Jahr 2001 und generellen Krisen im Versicherungsgeschäft längst wieder ordentliche schwarze Zahlen schreibt, ein schwerer Einschnitt.
Warnstreiks gegen den Stellenabbau sind bereits angekündigt durch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, und am Telefon ist nun Jörg Reinbrecht, Sprecher für den Bereich Banken, Versicherungen. Ich grüße Sie, Herr Reinbrecht!
Jörg Reinbrecht: Schönen guten Tag!
Engels: Ihre Hauptforderung gegen die Allianz besteht ja derzeit darin, vor allen Dingen eine längere Beschäftigungsgarantie und eine Untersagung von Kündigungen für alle Mitarbeiter durchzusetzen. Die Allianz will das nicht so lange zusichern. Was versprechen Sie sich nun von Ihren Aktionen?
Reinbrecht: Wir versprechen uns, dass die Allianz ihre Position noch mal überdenkt. Es ist ja schon eigentlich ein Unding, und ich finde es ziemlich auf Deutsch gesagt daneben, dass ein Unternehmen, das Rekordgewinne schreibt, nicht in der Lage ist, Umstrukturierungen so vorzunehmen, dass die Mitarbeiter mitgenommen werden, die ja auch schließlich nicht unwesentlich beigetragen haben zu den Erfolgen dieses Unternehmens.
Engels: Die Allianz argumentiert dagegen, über Jahre hätten sich bereits Doppelstrukturen aufgebaut, die nun einfach gekappt werden müssten.
Reinbrecht: Es haben sich nicht über Jahre Doppelstrukturen aufgebaut, sondern die Allianz hat sich stückweise Unternehmen zusammengekauft in Deutschland und der Welt, und diese Unternehmen werden nun zusammengeführt, und daraus ergeben sich natürlich Synergieeffekte. Das ist richtig. Die Frage ist aber trotzdem, wie man damit umgeht. Die Allianz-Mitarbeiter sind sehr, sehr enttäuscht über diesen Arbeitgeber, und das dürfte sich natürlich auch auswirken auf das Betriebsklima, auf die Motivation und so weiter. Ich glaube, die Allianz täte gut daran, die Mitarbeiter mitzunehmen in diesen Prozess, die ja eine erfolgreiche Allianz wünschen, aber eben wie gesagt mit ihnen und nicht gegen sie.
Engels: Die Allianz begründet den massiven Stellenabbau ja auch mit den generell schwierigen Marktentwicklungen im Versicherungsbereich. Teilen Sie diese Brancheneinschätzung?
Reinbrecht: Die Allianz ist ja nun einer der Marktführer, nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo. Wie gesagt: Es sind die Allianz, aber auch andere Versicherungskonzerne, die sich umstrukturieren, weil sie nämlich eine weltweite Struktur einführen. Deshalb wird ja die Allianz auch in eine SE umgewandelt, und das hat Synergien zur Folge. Das ist klar. Aber wie gesagt: Diese Synergien muss man erstens sich genau angucken, weil nicht jedes Zusammenfassen ist auch für den Kunden sinnvoll und ist wirklich eine Verbesserung. Und man muss die Mitarbeiter mitnehmen, die schließlich auch zukünftig der Allianz zum Erfolg verhelfen sollen.
Engels: Der Allianz-Konzern, das ist auch die Dresdner Bank, und vor diesem Hintergrund ist es ja erstaunlich, dass parallel die Bankenbranche einen Tarifabschluss gerade frisch erzielt hat und zwar immerhin mit stolzen drei Prozent mehr Entlohnung für die Beschäftigten. Wie passen diese beiden Dinge zusammen?
Reinbrecht: Das müssen Sie vielleicht mal den Allianz-Vorstand fragen, weil es ist klar, dass es zusammen passt. Die Erträge sind ja da, um die Mitarbeiter besser zu entlohnen, und es wären auch noch höhere Tarifabschlüsse möglich, wenn man sich die Ertragslage der Banken und Versicherungskonzerne anguckt. Das ist ja nicht das Problem, sondern das, was jetzt passiert, sind im Wesentlichen Folgen von Synergien, die daraus entstehen, dass Konzentrationsprozesse in der Branche stattgefunden haben und dass diese verschiedenen ehemaligen alten Versicherungen mit ihren Strukturen kaputt gemacht werden.
Engels: Gibt es irgendwo etwas, wo Sie vielleicht auch der Allianz entgegenkommen werden, damit der Stellenabbau nicht ganz so rigide ausfällt?
Reinbrecht: Jetzt ist die Allianz dran, uns ein Stück entgegenzukommen. Wir sind ja insoweit immer mitgegangen, dass wir ja schon gemeinsam mit den Betriebsräten gesagt haben, wir akzeptieren Umstrukturierungen. Wir wissen auch, dass immer wieder die Allianz sich anpassen muss an die Markterfordernisse. Jetzt ist aber die Allianz dran, und sie muss akzeptieren, dass sie nicht nur rein technisch nach dem Machbaren zu gehen hat, sondern dass sie auch gucken muss, welche Rolle ihre Mitarbeiter spielen und dass sie auch eine Verantwortung hat für die Mitarbeiter und auch für diese Gesellschaft.
Engels: Jörg Reinbrecht war das. Er ist der Sprecher für den Bereich Banken und Versicherungen bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Herzlichen Dank für das Gespräch.
Reinbrecht: Bitte, gerne.
Warnstreiks gegen den Stellenabbau sind bereits angekündigt durch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, und am Telefon ist nun Jörg Reinbrecht, Sprecher für den Bereich Banken, Versicherungen. Ich grüße Sie, Herr Reinbrecht!
Jörg Reinbrecht: Schönen guten Tag!
Engels: Ihre Hauptforderung gegen die Allianz besteht ja derzeit darin, vor allen Dingen eine längere Beschäftigungsgarantie und eine Untersagung von Kündigungen für alle Mitarbeiter durchzusetzen. Die Allianz will das nicht so lange zusichern. Was versprechen Sie sich nun von Ihren Aktionen?
Reinbrecht: Wir versprechen uns, dass die Allianz ihre Position noch mal überdenkt. Es ist ja schon eigentlich ein Unding, und ich finde es ziemlich auf Deutsch gesagt daneben, dass ein Unternehmen, das Rekordgewinne schreibt, nicht in der Lage ist, Umstrukturierungen so vorzunehmen, dass die Mitarbeiter mitgenommen werden, die ja auch schließlich nicht unwesentlich beigetragen haben zu den Erfolgen dieses Unternehmens.
Engels: Die Allianz argumentiert dagegen, über Jahre hätten sich bereits Doppelstrukturen aufgebaut, die nun einfach gekappt werden müssten.
Reinbrecht: Es haben sich nicht über Jahre Doppelstrukturen aufgebaut, sondern die Allianz hat sich stückweise Unternehmen zusammengekauft in Deutschland und der Welt, und diese Unternehmen werden nun zusammengeführt, und daraus ergeben sich natürlich Synergieeffekte. Das ist richtig. Die Frage ist aber trotzdem, wie man damit umgeht. Die Allianz-Mitarbeiter sind sehr, sehr enttäuscht über diesen Arbeitgeber, und das dürfte sich natürlich auch auswirken auf das Betriebsklima, auf die Motivation und so weiter. Ich glaube, die Allianz täte gut daran, die Mitarbeiter mitzunehmen in diesen Prozess, die ja eine erfolgreiche Allianz wünschen, aber eben wie gesagt mit ihnen und nicht gegen sie.
Engels: Die Allianz begründet den massiven Stellenabbau ja auch mit den generell schwierigen Marktentwicklungen im Versicherungsbereich. Teilen Sie diese Brancheneinschätzung?
Reinbrecht: Die Allianz ist ja nun einer der Marktführer, nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo. Wie gesagt: Es sind die Allianz, aber auch andere Versicherungskonzerne, die sich umstrukturieren, weil sie nämlich eine weltweite Struktur einführen. Deshalb wird ja die Allianz auch in eine SE umgewandelt, und das hat Synergien zur Folge. Das ist klar. Aber wie gesagt: Diese Synergien muss man erstens sich genau angucken, weil nicht jedes Zusammenfassen ist auch für den Kunden sinnvoll und ist wirklich eine Verbesserung. Und man muss die Mitarbeiter mitnehmen, die schließlich auch zukünftig der Allianz zum Erfolg verhelfen sollen.
Engels: Der Allianz-Konzern, das ist auch die Dresdner Bank, und vor diesem Hintergrund ist es ja erstaunlich, dass parallel die Bankenbranche einen Tarifabschluss gerade frisch erzielt hat und zwar immerhin mit stolzen drei Prozent mehr Entlohnung für die Beschäftigten. Wie passen diese beiden Dinge zusammen?
Reinbrecht: Das müssen Sie vielleicht mal den Allianz-Vorstand fragen, weil es ist klar, dass es zusammen passt. Die Erträge sind ja da, um die Mitarbeiter besser zu entlohnen, und es wären auch noch höhere Tarifabschlüsse möglich, wenn man sich die Ertragslage der Banken und Versicherungskonzerne anguckt. Das ist ja nicht das Problem, sondern das, was jetzt passiert, sind im Wesentlichen Folgen von Synergien, die daraus entstehen, dass Konzentrationsprozesse in der Branche stattgefunden haben und dass diese verschiedenen ehemaligen alten Versicherungen mit ihren Strukturen kaputt gemacht werden.
Engels: Gibt es irgendwo etwas, wo Sie vielleicht auch der Allianz entgegenkommen werden, damit der Stellenabbau nicht ganz so rigide ausfällt?
Reinbrecht: Jetzt ist die Allianz dran, uns ein Stück entgegenzukommen. Wir sind ja insoweit immer mitgegangen, dass wir ja schon gemeinsam mit den Betriebsräten gesagt haben, wir akzeptieren Umstrukturierungen. Wir wissen auch, dass immer wieder die Allianz sich anpassen muss an die Markterfordernisse. Jetzt ist aber die Allianz dran, und sie muss akzeptieren, dass sie nicht nur rein technisch nach dem Machbaren zu gehen hat, sondern dass sie auch gucken muss, welche Rolle ihre Mitarbeiter spielen und dass sie auch eine Verantwortung hat für die Mitarbeiter und auch für diese Gesellschaft.
Engels: Jörg Reinbrecht war das. Er ist der Sprecher für den Bereich Banken und Versicherungen bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Herzlichen Dank für das Gespräch.
Reinbrecht: Bitte, gerne.