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Verbesserungen für Energiewende gefordert

Der Naturschutzbund NABU kritisiert die Bundesregierung für ihre Energie- und Klimapolitik. Der Umweltverband wertete 2010 als ein Jahr vertaner Chancen und rückwärts gewandter Politik. Für die Zukunft werden deutliche Verbesserungen für die Energiewende und den Artenschutz gefordert.

Von Verena Kemna | 08.08.2011
    Rückblickend auf das vergangene Jahr kritisiert NABU-Präsident Olaf Tschimke die Klima- und Energiepolitik der Bundesregierung. Potenziale beim Stromsparen und in der Energieeffizienz müssten nun genutzt werden, doch ein entsprechendes Gesetz ist noch nicht verabschiedet. Allein im Bereich der Gebäudesanierung liegen Einsparpotenziale von etwa 120 Terawattstunden jährlich. Das entspricht einer Leistung von mehr als zehn Atomkraftwerken.

    "Fukushima hat eben dazu beigetragen, die Augen zu öffnen und hat zu einer politischen Wende geführt, was man anerkennen muss. Jetzt geht es darum, das auch umzusetzen, tatsächlich eine nachhaltige Energieversorgung auf den Weg zu bringen, die aber Rücksicht nimmt auf Natur und die gleichzeitig so organisiert ist, dass sie auch dem Klimaschutz dient und das wird die Herausforderung sein."

    Eine politische Chance für Natur- und Klimaschutz ist der Weltklimagipfel Ende November im südafrikanischen Durban. Bei der Weltklimakonferenz im mexikanischen Cancun im vergangenen Jahr konnte man sich lediglich auf grundsätzliche Ziele einigen. Etwa darauf, den Anstieg der Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Auch in Durban rechnet NABU-Präsident Tschimpke nicht mit einem Durchbruch. So sei noch nicht einmal die Zukunft des Emissionshandels gesichert.

    "Entscheidend wird ja sein, dass sich, neben der Europäischen Union, die sich auf ein härteres Klimaschutzziel nämlich eine CO2-Reduktion von 30 Prozent bis 2020 einigen müsste, die USA und China mit einbinden lassen. Das ist bisher ja nicht erkennbar. Gerade die Stagnation der Politik in den USA wird natürlich dazu führen, dass es dort wenig Bewegung gibt und das ist fatal, weil gerade dort der CO2-Ausstoß im letzten Jahr wieder angestiegen ist."

    Ein anderes Thema im vergangenen Jahr: die Biodiversität. Das Ziel, den Verlust an Arten zu stoppen hat die Europäische Union verfehlt, kritisiert Tschimke. Doch konnte auf der Weltnaturschutzkonferenz in Japan eine Strategie für die nächsten neun Jahre entwickelt werden. Dringend notwendig, denn weltweit würden die Listen der vom Aussterben bedrohten Tiere immer länger. Der NABU fordert nun eine Agrarreform, die ökologische Leistungen im Sinne des Naturschutzes finanziell mehr als bisher unterstützt.

    "Wir brauchen einen Biotopverbund, das muss auf den Weg gebracht werden und wir müssen die Landnutzungssysteme so umbauen, dass tatsächlich Tiere und Pflanzen auch eine Überlebenschance haben. Wenn die Landwirtschaft sich weiter intensiviert, wird das so nicht funktionieren. Deswegen unsere Forderung zu einem ökologischen Sicherheitsnetz auf zehn Prozent der der Fläche in Europa und in Deutschland."

    Bei aller Kritik, immer mehr Menschen würden sich für Umweltschutz und den Erhalt von Naturlandschaften engagieren, meint Olaf Tschimke und verweist auf steigende Mitgliederzahlen des eigenen Verbandes. Als Erfolg verbucht er auch die Renaturierungsmaßnahmen an der Unteren Havel und viele andere Projekte.

    "Dass ein Großteil der Wasserstraßen, die nicht mehr gebraucht werden renaturiert werden und dass zum Beispiel die Buchenwälder als Weltnaturerbe ernannt worden sind. Hier muss natürlich auch noch nachgearbeitet werden. Wir brauchen auch Urwälder in Deutschland, aber der erste Schritt ist gemacht und das kann man sicher als Erfolg verbuchen."