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Verbrauchsangaben
Deutsche Umwelthilfe gegen Autohändler

Benzin und Diesel gehen richtig ins Geld, deshalb achten viele beim Autokauf auf die Verbrauchsangaben. Manch einer muss jedoch feststellen, dass viele Autos deutlich mehr als angegeben benötigen. Jetzt hat die Deutsche Umwelthilfe Briefe an einzelne Händler verschickt, die ihrer Meinung nach nur unzureichend über den Verbrauch informieren.

Von Thomas Wagner | 05.05.2015
    Ein Auto fährt am 19.08.2013 an einem geflicktem Schlagloch in einer Straße in Büderich (Nordrhein-Westfalen) vorbei.
    Wie umweltfreundlich ist der Verbrauch eines Autos wirklich? (dpa / picture alliance / Jan-Philipp Strobel)
    Hansjörg Blender ist Autohändler in Radolfzell am Bodensee - und Obermeister der regionalen KFZ-Innung. Auf dem Schreibtisch vor ihm liegt ein Zeitungsartikel mit, aus Blenders Sicht, ärgerlichem Inhalt.
    "Saftige Strafen für Autohändler: Es geht ganz einfach um die Energieauszeichnungs-Verordnung. Es geht hauptsächlich darum: Wie stellt man das da? Wie stellt man das in der Zeitung, wie im Internet dar?"
    Spätestens an dieser Stelle wirkt Blender erregt.
    "Es ist eine Abzocke der Deutschen Umwelthilfe zu Lasten des KFZ-Gewerbes."
    Damit wird klar: Nicht nur Hansjörg Blender, sondern weite Teile der KFZ-Händler bundesweit, sind verärgert über die Deutsche Umwelthilfe. Dreh- und Angelpunkt ist eben die Kraftfahrzeug-Energie-Auszeichnungsverordnung der EU. Und da steht drin, dass Hersteller und Händler von Autos genaue Angaben machen müssen über durchschnittliche Treibstoff-Verbräuche und CO-2-Emissionen einzelner Fahrzeuge.
    "Es gibt viele Untersuchungen, die aufzeigen, dass eine entsprechend konsequente Kennzeichnung dazu führt, dass die Autokäufer wenig stark motorisierende, spritsparende Fahrzeuge in der Tendenz etwas stärker kaufen."
    Häufig geschönte Angaben
    Schon alleine deshalb, so Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe in Radolfzell, mache die europäische Kraftfahrzeug-Energie-Auszeichnungsverordnung Sinn. Indes: Die Vorschrift besteht bereits seit über zehn Jahren. Doch gerade in Deutschland werde sie, so Resch, häufig ignoriert - sei es, dass Autohersteller oftmals überhaupt keine, sei es, dass sie sogenannte "geschönte" Angaben machten. Doch damit nicht genug: Auch manche Autohändler scherten sich wenig um die EU-Vorschrift, und zwar, so Resch, durch.
    "Anzeigen, bei denen die Angaben zu klein oder versteckt angebracht werden."
    Will heißen: Die von der EU geforderten relevanten Angaben zur Umweltbelastung eines Fahrzeuges wandern nach Reschs Beobachtung häufig ins Kleingedruckte. Und dies sei unzulässig. Denn in der EU-Vorschrift stehe nicht nur drin, welche Angaben gemacht werden müssen, sondern auch, wie groß diese sein müssen. Nämlich genauso auffällig wie der Rest eines Werbetextes, so ähnlich die die Gesundheits-Warnhinweise auf einer Zigarettenschachtel. Doch was auf dem Zigarettenschachtel geht, sei bei Autohändlern schwierig
    "Weil dann Werbung einfach nicht mehr bezahlbar ist. Sie kann nicht in der gleichen Größe wie die Headline sein. Sonst können wir Anzeigen nicht mehr veröffentlichen und nicht mehr bezahlen", betont Obermeister Hansjörg Blender von der KfZ-Innung Singen im Landkreis Konstanz. Viele Händler denken ebenso wie er - und veröffentlichen CO-2 und Verbrauachsangaben entsprechend klein, was wiederum regelmäßig die Deutsche Umwelthilfe auf den Plan ruft: Sie lässt Autohändler zwischen Flensburg und dem Bodensee bei Verstößen regelmäßig abmahnen. Denn, so Jürgen Resch:
    "Die Verordnung sagt ganz klar, wie groß die Kennzeichnung sein muss. Und die Gerichte bestätigen uns dies. Die Zigarettenindustrie käme auch nie auf die Idee und sagt, wir machen jetzt die Angaben halb so groß."
    Damit will sich der Zentralverband des Deutschen KFZ-Gewerbes aber nicht abfinden..
    "Wir ärgern uns, weil das, was im Moment mit Abmahnungen und ähnlichem passiert, gar nicht viel mit Umweltschutz zu tun hat oder mit dem Bestreben, den Verkäufer richtig aufzuklären. Sondern wir empfinden es eher als Abzocke."
    So Dietmar Clysters aus Mannheim, Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg im Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Rund vier Millionen Euro, so der Vorwurf des Verbandes, habe die Deutsche Umwelthilfe in den vergangenen Jahren durch Abmahnungen an Autohändler und Hersteller eingenommen - eine Zahl, die Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch gar nicht dementieren will. Allerdings weist er den Vorwurf zurück, auf Kosten der KfZ-Händler das Verbandskonto prall füllen zu wollen:
    "Das ist Blödsinn. Wir nutzen das Geld, um die Kontrollen zu finanzieren. Wir nutzen das Geld auch mittlerweile, um Abgasmessungen durchzuführen und nachzuweisen, dass sie sehr viel höhere Stickoxid-Emissionen verursachen. Das möchte man am liebsten wieder stoppen. Wir bewegen uns in einem Bereich, wo wir als klageberechtigter Verbraucherschutzverband die Aufgabe haben, die korrekte Kennzeichnung des Autohandels und der Autohersteller durchzusetzen."
    Der Zentralverband des deutschen Kraftfahrzeug-Gewerbes will dagegen politisch vorgehen - mit einer Online-Petition an die Adresse von EU-Abgeordneten, um die entsprechende Richtlinie abzuschwächen. Die Deutsche Umwelthilfe sieht dem gelassen entgegen - und lässt bei Verstößen weiterhin Abmahnungen schreiben.