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Verbesserte Klangqualität im Kino

Technik. - In modernen Kinosälen hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Die Bilder flimmern zwar immer noch flach an der Leinwand , aber der Zuschauer ist durch aufwendige Surround-Sound-Systeme umgeben. Im Kino der Thüringer Universitätsstadt Ilmenau hat die gestern Nachmittag ein neues, revolutionäres Soundsystem fürs Kino vorgestellt, das nach dem Prinzip der sogenannten Wellenfeldsynthese funktioniert.

    Von Arne Borsum

    Wirft man einen Stein ins Wasser, dann sendet er ringförmig Wellen aus. Diese Wellen könnte man nun nachbilden, indem man eine große Zahl kleiner Steine nimmt. Die Wellen der kleinen Steine überlagern sich und bilden dann große Wellen, die der des einzelnen Steines entsprechen. Übertragen auf die Audio-Wiedergabe heißt das: Man nehme möglichst viele kleine Lautsprecher und reihe sie wie an der Perlenschnur an allen vier Wänden eines Raumes auf. Die Idee ist nicht neu, schon in den achtziger Jahren wurde die sogenannte "Wellenfeldsynthese" an der niederländischen Technischen Universität Delft entwickelt. Bei diesem Verfahren werden bis zu 200 Lautsprecher so angesteuert, dass im Wiedergaberaum eine täuschend echte Kopie eines Schallfeldes entsteht.

    Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren wird hierzu nicht nur der Ton an sich aufgezeichnet. Zusätzlich werden Informationen über den Nachhall und die Anordnung der Schallquellen im Aufnahmeraum gespeichert. Aufwendige Rechentechnik sorgt dann dafür, dass aus diesen Daten eine Art Klanghologramm entsteht. Der Kinobesucher hat den Eindruck, mitten im akustischen Geschehen zu sein. Sandra Brix leitet die Untersuchungen zur Wellenfeldsynthese der Ilmenauer Fraunhofer-Arbeitsgruppe. Sie nennt die Vorteile, die diese gegenüber der konventionellen Audiowiedergabe hat:

    Es gibt Qualitäten, die durch die Wellenfeldsynthese kommen: Dass ich weiß, wo meine Schallquellen sich befinden, also Richtung, Entfernung und Ausdehnung; und dass das ganze eindrucksvoller klingt.

    Da es aber noch keine Filme gibt, die die Wellenfeldsynthese direkt unterstützen, wurde auch ein Verfahren entwickelt, das konventionelle Formate umwandelt. Der große Vorteil gegenüber der herkömmlichen Surround-Sound-Wiedergabe ist, dass ein optimaler Klangeindruck so im gesamten Wiedergaberaum möglich ist und nicht nur in der Mitte des Raumes - dem sogenannten "Sweet Spot". Mit der Installation eines entsprechenden Systems in einem Kinosaal der Ilmenauer "Lindenlichtspiele" ist nun die Möglichkeit gegeben, die entwickelte Technik im täglichen Einsatz zu testen. Der Leiter der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Elektronische Medientechnologie - Prof. Dr. Karlheinz Brandenburg - sieht darin einen wichtigen Schritt für die weitere Entwicklung:

    Dies ist ja das erste Mal, dass ein Klangfeldsynthese-System in einem Raum dieser Größe installiert ist, und auch das erste Mal, dass ein Klangfeldsynthese-System nicht mehr ein Laborprototyp ist, sondern tatsächlich ab jetzt kommerziell verfügbar ist. Dazu braucht es dann noch entsprechende Inhalte, die die Möglichkeiten der Klangfeldsynthese wirklich zeigen. Da gibt es auch schon die ersten Elemente, wie der Trailer, der hier gezeigt wird. Und dann wenn es wirklich gelingt, den drastischen Klangfortschritt auch vorzuführen, kann man die großen Direktoren und Tonmeister nach Ilmenau holen und ihnen das vorführen oder so ein System auch an einem anderen Ort aufbauen.

    Brandenburg jedenfalls sieht optimistisch in die Zukunft der Wellenfeldsynthese - trotz der hohen Kosten, die mit der Installation solcher Systeme verbunden ist:

    Die Wellenfeldsynthese wird über die nächsten Jahre einen Siegeszug durch die gesamte Audiotechnik antreten. Das geht los mit Kinos. Vielleicht nicht einmal in großer Zahl am Anfang, sondern eher Performances; überall dort, wo Klang viel besser wiedergegeben werden soll, als es heute schon geht. Zunächst die Dinge, wo viel Geld vorhanden ist, später dann auch im Heimbereich.

    Was heute noch nach Zukunftsmusik klingt, ist durch die Installation des Systems im Ilmenauer Kino einen entscheidenden Schritt näher gerückt.