Loetscher: Das ist völlig unsinnig. Ich meine, ich bin im Auto mit dem Anwalt von Frau Kerr und mit einem Germanistikprofessor und anderen Leuten zu dieser privaten Trauerfeier gefahren und in dem zweiten Auto war ein Quartett, und wir alle waren durch den Anwalt von Frau Kerr eingeladen worden.
Müller-Ullrich: Sie sind nicht etwa durch das WC eingestiegen?
Loetscher: Nein, und nicht durch den Kamin und nicht durch den Keller, sondern begrüßt von ihr bei der Haupttüre. Ich meine, der Unsinn geht viel weiter. Nachdem wir vom Krematorium zurückgekehrt sind, da diskutierte man über die offizielle Trauerfeier. Da war auch die Frage, soll ich die Trauerrede halten. Ich sagte, nein, aber ich machte den Vorschlag, dass drei Autoren bei dieser Trauerfeier im Berner Münster Texte lasen, als eine Art Hommage an Friedrich Dürrenmatt.
Müller-Ullrich: Hugo Loetscher, es ist ja deutlich , dass Charlotte Kerr, also Dürrenmatts Witwe, Sie nicht mag. Sie hat die letzten sechs Jahre mit Friedrich Dürrenmatt verbracht, aber Sie, Hugo Loetscher, kannten ihn auch ein bisschen.
Loetscher: Nachdem er nach Zürich zurückgekehrt war, hatte man eine sehr enge Freundschaft. Dann ging es ein bisschen nicht auseinander, aber ich war viel im Ausland, in Amerika und so und kam dann zurück. Und beim 60. Geburtstag, da wurde diese, ich kann wirklich sagen, Freundschaft enorm bestätigt, so sehr Frau Kerr eigentlich Dürrenmatt zu sich und seinem neuen Kreis holte. Dürrenmatt und ich hatten den gleichen Verleger, Keel. Und das brachte einfach mit sich, dass wir oft zusammen saßen im Hause von Keel. Man diskutierte über Literatur, über Gott und die Welt und alles. Das war eben sehr oft der Fall, weil Dürrenmatt sein Haus in Neuenburg sein Haus hatte und die Frau Kerr in München war, und da kam er eben über Zürich.
Müller-Ullrich: Kommen wir zurück nach Neuenburg und in eine, ja man kann schon sagen, etwas makabre Situation natürlich, aber durch diese Dinge die jetzt herauskommen, fast auch ein bisschen komisch. Sie schreiben, Hugo Loetscher, auf dem Nachttisch habe ein Roman von Stephen King gelegen, wenn Sie das weiterhin behaupten, sollen Sie auch 20.000 zahlen, sind Sie sich dessen ganz sicher.
Loetscher: Ja, ich würde sagen ja.
Müller-Ullrich: Und Sie haben gesehen, dass die Hände des Toten ineinander gelegt worden waren?
Loetscher: Ja. Also jetzt muss ich ehrlich sagen, wenn sie jetzt behauptet, ich möchte sagen "gefaltet", da will ich nun nicht behaupten, dass ich mich da nicht hätte irren können. Sehen Sie, ich habe die Sache nicht erst nachträglich geschrieben, sondern ziemlich rasch nach dem Tod, also meine ganzen Erinnerungen. Und habe sie auch dem Verlag gegeben, das lag dort schon lange, aber einfach mit dem Gedanken, das vorläufig nicht zu veröffentlichen. Sie hatte die Frau Keel, also die Frau vom Verleger gebeten, eine Zeichnung zu machen. Da wollte sie auch, dass ich das nicht erwähne, das verstand ich nicht. Jetzt stellt sich heraus, dass Frau Kerr diese Zeichnung nicht gut genug oder nicht schön fand und sie verbrannt hat.
Müller-Ullrich: Apropos verbrannt. Friedrich Dürrenmatt wurde eingeäschert nach seinem Tod wie übrigens manche Schweizer Schriftsteller, zum Beispiel Max Frisch. Nur bei Max Frisch weiß man, dass die Asche zum Schluss bei einer Trauerfeier von Freunden ins Feuer geworfen und somit den Lüften übereignet wurde. Aber Dürrenmatts Asche, wo ist die eigentlich?
Loetscher: Das weiß kein Mensch. Wo die Asche von Dürrenmatt ist, weiß ich nicht. Denn das Gespräch, das ich mit ihr hatte am Abend vor dieser Feier, über die ich geschrieben habe, da hatte ich noch gefragt, sag mal, wann findet denn, wir nennen das in der Schweiz ja auch die Abdankung statt. Das gibt es nicht, ich lasse ihn einäschern, und da sagte ich noch, das ist äußert merkwürdig.
Müller-Ullrich: Sie werden jetzt gar nichts unterlassen und an Ihrem Buch - das ja eigentlich nur in Teilen von Dürrenmatt handelt, es ist eine Schweizer Literaturgeschichte vom 16. Jahrhundert an - werden Sie nichts ändern?
Müller-Ullrich: Man darf anscheinend keine Telefonate publizieren und da drin gibt es ein Gespräch von dem Vorabend, wo ich das festhalte mit ihr. Wenn man das nicht kann, mein Gott, das könnte man auch streichen. Aber ob jetzt die Händer gefaltet sind oder nicht, verstehen Sie, da lohnt eigentlich ein Prozess nicht. Und die Grundgeschichte von dieser, wie wir Schweizer sagen, Abdankung, da gibt es wenig zu rütteln und zu widerrufen.
Müller-Ullrich: Sie sind nicht etwa durch das WC eingestiegen?
Loetscher: Nein, und nicht durch den Kamin und nicht durch den Keller, sondern begrüßt von ihr bei der Haupttüre. Ich meine, der Unsinn geht viel weiter. Nachdem wir vom Krematorium zurückgekehrt sind, da diskutierte man über die offizielle Trauerfeier. Da war auch die Frage, soll ich die Trauerrede halten. Ich sagte, nein, aber ich machte den Vorschlag, dass drei Autoren bei dieser Trauerfeier im Berner Münster Texte lasen, als eine Art Hommage an Friedrich Dürrenmatt.
Müller-Ullrich: Hugo Loetscher, es ist ja deutlich , dass Charlotte Kerr, also Dürrenmatts Witwe, Sie nicht mag. Sie hat die letzten sechs Jahre mit Friedrich Dürrenmatt verbracht, aber Sie, Hugo Loetscher, kannten ihn auch ein bisschen.
Loetscher: Nachdem er nach Zürich zurückgekehrt war, hatte man eine sehr enge Freundschaft. Dann ging es ein bisschen nicht auseinander, aber ich war viel im Ausland, in Amerika und so und kam dann zurück. Und beim 60. Geburtstag, da wurde diese, ich kann wirklich sagen, Freundschaft enorm bestätigt, so sehr Frau Kerr eigentlich Dürrenmatt zu sich und seinem neuen Kreis holte. Dürrenmatt und ich hatten den gleichen Verleger, Keel. Und das brachte einfach mit sich, dass wir oft zusammen saßen im Hause von Keel. Man diskutierte über Literatur, über Gott und die Welt und alles. Das war eben sehr oft der Fall, weil Dürrenmatt sein Haus in Neuenburg sein Haus hatte und die Frau Kerr in München war, und da kam er eben über Zürich.
Müller-Ullrich: Kommen wir zurück nach Neuenburg und in eine, ja man kann schon sagen, etwas makabre Situation natürlich, aber durch diese Dinge die jetzt herauskommen, fast auch ein bisschen komisch. Sie schreiben, Hugo Loetscher, auf dem Nachttisch habe ein Roman von Stephen King gelegen, wenn Sie das weiterhin behaupten, sollen Sie auch 20.000 zahlen, sind Sie sich dessen ganz sicher.
Loetscher: Ja, ich würde sagen ja.
Müller-Ullrich: Und Sie haben gesehen, dass die Hände des Toten ineinander gelegt worden waren?
Loetscher: Ja. Also jetzt muss ich ehrlich sagen, wenn sie jetzt behauptet, ich möchte sagen "gefaltet", da will ich nun nicht behaupten, dass ich mich da nicht hätte irren können. Sehen Sie, ich habe die Sache nicht erst nachträglich geschrieben, sondern ziemlich rasch nach dem Tod, also meine ganzen Erinnerungen. Und habe sie auch dem Verlag gegeben, das lag dort schon lange, aber einfach mit dem Gedanken, das vorläufig nicht zu veröffentlichen. Sie hatte die Frau Keel, also die Frau vom Verleger gebeten, eine Zeichnung zu machen. Da wollte sie auch, dass ich das nicht erwähne, das verstand ich nicht. Jetzt stellt sich heraus, dass Frau Kerr diese Zeichnung nicht gut genug oder nicht schön fand und sie verbrannt hat.
Müller-Ullrich: Apropos verbrannt. Friedrich Dürrenmatt wurde eingeäschert nach seinem Tod wie übrigens manche Schweizer Schriftsteller, zum Beispiel Max Frisch. Nur bei Max Frisch weiß man, dass die Asche zum Schluss bei einer Trauerfeier von Freunden ins Feuer geworfen und somit den Lüften übereignet wurde. Aber Dürrenmatts Asche, wo ist die eigentlich?
Loetscher: Das weiß kein Mensch. Wo die Asche von Dürrenmatt ist, weiß ich nicht. Denn das Gespräch, das ich mit ihr hatte am Abend vor dieser Feier, über die ich geschrieben habe, da hatte ich noch gefragt, sag mal, wann findet denn, wir nennen das in der Schweiz ja auch die Abdankung statt. Das gibt es nicht, ich lasse ihn einäschern, und da sagte ich noch, das ist äußert merkwürdig.
Müller-Ullrich: Sie werden jetzt gar nichts unterlassen und an Ihrem Buch - das ja eigentlich nur in Teilen von Dürrenmatt handelt, es ist eine Schweizer Literaturgeschichte vom 16. Jahrhundert an - werden Sie nichts ändern?
Müller-Ullrich: Man darf anscheinend keine Telefonate publizieren und da drin gibt es ein Gespräch von dem Vorabend, wo ich das festhalte mit ihr. Wenn man das nicht kann, mein Gott, das könnte man auch streichen. Aber ob jetzt die Händer gefaltet sind oder nicht, verstehen Sie, da lohnt eigentlich ein Prozess nicht. Und die Grundgeschichte von dieser, wie wir Schweizer sagen, Abdankung, da gibt es wenig zu rütteln und zu widerrufen.