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Verdiente Würdigung

Preisverleihung. – Die würdigen Vertreter der Nobel-Stiftung haben gerade ihre gewichtigen Urteile verkündet, da steigt an der US-Eliteuniversität Harvard schon die nächste Nobelpreisverleihung. Vor 1200 weitaus weniger würdigen als ausgelassenen Gästen wurden die verliehen, in diesem Jahr zehn an der Zahl.

    Ig-Nobelpreis-würdig sind wissenschaftliche Leistungenr, die die Leute erst zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen, so heißt es auf der Homepage der Ig-Nobelpreise. Anderen Quellen zufolge werden die Preise für Forschungen oder Leistungen verliehen, die nicht wiederholt werden können beziehungsweise nicht sollten. So erhielt der Neuseeländer James Watson für seine Studie über "Die Bedeutung von Mr. Richard Buckleys explodierender Hosen" für die neuseeländische Milchwirtschaft zwischen den beiden Weltkriegen.

    Unter den Preisträgern befindet sich auch ein Deutscher – zumindest der Abstammung nach. Viktor Benno Meyer-Rochow hat jedoch inzwischen die neuseeländische Staatsbürgerschaft, den ständigen Wohnsitz in Finnland und eine Professur an der Internationalen Universität in Bremen. Dem Preiskomitee schien die Arbeit auszeichnungswürdig, die Meyer-Rochow zusammen mit Joszef Gal von der Loránd Eötvös Universität in Ungarn über "Drücke, die von sich entleerenden Pinguinen produziert werden"anfertigten. Die Tiere erzeugen einen doppelt so hohen Druck wie der Mensch und erreichen damit Kotflugweiten von 40 Zentimetern.

    Akademische Ehren zu seinem wirtschaftlichen Erfolg erhielt Gregg Miller aus Oak Grove, Missouri, der Hodenprothesen für kastrierte männliche Haustiere entwickelt hat, die es in drei Größen und Festigkeitsgraden gibt. Die Entwicklung "hilft", so der Erfinder auf seiner Homepage, "den Haustieren, ihr natürliches Aussehen und ihr Selbstwertgefühl zu erhalten und hilft gegen die Traumata, die mit der Kastration einhergehen können".

    Den diesjährigen Ig-Literaturnobelpreis erhielten im übrigen die "nigerianischen Internetunternehmer", die "Millionen von Email-Lesern mit Kurzgeschichten über eine Reihe farbigen Charakteren versorgten, die nur gegen geringe Gebühr große Reichtümer teilen wollen". Unnötig zu sagen, daß die diesjährigen Literaturnobelpreisträger ihre Auszeichnung nicht entgegennehmen konnten, während fast alle anderen Laureaten sich dem Publikum im Sanders Theatre der Eliteuniversität präsentierten.

    Die Ig-Nobelpreise werden dabei keineswegs immer für Aprilscherze verliehen, jeder Laureat hat seine Ergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Und auch mit richtigen Nobelpreisträgern kann die Ig-Preisverleihung regelmäßig aufwarten. So nimmt Roy J. Glauber seit zehn Jahren das wichtige Amt des Papierflieger-Kehrers wahr. Mehrmals während der Verleihungszeremonie kehrt er die Papierflieger von der Bühne, die vom Publikum in Richtung Preisträger geworfen werden. Dieses Zielwerfen ist keine Ungehörigkeit, sondern eine gute, alte Tradition der Ig-Nobelpreise. In diesem Jahr ist Glauber zusätzlich zu seiner Kehrertätigkeit mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet worden, wenn auch nicht für diese Leistung.

    [Quelle: Volker Mrasek]