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Verbotene Lebensmittel im Onlineshop

Das Internet hat den Vorteil, dass es kaum zu kontrollieren ist - das kann aber auch ein Nachteil sein: Über das weltweite Datennetz werden auch zweifelhafte Produkte vertrieben, die im Einzelhandel vor Ort gar nicht angeboten werden können - wie beispielsweise bestimmte, verbotene Lebensmittel. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Braunschweig versucht, den illegalen Handel zu stoppen.

Von Susanne Schrammar |
    "Wir wissen von Produkten, die angeboten werden als rein pflanzliches Kräutermittel für die Stärkung der Manneskraft. Tatsächlich enthielten solche Produkte den Wirkstoff Sildenafil, das ist der Viagra-Wirkstoff und zwar auch in einer Dosierung, die durchaus am oberen Limit ist. Das heißt also, hier muss man damit rechnen, dass empfindliche Verbraucher tatsächlich auch empfindliche Nebenwirkungen hätten."

    Immer häufiger, sagt der neue Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Helmut Tschiersky-Schöneburg, werden solche für den Verbraucher nicht erkennbaren Arzneimittel im Internet verkauft - meist auf dubiosen Seiten, die irgendwo auf einem ausländischen Server liegen und in der Regel unter dem Stichwort "Nahrungsergänzungsmittel".

    Anders als Arzneimittel müssen diese in Deutschland nicht durch ein jahrelanges und teures Prüf- und Zulassungsverfahren gehen. Deshalb entsprechen sie häufig nicht den deutschen strengen Anforderungen an ein Medikament. Zwar gilt das nicht für jedes Nahrungsergänzungsmittel, das online angeboten wird, sagt Tschiersky-Schöneburg.

    "Trotzdem ist es nicht auszuschließen, dass einige Nahrungsergänzungsmittel in ihrer Zusammensetzung Stoffe enthalten, für die wir aus deutscher Sicht sagen würden, diese Stoffe haben eine pharmakologische Wirkung und mit dieser pharmakologischen Wirkung würde man das gesamte Produkt den Arzneimitteln zuordnen. Und das ist sicher auch eine Herausforderung auch für die Behörden, hier diesen Markt weiter im Auge zu halten."

    Wie diese Kontrolle verbessert werden kann, darüber tagen Verbraucherschutzexperten aus dem gesamten Bundesgebiet gerade in Braunschweig. Dabei geht es nicht nur um Arznei- und Lebensmittel, auch der Handel mit gefährlichen Pflanzenschutzmitteln im Internet hat zugenommen. Brigitte Weigand von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ist seit Jahren damit beschäftigt, Onlineauktionshäuser und -handelsplattformen systematisch nach nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln zu durchforsten. Weigand hat festgestellt: Immer mehr Privatleute versuchen, diese im Internet zu verkaufen.

    "Manchmal ist es so eine Art Resteentsorgung, es kann sein, dass jemand seinen Speicher entrümpelt, findet dabei noch alte Packungen, die angebrochen sind, die vielleicht schon ein paar mal Frost mitbekommen haben. Oder die Produkte sind einfach nicht mehr zugelassen, das heißt, sie dürfen hier in Deutschland auch nicht mehr angewendet werden."

    Stößt die Pflanzenschutzexpertin in Internetauktionshäusern auf ein solches Angebot, unterrichtet sie die Betreiber und die Waren werden aus dem Verkehr gezogen. Den Versuch, das grenzenlose und weltumspannende Internet nach illegalen und gefährlichen Waren zu durchsuchen, betreibt seit ein paar Jahren auch der Zoll. Ein zehnköpfiges Spezialteam um Barbara Beyer surft dafür den ganzen Tag im Netz.

    "Wir gehen über Suchmaschinen, checken Auktionshäuser, Websites auf Angebote, versuchen dann herauszufinden, wo sitzt der Verkäufer, wo sitzt der Käufer, um einen Bezug nach Deutschland festzustellen, geben dann ab an unsere Fahndungsämter zum Beispiel, damit dort Ermittlungen aufgenommen werden, meistens mit der Staatsanwaltschaft, um dann diejenigen dingfest zu machen."