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Verbesserte Verbraucherinformation

Ob Käfig- oder Bodenhaltung, Freiland- oder Bioei - wer bisher Eier auf dem Wochenmarkt kaufte und dabei Wert auf eine bestimmte Haltungsform der Hennen legte, der hatte es schwer. Denn während Eier im Geschäft gekennzeichnet sein müssen, gab es für die Verkäufer auf den Märkten keine klaren Regeln. Da half nur fragen und vertrauen. Doch seit Monatsanfang hat sich das geändert. Auch am Marktstand müssen die lose verkauften Eier jetzt mit einem Erzeuger-Code gestempelt sein.

Von Markus Rimmele |
    Auch auf den deutschen Wochenmärkten halten jetzt die Zahlen Einzug. Wer wissen will, wie sein Frühstücksei entstanden ist, kann dies leicht herauskriegen. Der Kunde muss nur auf den Stempel schauen, und schon weiß er Bescheid, wie das Huhn lebt, das ihm sein Ei geliefert hat - vorausgesetzt er kennt die Zahlen und kann den Aufdruck richtig interpretieren. Die verpflichtende Eierkennzeichnung in Europa, die schon vor anderthalb Jahren eingeführt wurde, gilt jetzt auch für die Direktverkäufer auf den Wochenmärkten. Bisher waren diese von der Regelung ausgenommen. Ab sofort wechselt auch auf Deutschlands Marktplätzen kein Ei ohne Erzeugercode den Besitzer. Der Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium Gerald Thalheim ist zufrieden:

    " Da wird eine Lücke geschlossen, denn gerade in Deutschland wird ein Großteil der Eier auf Wochenmärkten gehandelt. Gerade bei den Eiern, die in den Haushalten verwendet werden, dort fehlte bis jetzt die Kennzeichnung, und das war eine Lücke. Und gerade die Bundesregierung hat sich darum bemüht, auch in Brüssel diese Lücke zu schließen. Und diesem Begehren, was insbesondere von Deutschland ausging, ist die EU-Kommission gefolgt, ebenso die anderen Mitgliedsstaaten, so dass jetzt eine generelle Kennzeichnung notwenig ist. "

    Innerhalb der EU war allerdings noch gerungen worden. Vor allem die Polen mit ihrer kleinteiligen Landwirtschaft wollten vermeiden, dass sich die vielen Kleinerzeuger der bürokratischen Kennzeichnung unterziehen müssen und setzten eine Ausnahmeregelung für Eierproduzenten mit weniger als 50 Legehennen durch, die nun auch weiterhin keinen Stempel brauchen. Den Mitgliedstaaten steht aber frei, ob sie von dieser Ausnahmeregelung Gebrauch machen wollen. In Deutschland wird sie nicht gelten. Und nach weiteren Verhandlungen ist auch klar, dass keine unbezeichneten Eier etwa aus Polen auf den deutschen Märkten im Grenzgebiet verkauft werden dürfen. Hierzulande wird es nun also keine Eier ohne Stempel mehr geben. Lückenlose Transparenz für den Verbraucher also - sofern er den Stempel versteht. Der Code beginnt jeweils mit einer Ziffer. 0 steht für ökologische Erzeugung, 1 für Freiland-, 2 für Boden- und 3 für Käfighaltung. Danach folgt ein Buchstabenkürzel, welches das Herkunftsland bezeichnet. DE steht etwa für Deutschland, NL für die Niederlande. Und mit der Zahlenreihe am Ende lassen sich sogar Legebetrieb und Stallnummer ermitteln. Der Ziffercode allein ist zu kompliziert, monieren Verbrauchervertreter. Uta Nehls von der Neuen Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern:

    " Bei verpackten Eiern ist vorgeschrieben, dass zum Beispiel auch in Buchstabenform die Haltungsform der Hennen gekennzeichnet wird, also Käfighaltung, Freilandhaltung, Bodenhaltung muss als Wort auch auf der Verpackung stehen. Das ist beim Verkauf von losen Eiern auf Märkten eben fakultativ. Es kann, muss aber nicht so gekennzeichnet werden. Das erfordert dann also wieder vom Verbraucher, dass er wirklich auch die Nummern für die Haltungsformen kennen muss. "

    Also klare Wortlautbezeichnung auch auf den Wochenmärkten, so die Forderung. Und am liebsten hätten die Verbrauchervertreter auch noch die verpflichtende Angabe des Legedatums. Der Staatssekretär weist so viel Kennzeichnung zurück:

    " Wir müssen nun weiß Gott nicht alles regeln. Ich denke, gerade die Wochenmärkte, ja nicht nur bei den Eiern, auch bei anderen Produkten, Obst und Gemüse, die erlauben ja noch den persönlichen Kontakt. Je größer die Transportwege werden, je anonymer die Produktion also in den Supermärkten, dort ist es einfach notwendig, das alles zu erfassen. Im Gegensatz dazu eben auf den Wochenmärkten. Und da müssen wir nun nicht alles vorschreiben. "

    Die nun verallgemeinerte Kennzeichnung reicht aus, glaubt Thalheim. Wichtig sei vor allem der Lückenschluss auf den Wochenmärkten gewesen, und der sei ja nun erfolgt. Und erfreut über das Ende der Ausnahmen zeigen sich nicht nur die Politiker, sondern auch die Vertreter der deutschen Eierproduzenten.