Mittwoch, 01. Mai 2024

"Wohnungsbau-Tag"
Verbände fordern von Bund und Ländern Sonderförderung von 23 Milliarden Euro

Ein Bündnis aus Verbänden fordert von Bund und Ländern eine Sonderförderung in Höhe von 23 Milliarden Euro für den Bau neuer Wohnungen. Die Politik müsse auf diesem Weg unter anderem 100.000 neue Sozialwohnungen ermöglichen, heißt es in der Mitteilung des sogenannten "Bündnis Wohnungsbau".

11.04.2024
    Neubauten in Berlin
    Der Wohnungsbau ist unter anderem wegen der gestiegenen Zinsen ins Hintertreffen geraten. (IMAGO / Massimo Rodari)
    Dazu zählen Vertreter der Bauwirtschaft, Gewerkschaften sowie der Deutsche Mieterbund. Die Politik müsse zudem Baustandards senken, hieß es. Die Branchenvertreter beraten in Berlin mit Wirtschaftsminister Habeck und Bauministerin Geywitz über die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Nach Angaben der Immobilienbranche fehlen in Deutschland derzeit etwa 800.000 Wohnungen.

    IG-BAU: "Kein bezahlbarer Wohnraum birgt die Gefahr sozialen Sprengstoffs"

    Angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt warnt der IG-BAU-Vorsitzende Feiger vor Risiken für die Gesamtwirtschaft. Die Wirtschaft hierzulande hänge stark am Wohnungsbau, sagte Feiger im Deutschlandfunk (Audio-Link). Zudem seien die Unternehmen dringend auf Fachkräfte angewiesen. Doch diese wollten ohne bezahlbare Unterkünfte nicht nach Deutschland kommen. Feiger sprach auch von der Gefahr des sozialen Sprengstoffs, wenn sich Menschen von ihrer Arbeit keine bezahlbare Wohnung leisten könnten. Feiger betonte, er erwarte Zinsvergünstigungsprogramme über die KfW. Der Markt alleine werde die Probleme nicht regeln.
    Bundesbauministerin Geywitz verwies in der "Rheinischen Post" darauf, dass fast alle Bundesländer deutlich mehr Mittel in den Neubau von bezahlbarem Wohnen steckten als in der Vergangenheit. Die Bauindustrie hingegen sieht trotz der sinkenden Inflation keinerlei Anzeichen für eine Entspannung am Wohnungsmarkt. Einige Politiker redeten bereits von Signalen einer Belebung des Wohnungsbaus, dabei sei die Talfahrt noch im vollen Gang, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Müller, der "Augsburger Allgemeinen" und der "Rheinischen Post". Ähnlich äußerten sich Handwerkspräsident Dittrich und der Präsident des Eigentümerverbandes Haus und Grund, Warnecke.

    GdW-Präsident: "Ist wirklich immer ein Top-Schallschutz notwendig?"

    Der Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Gedaschko, sagte dem Deutschlandfunk, all das, wovor man in der Vergangenheit gewarnt habe, sei eingetreten. Er verwies auch auf die hohen Standards beim Neubau: "Ist wirklich alles notwendig? Ist wirklich immer ein Top-Schallschutz notwendig? Ist es notwendig, dass wir in jeder Landesbauordnung einzelne Vorschriften haben, die das serielle Bauen erschweren und verteuern?"

    Studie: Krise wird gesamte Wirtschaft hart treffen

    Die Krise im Wohnungsbau könnte einer neuen Studie zufolge die gesamte deutsche Wirtschaft hart treffen. Die Branche sei volkswirtschaftlich gesehen fast so bedeutend wie die gesamte Automobilwirtschaft. Das ermittelte die Beratungsfirma DIW Econ, ein Tochterunternehmen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), im Auftrag des Verbändebündnisses Wohnungsbau. Ein Einbrechen könnte der Volkswirtschaft damit Milliarden-Verluste und dem Staat Rückgänge bei den Steuereinnahmen bescheren. Laut DIW Econ hat jeder siebte Euro der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung direkt oder indirekt mit dem Wohnungsbau zu tun. Auch rund jeder siebte Arbeitsplatz und 17 Prozent der Steuereinnahmen stünden mit dieser Branche in Verbindung. 
    Diese Nachricht wurde am 11.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.